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Wie Blueten Am Fluss

Wie Blueten Am Fluss

Titel: Wie Blueten Am Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
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ein Verlangen in mir geweckt, das zu
    unterdrücken ich, seit ich zum Witwer wurde, mit aller Macht versucht habe. Ich bin ein Mann, Shemaine, und mit all den Gefühlen und Mängeln meines Geschlechts geschlagen. Als Mann bewundere
    ich deine Schönheit zutiefst und genieße deine Gegenwart in meinem Haus. Es bereitet mir Freude,
    dich zu beobachten. Du bist sanft, freundlich, gütig und voller Reize. Du bist eine Zierde für diese
    Hütte und für unser Leben hier, wie eine zarte Blume, die mit ihrem Liebreiz und ihrem Duft die Sinne
    betört. In der kurzen Zeit, die ich dich jetzt kenne, ist mir klargeworden, daß ich dich tatsächlich als Frau begehre. Aber ich würde dich niemals zu etwas zwingen, Shemaine... oder dir wissentlich weh tun. Ich will nur das Beste für dich, also darfst du dich wegen gestern nacht nicht grämen. Wie du
    vielleicht erraten konntest, habe ich genossen, daß du mich angesehen hast. Es war überaus erregend,
    dich in meinem Zimmer zu finden. Verachte mich meinetwegen deswegen oder akzeptiere mich
    einfach als einen Mann, der großes Interesse an dir als Frau hat.«
    Ein zartes, bebendes Seufzen kam über Shemaines Lippen. »Ich wollte Ihnen heute am liebsten gar
    nicht gegenübertreten«, gestand sie ihm stockend. »Ich dachte, ich könnte es nicht ertragen.«
    »Du brauchst dich in meiner Gegenwart niemals zu schämen, Shemaine. Ich werde dich niemals dafür
    tadeln, daß du ehrliche Gefühle hast oder einfach ein Mensch bist.«
    Shemaine, die sich immer noch ihre Selbst und erst recht ihrer Situation ungewiß war, deutete mit dem
    Kopf auf den Tisch und murmelte leise: »Ihr Frühstück wird kalt, Mr. Thornton.«
    »Nach Ihnen, Miss O'Hearn«, erwiderte Gage. Dann trat er zurück, um sich galant zu verbeugen und
    ihr mit ausladender Geste den Vortritt zu lassen.
    »Papa, wo bist du?« rief Andrew aus dem Schlafzimmer, bevor er schläfrig in den Salon getapst kam.
    »Da bist du ja, meine kleine Schlafmütze«, rief Gage lachend, und er ging in die Hocke und breitete
    die Arme aus.
    Mit einem vergnügten Kichern lief der Kleine auf seinen Vater zu und wurde einen Augenblick später
    hoch durch die Luft gewirbelt.
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    Gage zog den Jungen dicht an sich und knabberte spielerisch an seinem strammen kleinen Bäuchlein
    unter dem Nachthemd, während er mit einen übertrieben finsteren Knurren neuerliches Glucksen und
    Jubelschreie provozierte.
    Als Andrew schließlich auf seinen Hochstuhl gesetzt wurde, betrachtete er das Essen, das vor ihm
    aufgebaut stand, und schenkte Shemaine ein strahlendes Lächeln. »Lecker! Lecker!«
    Gage zwinkerte seiner Vertragsarbeiterin zu. »Ich glaube, das heißt so viel wie: Laßt uns essen.
    Wollen wir ihm den Gefallen tun?«
    Einmal mehr war Shemaine von den beiden bezaubert und deutete ihre Ehrerbietung mit einem Knicks
    an. »Ich bin hier, um zu gehorchen, Mylord.«
    »Alle Rechte auf diesen Titel habe ich in England zurückgelassen«, erwiderte Gage, ohne weiter
    darüber nachzudenken.
    Shemaine jedoch hob, während sie sich langsam aus ihrem Knicks aufrichtete, verwirrt die Brauen. Da
    sie nicht recht wußte, was er mit diesen Worten gemeint hatte, erkundigte sie sich: »Gibt es denn einen Lord Thornton?«
    »Meinen Vater, William Earl of Thornhedge.« Gage tat die Bedeutung des Titels mit einem
    gleichgültigen Achselzucken ab. »Nicht ganz so beeindruckend wie ein Marquisat, aber hier in den
    Kolonien hat ein Titel für den größten Teil der Bevölkerung ohnehin kaum Bedeutung. Die einzige
    Ausnahme sind da wohl die britischen Würdenträger.«
    Ohne länger bei dem Thema zu verweilen, deutete er auf die Bank hinter ihr und bat Shemaine
    schweigend, Platz zu nehmen. Während sie dies tat, ließ er sich auf die Bank ihr gegenüber nieder. Bei anderer Gelegenheit hatte er ihr die Geschichte vom alten Einohr erzählt, um ihr die Befangenheit zu nehmen. An diesem Morgen griff er auf ein anderes Ereignis zurück - wie Sly Tucker versuchte, einer
    Biene zu entrinnen, während er gleichzeitig Vorräte von der Kutsche lud.
    »Sly sprang auf der Flucht vor dem Winztier mit einem gewaltigen Satz hinten vom Wagen, blieb aber
    mit den Zehen in einem Loch hängen. Er fiel wie ein Sack Mehl der Länge nach zu Boden,
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    wobei er sich um ein Haar die Nase gebrochen hätte. Nach dem Sturz war sie so aufgeschürft, daß alle
    ihn ausgelacht haben. Sly ist für gewöhnlich ein gutmütiger Kerl, aber das Gelächter, das sein
    Mißgeschick krönte, war laut genug, um

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