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Wie Blueten Am Fluss

Wie Blueten Am Fluss

Titel: Wie Blueten Am Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
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stürzte gegen die Fässer und stützte sich einen Augenblick schwerfällig auf
    einen Ellbogen, aber der Riese holte bereits aus, um ihm den Rest zu geben.
    William richtete seine Pistole auf den Mann und wollte gerade abdrücken, als schon das Krachen eines
    anderen Gewehres über das Schiff hallte. Wie in Zeitlupe gaben die Knie des gewaltigen Banditen
    nach, und er brach zusammen. Im Licht der beginnenden Morgendämmerung glitzerte das Blut rot auf,
    das aus einem Loch in seinem Kopf spritzte und über sein Ohr rann. William drehte sich verblüfft um.
    Oben auf der Werft stand Shemaine und hielt ein rauchendes Gewehr umklammert. Selbst in dem
    dürftigen Licht konnte William
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    sehen, daß sie unkontrolliert zitterte, nachdem sie gerade einen Menschen getötet hatte.
    Ein gellender Wutschrei lenkte Williams Aufmerksamkeit schließlich auf den stämmigen Mann, der
    die Kajüttreppe heraufgestolpert kam. Als er schließlich auf Deck stand, hielt Horace Turnbull inne
    und sog keuchend die Luft in seine Lungen, während er im Licht der Dämmerung das Gemetzel an
    Bord des Schiffes entdeckte. Er hielt immer noch die Pike in der Hand, eine Waffe, die er in weit
    jüngeren Jahren als Fußsoldat zu benutzen gelernt hatte. Wegen eines gebrochenen Beines hatte man
    ihn aus der Armee entlassen, aber bis zu diesem Zeitpunkt hatte er die Lanze zu beherrschen und zu
    schätzen gelernt. Sie wurde ihm zu einer Art Andenken, denn kurz nachdem sein Bein verheilt war,
    begann er sowohl mit ungesetzlichen als auch manchmal mit gesetzlichen Methoden Geld zu
    scheffeln. Bei »nicht offiziellen« Unternehmungen wie dieser trug er die Waffe immer noch bei sich,
    denn er hatte es mit der Handhabung von Feuerwaffen nie zu besonderer Meisterschaft gebracht, war
    allerdings stets darauf gefaßt, daß sich irgend jemand an ihm rächen wollte.
    Als sein Blick sich nun auf den Mann heftete, der vor langen Jahren mitsamt seiner Ladung aus
    Portsmouth davongesegelt war, flackerten Horace Turnbulls Augen voller Rache auf. Gage saß, den
    Kopf benommen in den Händen geborgen, auf einem Faß, ohne von der Gefahr, in der er schwebte,
    etwas zu bemerken, und war vollkommen wehrlos.
    Turnbull riß die Lanze zurück und zielte. »Sehen Sie genau zu, Lord Thornton!« brüllte er, denn er
    hatte Seine Lordschaft von Anfang an erkannt. »Sehen Sie zu, wie ich mich jetzt an Ihnen beiden
    rächen werde... Für Ihren Sohn den Tod, für Sie die Qualen seines Verlustes, denn Sie waren es, der
    ihn ausgesandt hat, mir meine Ladung zu stehlen!«
    »TURNBULL, NEU IN!« gellte Williams Schrei über das Schiff, aber es war zu spät.
    Die Lanze sirrte bereits durch die Luft.
    Shemaine schrie auf, aber sie konnte nichts anderes tun, als in gelähmtem Entsetzen zuzusehen.
    William dagegen war nicht be—
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    reit, seinen Sohn so kurz, nachdem er ihn wiedergefunden hatte, aufzugeben. Mit einer aus der
    Verzweiflung geborenen Schnelligkeit rannte er los und warf sich vor Gage. Die Pike sank tief in
    Williams Rücken, und ein erstickter Schrei kam über seine Lippen. Doch er drehte sich mit letzter
    Kraft zu Turnbull um, hob den Arm und richtete die Pistole, die er noch nicht abgefeuert hatte,
    sorgfältigst aus.
    Horace Turnbull starrte wie hypnotisiert in die Mündung der Pistole, und die Augen traten ihm
    beinahe aus den Höhlen, als ihm klar wurde, was passierte. Mit fassungslosem Kopfschütteln glotzte
    er William an. »Nein... Bitte! Das dürfen Sie nicht!« stieß er schluchzend hervor und begann dann mit
    jämmerlicher Stimme zu feilschen: »Ich gebe Ihnen mein ganzes Geld... alles...«
    Noch einmal zerriß ein Pistolenschuß die Stille des frühen Morgens, und im Bruchteil einer Sekunde
    hatte die Kugel Turnbull mitten zwischen die Augen getroffen. Starr wie eine Statue kippte der Mann
    rückwärts die Kajüttreppe hinunter, wo er mit dem Kopf auf den Stufen liegenblieb, die Augen
    blicklos geöffnet.
    Shemaine rannte zu William, dessen Beine vor Schwäche nachzugeben begannen. Sie stützte ihn mit
    ihrem eigenen Körper und bugsierte ihn vorsichtig auf eines der Fässer nahe dem, auf dem Gage saß.
    Blut sickerte aus Williams Rückenwunde und tränkte sein weißes Nachthemd bedrohlich rot.
    Shemaine drückte eine Hand gegen seine Schulter, umfaßte mit der anderen den Holzschaft und
    versuchte, ihn herauszuziehen. Aber ihre Bemühungen erwiesen sich als nutzlos, denn die Lanze
    steckte zu tief im Fleisch.
    Von der Helling kam das Geräusch eiliger

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