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Wie Blueten Am Fluss

Wie Blueten Am Fluss

Titel: Wie Blueten Am Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
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dringende Bedürfnis hatte, die
    Toilette aufzusuchen. Nachdem er die Tür zum Elternschlafzimmer weit aufgestoßen hatte, stürzte er
    sogleich hindurch. Der Junge verstand die fliegende Hast nicht, mit der sein Vater sich auf die andere Seite des Bettes und von Shemaine wegrollte; auch das verzweifelte Gerangel nach den Bettdecken war dem Kleinen ein Rätsel. Als Gage sich endlich in sein Kissen sinken ließ, hörte Andrew ein
    unterdrücktes Stöhnen und fragte sich, ob sein Vater vielleicht Bauchschmerzen hatte. Auch die
    plötzliche Belustigung seiner Eltern war verwirrend für den Jungen. Er wußte nur, daß seine Not groß
    war, und als er neben dem Bett stehenblieb und durch die vom Himmel beschienene Dunkelheit in
    Shemaines erheitertes Gesicht blickte, konnte er seinen Drang kaum mehr bezähmen.
    Von da an wurde jeden Abend, bevor Andrew ins Bett ging, ein kleiner Nachttopf in sein Zimmer
    gestellt. Sein Vater ermutigte ihn von Anfang an, diesen Topf zu benutzen, wann immer er des Nachts
    diesen gewissen Drang verspürte. Außerdem wurde an der gegenüberliegenden Seite der Tür zwischen
    den beiden Schlafzimmern schon bald ein Riegel angebracht, der die Wahrscheinlichkeit verringerte,
    daß das Paar ohne vorherige Warnung gestört wurde, oder daß das Kind etwas sah, das nicht für seine
    Augen bestimmt war.
    Aus Newportes Newes kamen Gerüchte, daß Roxanne ihre Drohungen wahrgemacht hatte, aber bisher
    hatte sich keiner der Dorfbewohner dazu herabgelassen, der verbitterten Frau ein Ohr zu leihen,
    obwohl sie tatsächlich mit großem Eifer versuchte, die Leute von Gages Schuld zu überzeugen. Die
    Mehrheit ihrer Zuhörer im
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    Weiler wußte, daß Roxanne Gage seit fast zehn Jahren nachlief. Man war allenthalben der Meinung,
    daß sie, nachdem sie ein zweites Mal zurückgewiesen worden war, nur von Gehässigkeit getrieben
    wurde und nicht etwa von einer neuen Entdeckung. Andererseits hatten sich die Spekulationen über
    Victoria Thorntons Tod mit der Zeit auch ziemlich abgenutzt, vor allem, da Mrs. Pettycomb seit
    beinahe einem Jahr den Leuten mit ihren Theorien in den Ohren gelegen hatte, bis sich niemand mehr
    ihre bösartigen Verleumdungen länger anhören mochte. Nicht einmal die hakennasige Matrone wagte
    es, Roxannes jüngste Beteuerungen mit ihrer gewohnten Inbrunst zu wiederholen. Sie fürchtete die
    Zurechtweisung jener, die fanden, daß kein vernünftig denkender Mensch der Tochter des Schmieds
    Glauben schenken würde.
    Obwohl mehrere Wochen verstrichen, kam kein offizieller Vertreter der Behörden aus der Stadt, um
    eine Verhaftung vorzunehmen. Gage atmete ebenso wie seine Frau vorsichtig auf, und ihr Leben
    verlief endlich in geordneten Bahnen. Zu ihrem Erstaunen kamen immer wieder Besucher aus dem
    Weiler, um Shemaine als Beweis ihrer Freundschaft kleine Geschenke zu bringen - als wollten sie
    damit zeigen, daß sie sie akzeptierten und sie näher kennenlernen wollten. Diese veränderte Haltung
    ließ sich im wesentlichen auf die Beharrlichkeit von Calley Täte (die über die Besucher, die an ihr Bett kamen, Einfluß nahm), Hannah Fields und Mary Margaret McGee zurückführen. Alle drei Frauen sangen einstimmig das Loblied ihrer neuen Freundin und erklärten jedem, der zuhören wollte, daß
    Shemaine eine vornehme Dame sei, die zu Unrecht verurteilt worden war.
    Das Leben war jedoch nicht so idyllisch, wie es hätte sein können, denn Shemaine begann zu fürchten,
    daß Jacob Potts sich langsam von seiner Verletzung erholt haben müsse und wieder in der Nähe war.
    Sie tat kaum einen Schritt aus dem Haus, ohne das Gefühl zu haben, daß jemand sie aus den Tiefen
    des Waldes heraus beobachtete. Gage durchstreifte wieder und wieder die bewaldete Umgebung der
    Hütte, konnte aber nur einige frisch abgebrochene Zweige und jüngst aufgewühlte, verrottende Blätter
    auf dem Waldbogen entdecken. Es waren Spuren, wie sie auch ein Hirsch oder
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    ein anderes Tier hinterlassen haben mochten. Dennoch konnte Shemaine sich einer bösen Vorahnung
    nicht erwehren. Sie fürchtete, daß ihrer aller Leben in Gefahr war, und aus Gründen der Vorsicht
    gewöhnte sie es sich an, stets ein Steinschloßgewehr mitzunehmen, sobald sie die Hütte verließ. Ob sie hinausging, um mit Andrew zu spielen, Kleider zu waschen oder eine andere Pflicht zu erledigen, stets war sie auf das Schlimmste gefaßt. Wenn ihre Befürchtungen sich am Ende als das Produkt einer
    überspannten Phantasie erwiesen, dann hatte sie

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