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Wie Blueten Am Fluss

Wie Blueten Am Fluss

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unterwarf. Aber
    sehr zu Almas Enttäuschung hatte Gage weder ein blaues Auge noch irgendwelche Kratzer im
    Gesicht. Neugierig spähte Alma durch die offene Tür der Taverne und suchte den Raum dahinter ab,
    bis ihr Blick auf Morrisa fiel. Daraufhin zog sie scharf die Augenbrauen in die Höhe und richtete ihre Aufmerksamkeit mit einem selbstgefälligen Lächeln wieder auf den hochgewachsenen Mann vor ihr.
    »Zu Besuch hier, Gage?«
    In die braunen Augen trat angesichts dieser irrigen Mutmaßung durchdringende Kälte. »Ich bin
    geschäftlich hier, Mrs. Pettycomb.«
    »Oh, natürlich.« Alma feixte. »Das behaupten sicher alle Männer, wenn sie dabei ertappt werden, wie
    sie einem lockeren Frauenzimmer den Hof machen.«
    Gage hatte nur ein gereiztes Schnauben für ihren Verdacht. »Das ist in meinem Fall gewiß eine
    Fehleinschätzung, Mrs. Pettycomb, aber denken Sie, was Sie wollen!«
    Alma schürzte hochmütig die dünnen Lippen, mußte aber schon in der nächsten Sekunde hastig
    beiseitetreten, weil Morrisa aus der Taverne gestürmt kam. Die Hure schien die erschrockene Matrone
    überhaupt nicht zu bemerken, sondern stürzte sich nur mit finsterem Blick auf den Mann neben ihr.
    »Wenn Sie nicht so vernarrt wären in dieses Irentrampel, das Sie geheiratet haben, Gage Thornton,
    würden Sie sehen, was zwischen uns beiden sein könnte. Aber nein! Sie müssen Mylady Sh'maine ja
    ein getreuer Ehemann sein. Nun, ich hoffe, Sie werden glücklich sein mit der Bande kleiner Bälger,
    die Sie von ihr kriegen werden, denn das ist alles, was die Ihnen geben kann. Auf mehr versteht sie 410
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    sich ja nicht! Was mich betrifft, ich geh' jetzt runter und seh' mir an, was für Herren heute in den
    Hafen kommen. Vielleicht lach' ich mir diesmal ja einen hübschen Kerl an.«
    Mit diesen Worten stolzierte Morrisa an ihm vorbei über die Straße, während Alma ihr nur atemlos
    hinterhersehen konnte. Die Matrone klappte den Mund zu, und Gage wandte sich, ohne sie weiter zu
    beachten, ab.
    »Gehen Sie auch runter zum Schiff, Gage?« hakte sie nach, denn es widerstrebte ihr, ihre Beute so
    ohne weiteres ziehen zu lassen. »Es ist ein englisches Schiff und müßte Sie doch eigentlich
    interessieren. Andererseits ist dieses Schiff wohl zu vornehm, um eine Ladung Sträflinge
    mitzubringen.«
    Gage warf einen Blick über die Schulter und bedachte sie mit einem geheimnisvollen Lächeln. »Ich
    habe keinen Grund, zum Hafen zu gehen, Madam. Wie Morrisa ganz recht bemerkte, habe ich alles,
    was ich mir wünschen kann. Ich glaube kaum, daß sich an Bord dieses Schiffes jemand befindet, der
    für mich auch nur von geringstem Interesse wäre. Und nun wünsche ich Ihnen noch einen schönen
    Tag.«
    Ohne sich auf ein weiteres Gespräch einzulassen, ging Gage mit langen Schritten auf das Flußufer zu,
    wo sein Kanu lag. Nach seiner schroffen Abfuhr fühlte Mrs. Pettycomb sich wie eine alte Henne, die
    sich gerade die Federn versengt hatte. Wutschnaubend sah sie ihm nach. In diesem Augenblick
    verspürte sie nur den einen Wunsch, ihm all ihren Zorn ins Gesicht schleudern zu können. Allerdings
    war es bei weitem ungefährlicher, wenn sie hinter seinem Rücken ihre giftigen Geschichten verbreitete
    und auf schändlicheren Wegen ihre Rache suchte.
    Nachdem sie, neugierig wie sie war, selbst zum Hafen hinuntergegangen war, näherte Alma
    Pettycomb sich dem gerade angekommenen Schiff und blieb dann eine Weile in der Nähe, um die von
    Bord gehenden Passagiere einer eingehenden Musterung zu unterziehen. Sie sah, daß Morrisa am Arm
    eines hübschen jungen Mannes davonging, achtete aber nicht weiter auf die Hure, denn in diesem
    Augenblick kam ein hochgewachsener, grauhaariger Mann in Begleitung des Kapitäns die Laufplanke
    herunter. Die Kleidung des
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    vornehmen älteren Gentlemans legte auf geschmackvolle Weise Zeugnis für seinen Reichtum ab.
    Andererseits war er sehr attraktiv und brauchte sich eigentlich nicht mit kostbarem Tuch zu
    schmücken, um Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Kurze Zeit unterhielt er sich noch auf dem Kai
    mit dem Schiffskapitän, und Alma Pettycomb beobachtete fasziniert, wie respektvoll sich der Kapitän
    dem Fremden gegenüber benahm. Da sie darauf brannte, etwas von ihrem Gespräch mitzubekommen,
    trat sie verstohlen etwas näher an die beiden Männer heran.
    »Falls ich Ihnen irgendwie behilflich sein kann, Mylord, werde ich mit Freuden alles in meiner Macht
    Stehende tun, um Ihre Suche voranzutreiben«, erbot sich der

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