Wie Blueten Am Fluss
das lautstarke Treiben.
Einen Augenblick lang überließ William sich dem Zauber der blütenduftgefüllten Luft und der noch
vom Mond beschienenen Landschaft, die sich ihm darbot. Dann ging er zur Treppe und stieg zu dem
Pfad hinunter, der zum Fluß führte. In weniger als einer Stunde würde der Tag anbrechen, und er
konnte sich vorstellen, daß man das berauschende Bild eines Sonnenaufgangs über dieser grünenden
Lichtung von Bord eines Schiffes aus besser würdigen konnte als aus der Enge einer Blockhütte
heraus. Da es ihn durchaus danach verlangte, sich diesen Anblick von wahrscheinlich
atemberaubender Schönheit zu gönnen, schlenderte er auf das Schiff zu, bemerkte im Näherkommen
jedoch, daß daneben ein zweites, kleineres Schiff lag. Mehrere Männer eilten verstohlen
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zwischen den beiden Booten hin und her. William trat hastig hinter einen Baum, um sich verborgen zu
halten, bis er die Absicht der Besucher erraten konnte.
Plötzlich stellten sich ihm schier die Nackenhaare auf. Ein gewaltiger Koloß von einem Mann ging mit
einem Holzfaß auf der Schulter die Helling hinauf. Wie schwer das Faß sein mußte, sah man daran,
wie der Bursche es schließlich einem anderen in die Arme legte, der ihn oben auf der Helling
erwartete. Nachdem der Mann zu dem kleineren Schiff zurückgekehrt war, um ein weiteres Faß zu
holen, kam daraus ein großer, stämmiger Kerl zum Vorschein, der an Land ging. Auf einen langen
Stab oder genauer, auf eine Soldatenpike gestützt, die er locker an der Spitze gefaßt hielt, ging er am Fluß entlang auf das Schiff zu. William hatte diese Pike schon einmal gesehen, und obwohl die Gestalt des anderen Mannes im Laufe der Jahre breiter geworden war, war er beinahe sicher, daß es sich bei
ihrem Besitzer um denselben Mann handelte wie damals. Sein Argwohn fand sich denn auch sofort
bestätigt, als er den Mann mit einem Matrosen reden hörte: »Sechs Fässer Schwarzpulver sollten
genügen, um jedes Brett des Schiffes in die Luft zu sprengen. Das wird meine gerechte Rache sein für
das, was die Thorntons mir einst gestohlen haben.«
William zog sich verstohlen zurück und hastete zur Hütte. Um durch keinen Laut die Aufmerksamkeit
der Schurken zu erregen, drückte er die Haustür ganz vorsichtig auf und eilte dann auf das
Schlafzimmer zu. Ein schnelles Klopfen gegen die Türe weckte die Eheleute, dann stürmte er auch
schon in das vom Mond erhellte Zimmer. Er hatte dem Paar kaum Zeit gelassen zu reagieren, und sein
Sohn fuhr so heftig von seinem Kissen hoch, daß Shemaine, die dicht an ihn geschmiegt gelegen hatte,
erschrocken aufjapste.
»Gage, komm schnell!« erklärte William mit einem drängenden Flüstern. »Unten am Fluß sind
Männer, und ich glaube, sie wollen dein Schiff in die Luft sprengen. Wenn mich mein Gedächtnis
nicht sehr täuscht, ist ihr Anführer kein anderer als Horace Turnbull.«
Mit einem unterdrückten Fluch warf Gage die Decke zurück, sprang aus dem Bett und stürmte mit
zwei langen Schritten zu dem Stuhl, auf dem er am Abend zuvor seine Kleidung gelassen hatte.
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Er fuhr erst mit dem einen, dann mit dem anderen Bein in die Wildlederhose, bevor er fragte: »Wie
viele Männer hat er bei sich?«
»Ich habe mindestens sechs gesehen, aber es könnten auch mehr sein.« Aus den Augenwinkeln sah
William, wie Shemaine nach dem Nachthemd griff, das auf der Decke lag. Dann zog sie es unter ihre
Decke und streifte es sich über den Kopf.
»Zu viele, als daß wir zwei ihnen mit Gewehren den Garaus machen könnten«, murmelte Gage,
während er seine Fellstiefel unter dem Stuhl hervorzog.
»Ich kann euch helfen«, erbot sich Shemaine, die sich die Bettdecke immer noch bis unters Kinn hielt.
»Du bleibst, wo du bist!« blaffte Gage sie mit strenger Stimme an. »Es ist zu gefährlich. Lieber lasse ich diese Männer das verdammte Schiff in die Luft jagen, bevor ich dein Leben aufs Spiel setze!«
»Aber Gage, du hast mir doch beigebracht, wie man ein Gewehr abfeuert!« wandte sie ein, während
sie versuchte, das Nachthemd am Hals zu schließen. »Und du weißt, daß ich jetzt meistens treffe,
worauf ich ziele!«
William mischte sich in die Auseinandersetzung des Paares ein. »Wenn wir diese Sache für uns
entscheiden wollen, Gage, brauchen wir jede Waffe, die zu unserer Verfügung steht. Wenn Shemaine
sich hinter einem Baum versteckt hält und von dort auf die Banditen schießt, kann sie sie vielleicht ein oder zwei Sekunden lang
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