Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wie Blueten Am Fluss

Wie Blueten Am Fluss

Titel: Wie Blueten Am Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
Klang zu
    geben. »Habe ich es Ihnen nicht gesagt, daß ich das Kabelgatt noch einmal überleben würde? Und
    jetzt bin ich hier, damit Sie sich selbst überzeugen können!«
    Gertrudes Lippen verzerrten sich zu einem bedauernden Hohnlachen. »Wirklich schade, Shemaine.
    Wirklich schade. Aber, wer weiß, vielleicht hast du ja in den nächsten sieben Jahren weniger Glück.«

33
    2. Kapitel
    Der Schiffsjunge blies seine Pfeife und gab damit das Signal für die auf dem Kai wartenden Siedler,
    an Bord zu kommen. Obwohl die meisten Männer hier waren, um Feldarbeiter zu erwerben,
    schlenderten sie gemächlich an den weiblichen Sträflingen vorbei, als zögen sie es ernsthaft in
    Erwägung, eine der Frauen zu kaufen. So ging es zumindest, bis sie Morrisa erreichten, die sich in der Nähe des Besanmastes herausfordernd in Pose gesetzt hatte. Die Männer starrten ihre offen zur Schau gestellten Reize sprachlos an und schienen außerstande, sich abzuwenden. Ihre Frauen jedoch
    begegneten dem Flittchen mit offenkundiger Verachtung. Ein kleiner, langsam erkahlender Mann
    begaffte mit offenem Mund die üppigen Kurven der Hure, aber als er versuchte, sie zu befragen,
    scheuchte Morrisa ihn mit einer ärgerlichen Handbewegung weg.
    »Verschwinde, du kleine Kröte«, fuhr sie ihn an. »Ich suche nach einem richtigen Mann, der mich
    kauft.«
    Das Gesicht des Mannes verdüsterte sich, und auf seinen Wangen malten sich rote Flecken ab,
    während er sie mit finsterem Blick weiter musterte, aber Morrisa zog nur angewidert die Lippen
    zurück und stieß ein zischendes Geräusch aus, als wäre sie eine Schlange, die ein Raubtier
    verscheuchte. Zutiefst gekränkt wich der Mann einige Schritte zurück und zog dann mit einem
    ärgerlichen Blick seinen Mantel zurecht.
    »Hier pflegen wir Hexen immer noch zu ertränken, hörst du!« warnte er sie. Dann zog er angewidert
    die Nase hoch und spazierte zu einer anderen Gruppe von Männern hinüber, die Shemaine und einige
    der jüngeren Frauen näher in Augenschein nahmen.
    Es war fast mehr, als Shemaine ertragen konnte, sich von diesen Siedlern wie ein Stück Ware
    abschätzen zu lassen. Sie hatte sich gerade hinzustellen und mußte sich eine sorgsame Inspektion ihrer 34
    Hände und Arme gefallen lassen. Ihre höflichen Antworten entlockten den Frauen ein wohlmeinendes
    Nicken, aber das verräterische Funkeln in den Augen der Männer sprach eine andere Sprache. Der
    Gedanke, daß sie einzig zu dem Zwecke gekauft werden konnte, den Appetit irgendeines Wüstlings zu
    stillen, erfüllte sie mit Entsetzen, und sie flüsterte ein verzweifeltes Gebet, daß sie schon bald von einer freundlichen Frau gekauft werden möge, die sie geduldig in den Pflichten eines Hausmädchens unterweisen würde.
    »Ihr Frauen da drüben!« rief James Harper von der Reling aus, »kommt sofort hier herüber und
    schenkt diesem Herrn eure Aufmerksamkeit!« Er zeigte mit dem Daumen auf einen großen,
    dunkelhaarigen Kolonisten, der neben ihm stand. »Sein Name ist Gage Thornton, und er sucht ein
    Kindermädchen für seinen zwei Jahre alten Sohn.«
    Augenblicklich erhob sich unter den Leuten aus der Stadt ein Raunen, und sie gafften den Mann an,
    als wären ihm plötzlich zwei Köpfe gewachsen. Obwohl Shemaine ihn wiedererkannte - es war
    derjenige, der sich auf dem Kai abseits der anderen gehalten hatte, und der einzige von allen, der ihr jung genug erschienen war, um Annies Wünsche möglicherweise erfüllen zu können -, vermochte sie doch den Grund für die allgemeine Aufmerksamkeit, die man ihm zollte, nicht zu ergründen.
    Shemaine stieß die kleine Frau neben sich sanft an, um ihr Mut zu machen. »Eil dich, Annie! Das ist
    vielleicht deine einzige Chance!«
    Annie kam der Aufforderung ihrer Freundin nur allzugern nach und verschwendete keine Zeit, um bei
    den ersten Frauen zu sein, die nun vorstürzten. Der Eifer der anderen weiblichen Gefangenen ließ
    keinen Zweifel daran, daß auch sie die Stellung wollten, die Mr. Thornton zu bieten hatte. Jung und alt gleichermaßen drängelte sich rücksichtslos zu ihm vor, denn die Stellung eines Kindermädchens war verständlicherweise weit begehrter als etwa die einer Spülhilfe oder einer Feldarbeiterin.
    »Denkt daran, daß ihr Damen seid«, ermahnte Harper die weiblichen Sträflinge und überlegte bei sich,
    ob er in Bälde eine wilde Schlägerei zu schlichten haben würde.
    35
    Shemaine war die einzige Frau, die sich nicht ins Gedränge stürzte, aber dennoch befiel sie,

Weitere Kostenlose Bücher