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Wie Blueten Am Fluss

Wie Blueten Am Fluss

Titel: Wie Blueten Am Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
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Lärm hörte und herbeikam, um der
    Sache auf den Grund zu gehen, konnte ich mich befreien.
    Mehrere Tage später wurde ich in der Nacht von einem Geräusch geweckt, und als ich die Augen
    öffnete, sah ich, wie der Schließer auf mich zugeschlichen kam. Er hatte ein kurzes Seil in der Hand,
    und die Art, wie er es festhielt, brachte mich auf den Gedanken, daß er jemanden erwürgen wollte, ob
    nun mich oder eine andere Gefangene in meiner Nähe, kann ich nicht sagen. Der einzige Weg, auf
    dem er uns erreichen konnte, führte über die Leiber der anderen Gefangenen, die auf dem Fußboden
    der Zelle schliefen. Als er auf die Hand einer Frau trat, kreischte diese schrill auf, und der
    Gefängniswärter kam herbeigelaufen. Der Schließer gab ihm irgendeine lahme Entschuldigung - eine
    Ratte, die er gesehen haben wollte, zu fangen. Mir erschien die Geschichte reichlich dürftig. Den
    Gefängniswärter hat sie jedenfalls zum Lachen gebracht. Er machte eine spöttische Bemerkung über
    einen Narren, der versuchte, eine Ratte zu jagen, und befahl dem Schließer zu verschwinden. Am
    nächsten Tag brachte man mich aufs Schiff, und ich sah den Schließer nie wieder.«
    »Könnte der Schließer irgendwie mit dem Häscher bekannt gewesen sein?«
    Shemaine hob die Schultern zu einer beiläufigen Geste, bedauerte die Bewegung jedoch sofort.
    Ächzend ging sie zu seinem Hocker und stützte sich haltsuchend mit der Hand ab.
    »Vielleicht sollte ich dich besser nach oben tragen, damit du dich etwas ausruhen kannst«, meinte
    Gage. »Du solltest auch überlegen, ob du nicht für den Rest des Tages ein Nachthemd anziehen
    möchtest. Das wäre gewiß bequemer für dich.«
    »Es gehört sich nicht, so früh am Nachmittag ein Nachtgewand zu tragen«, wandte Shemaine ein. »Es
    ist kaum halb drei, und Ihre Männer sind noch hier.«
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    »Die werden bald gehen«, konterte Gage, »und falls noch jemand kommen sollte, brauche ich nur zu
    erklären, daß du verwundet worden seist und Ruhe benötigst.«
    »Das wird den Leuten bestimmt einleuchten«, meinte Shemaine sarkastisch und warf den Kopf in den
    Nacken. »Nach allem, was ich von Annie gehört habe, bin ich ziemlich sicher, daß die Dörfler
    durchaus damit rechnen würden, mich im Nachthemd zu sehen, aber nicht, weil ich verletzt wurde.
    Ihre Phantasie führt sie auf weit unziemlichere Wege. Ich bin mir sicher, daß Mrs. Pettycomb ihr
    möglichstes getan hat, unser beider Ruf in den Schmutz zu ziehen, ganz besonders, nachdem Sie mich
    zu dem Tanzabend mitgenommen und sogar die Kühnheit besessen hatten, vor aller Augen mit mir zu
    tanzen.«
    »Ein Teil des Geredes ist mir auch zu Ohren gekommen«, räumte Gage ein. »Mary Margaret dachte,
    wir sollten etwas tun, um die Leute zum Schweigen zu bringen.«
    Shemaines Brauen zuckten leicht in die Höhe und verrieten ihre Skepsis. »Und hatte Mary Margaret
    vielleicht auch einen Rat für Sie, auf welche Weise wir das zuwege bringen könnten, Sir?«
    Sein Blick flackerte für einen Moment, bevor er ihr in die Augen sah. »Sie meinte, wir sollten den
    Klatschbasen ein Schnippchen schlagen, indem wir heiraten.«
    Shemaine war entsetzt darüber, daß eine so wohlmeinende Frau so undiplomatisch sein konnte. »Nun,
    es mag ja ein typischer Vorschlag für Mary Margaret sein, da sie doch immer bestrebt ist, Ehen zu
    stiften. Aber hat sie auch in Betracht gezogen, daß Sie möglicherweise keinen verurteilten Sträfling
    zur Frau zu nehmen gedenken? Ich finde es überaus beunruhigend, daß sie Ihnen eine solche Lösung
    überhaupt geraten hat. Wie unschicklich von der Frau! Wirklich, Sir, es wäre mir schrecklich, wenn
    Sie dächten, ich hätte sie dazu gebracht, etwas Derartiges vorzuschlagen. Meine Güte, der Gedanke ist
    so weit hergeholt, daß man nur darüber lachen kann.«
    Gage zuckte mit den Schultern. »Ehrlich gesagt war Mary Margaret nicht die erste, die auf diese Idee
    gekommen ist.«
    Shemaine war sprachlos, denn sie konnte sich nicht vorstellen,
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    daß noch jemand im Dorf solche Kühnheit aufbrächte. »Roxanne wird einen solchen Vorschlag wohl
    nicht gemacht haben, nachdem sie keinen Zweifel daran gelassen hat, daß sie Sie für sich will.«
    »Nein, Roxanne hätte das wohl kaum getan«, bestätigte er mit einem leisen Lachen.
    »Dann vielleicht Calley«, sagte sie mit einiger Überzeugung.
    »Calley auch nicht.«
    Shemaine sah ihn mit wachsendem Unbehagen an. »Dürfte ich dann fragen, wer sich eine solche
    Freiheit erlaubt hat,

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