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Wie Blueten Am Fluss

Wie Blueten Am Fluss

Titel: Wie Blueten Am Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
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Sir?«
    Die Tür des Schlafzimmers öffnete sich, und Andrew kam mit einem Schaukelpferd im Schlepptau in
    die Wohnküche. Gage eilte seinem Sohn sofort zu Hilfe, bevor die Möbel in Mitleidenschaft gezogen
    wurden. Während Shemaine ihm zusah, hob er den Jungen auf den gepolsterten Ledersattel.
    Einen Augenblick später schaukelte Andrew vergnügt hin und her und war schon bald ganz in sein
    fröhliches Spiel vertieft, während er die Rufe eines Fuhrmanns nachahmte, die er irgendwann einmal
    aufgeschnappt hatte. »Hü! Hott! Ja! Schneller, ihr Mulis!«
    Shemaine und Gage beobachteten amüsiert den Jungen, dessen Locken nach seinem Mittagsschlaf
    wild zerzaust waren. Für den Augenblick schien Andrew keinen von ihnen wahrzunehmen.
    »Ein weiteres Beispiel für Ihre vielen Talente, Mr. Thornton?« fragte Shemaine und deutete auf das
    Holzpferd.
    Gage bestätigte dies mit einem kurzen Nicken, während er zu ihr zurückkehrte, aber der Lärm, den
    sein Sohn machte, störte ihn. Mit einer knappen Handbewegung bedeutete er Shemaine, ihm in den
    Flur zu folgen. Während sie seinem Wunsch nachkam, stellte er den Krug mit der Salbe weg und hob
    Shemaine vorsichtig auf den Hocker. Einen Moment lang forschte er in ihren Zügen, und nachdem er
    ihre Verwirrung bemerkte, versuchte er, ihr die Befangenheit zu nehmen.
    »Als du zu uns kamst, Shemaine, habe ich dir erzählt, daß ich eine Fahrt flußaufwärts nach
    Williamsburg plante. Bisher habe ich die Reise aufgeschoben, aber gestern habe ich die Nachricht
    erhalten, daß das Haus meines Kunden fertiggestellt ist und er jetzt gern
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    seine Möbel hätte. Wenn du dich morgen in zwei Wochen stark genug fühlst, würde ich dich und
    Andrew sehr gern mitnehmen wenn meine Männer und ich die Möbel ausliefern.«
    »Ich bin sicher, daß ich bis dahin in der Lage sein werde, mit Ihnen zu fahren und mich um Andrew zu
    kümmern, Mr. Thornton.«
    »Während wir dort sind, würde ich mich gern um eine andere Angelegenheit kümmern, die mir sehr
    wichtig ist... Wenn du bereit bist...«
    »Wenn ich bereit bin?« Sie zog die Brauen zusammen. »Was könnte es geben, wozu ich meine
    Einwilligung geben müßte, Mr. Thornton?«
    »Ich möchte diese Angelegenheit noch heute mit dir besprechen, und ich bitte dich, mir dann eiligst
    eine Antwort zu geben, denn ich werde nicht rasten, bis ich deine Meinung kenne. So oder so.«
    Nach außen hin wirkte Shemaine sehr gefaßt, aber innerlich bebte sie. Ihr fiel nämlich auf, daß Gage
    bei seinen Worten ruhelos in dem schmalen Flur auf und ab ging, und sie konnte sich nur vorstellen,
    daß diese erwähnte Angelegenheit von ernster Natur sein müsse. Vielleicht kamen ihm nun doch
    Zweifel, ob er sie wirklich behalten sollte. Potts Versuch, sie zu töten, hatte ihn vielleicht davon
    überzeugt, daß ihre Gegenwart seine kleine Familie in Gefahr brachte. Vorsichtig fragte sie: »Was ist
    das für eine Angelegenheit, die Sie mit mir besprechen wollen, Mr. Thornton?«
    Gage trat wieder vor sie hin, denn es verlangte ihn aufrichtig danach, sie mit gewissen Wahrheiten
    vertraut zu machen. »Ich habe dich nicht aufziehen wollen, als ich dir vor einer Weile sagte, ich zöge es in Erwägung, dich zur Frau zu nehmen. Noch bevor ich an Bord der London Pride kam, hatte ich den Gedanken einer Wiederverheiratung sorgfältig erwogen. Ich brauchte eine Kinderfrau für Andrew, aber ich wollte genausosehr eine Ehefrau für mich. Wie ich dir schon früher erzählt habe, haben wir
    hier in der Gegend einen ernsten Mangel an jungen Frauen im heiratsfähigen Alter. Diejenigen, die
    hier leben, können es kaum erwarten, endlich zu heiraten, wie man an Roxannes Beispiel deutlich
    sehen kann. Aber keine dieser Frauen hat mir gefallen. Als ich zu dem Schiff ging,
    hatte ich keine Hoffnung, eine Frau zu finden, die auch nur als Kinderfrau taugte... geschweige denn
    zur Ehefrau. Aber ich habe mich geirrt, Shemaine. Du bist viel mehr, als ich je zu finden gehofft
    hätte.«
    Shemaine, die seinen Ausführungen stirnrunzelnd lauschte, sah ihn ungläubig an. »Sie wollen mich
    heiraten?« Ihre Gedanken überschlugen sich in dem Versuch, seine Argumente zu begreifen. Er mußte
    die Konsequenzen, die eine Heirat mit einer Frau von zweifelhaftem Ruf bedeuteten, gewiß bedacht
    haben. Sie konnte sich durchaus vorstellen, daß er sie gern in seinem Bett gehabt hätte, weil das eine bequeme Lösung für ihn gewesen wäre, aber eine Ehe schien nie in Frage zu kommen, auch wenn er dazu

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