Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wie Blueten Am Fluss

Wie Blueten Am Fluss

Titel: Wie Blueten Am Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
schon vor langer Zeit hätte tun sollen.
    In ihrer Zuversicht, sich endlich an ihrer Widersacherin rächen zu können, trat ein selbstgefälliger
    Ausdruck in Morrisas Augen, und sie schenkte Gage ein lüsternes Lächeln. Dann fuhr sie sich mit der
    Hand einladend über ihre üppigen Kurven. »Einen schönen
    351
    guten Tag, der Herr! Ich sehe, Sie haben sich mein Angebot noch mal durch den Kopf gehen lassen,
    wie? Habe ich doch gleich gewußt, daß es nur eine Frage der Zeit is', bis Sie Shemaine über haben.«
    Mit auf den Schoß gesenktem Blick sprach sie schließlich eine vorsichtige Vermutung aus. »Shemaine
    muß Sie ja wirklich wütend gemacht haben, daß Sie sie so plötzlich verlassen. Ich hätte erst in zwei
    oder drei Wochen mit Ihnen gerechnet. Da fragt man sich doch, was sie Ihnen alles angetan haben
    mag.«
    Freida, die sich auf ihrem Stuhl zurücklehnte, unterzog den großen, gutaussehenden Fremden einer
    eingehenden Musterung. Es kam nur selten vor, daß ein so hübscher Herr die Gunst einer Hure suchte.
    Für gewöhnlich brauchten solche Männer keine einzige Münze zu zahlen, um zu bekommen, was sie
    wollten. Ihre kräftig geschminkten Lippen verzogen sich zu einem schiefen Grinsen, während sie ihn
    mit geübtem Auge einschätzte. »Sie sind mir aber mal ein richtig feiner Herr«, bemerkte sie heiser.
    »Zu fein für meinen Geschmack. Ich werd' wohl genau aufpassen müssen, nur um zu sehen, was
    meine Mädchen Ihnen gratis geben. Ich könnt' mir vorstellen, daß sie es für Sie einfach zum Spaß
    machen würden. Jawohl, ich werde gleich Kasse machen, wenn Sie bei ihnen waren, damit ich sicher
    sein kann, daß sie auch ihren normalen Preis verlangt haben.«
    Gage schenkte den Bemerkungen und den unverschämten Blicken der Puffmutter keinerlei Beachtung,
    sondern konzentrierte sich ausschließlich auf Morrisa. »Ich suche Jacob Potts. Hast du ihn gesehen?«
    Morrisa zog dreist die Schultern hoch und begutachtete eingehend ihre Fingernägel. »Was könnten Sie
    denn von dem guten, alten Potts wollen?«
    Gage schloß innerlich Wetten darauf ab, daß Morrisa genau wußte, wo der Matrose war und warum er
    ihn suchte. »Ich möchte ihm einige Fragen stellen.«
    Die Hure sah ihn mit einem berechnenden Lächeln von der Seite her an. »Erzählen Sie mir nicht, der
    Irentrampel hätt' sich schon wieder über Potts beklagt, um Ihr Mitleid zu wecken. Wie geht es
    Shemaine überhaupt?«
    352
    Gage ließ sie keine Sekunde aus den Augen. »Es geht ihr gut.«
    »Gut?« Morrisa schien einen Augenblick lang verwirrt zu sein. »Sie meinen, sie... sie ist nicht... sie hat Sie gar nicht hierhergeschickt, damit Sie nach Potts fragen?«
    »Nein, ich bin aus eigenem Antrieb hergekommen, um festzustellen, wie es Potts ergangen ist,
    nachdem ich ihn verwundet habe.«
    Mit geheuchelter Überraschung ließ Morrisa sich auf ihrem Stuhl zusammensinken und stieß mit
    gerundeten roten Lippen ein ausdrucksvolles »Oh« hervor. Als geübte Schauspielerin hatte sie keine
    Mühe, Bestürzung vorzutäuschen, während sie nun ihre Frage stellte. »Warum in aller Welt haben Sie
    denn auf den armen, alten Potts geschossen?«
    Gage hob indigniert die Augenbrauen; es war ihm nicht entgangen, daß ihre Stimme einen unnatürlich
    angespannten Klang hatte. »Wer sagt denn, daß ich auf ihn geschossen habe?«
    Morrisa zog, von seiner Reaktion ein wenig aus dem Gleichgewicht gebracht, die Augenbrauen hoch.
    Der Siedler war kein Narr! Warum also war sie in seiner Gegenwart so unvorsichtig? »Aber sie haben
    es doch gesagt«, beharrte sie. »Ich habe Sie es selbst sagen hören!«
    »Ich sagte, ich hätte ihn verwundet«, verbesserte Gage sie. »Von Schießen war nicht die Rede.«
    Morrisa wandte sich mit einem übertrieben blasierten Achselzucken ab. »Wie sonst sollte ein Kerl
    wohl verwundet werden, wenn nicht durch einen Schuß?«
    Gage lächelte ausdruckslos. »Ein Messer könnte genausoviel Schaden anrichten, und ich habe gehört,
    daß Potts eine besondere Vorliebe für Messer hätte, genau wie du übrigens. Vielleicht weißt du aber
    auch, daß Potts auf meinem Land gewesen ist, um Shemaine zu töten, und daß ich ihn bei seiner
    Flucht angeschossen habe. Vielleicht warst du ja sogar diejenige, die ihn geschickt hat. Du würdest
    Shemaine doch gern tot sehen, nicht wahr, Morrisa?«
    Die Dirne gab sich nach außen hin lediglich verstimmt, obwohl sie tatsächlich reichlich nervös wurde.
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden, Gage Thornton!

Weitere Kostenlose Bücher