Wie Blueten Am Fluss
Beauchamp...«
»Nathaniel Beauchamp«, erklärte der Fremde und hielt Gage zum Gruß die Hand hin. »Oder Nathan,
wenn Ihnen das lieber ist...«
Die gewohnte Antwort kam wie erwartet. »Ich werde hier gemeinhin Gage genannt.«
Nachdem Shemaine vorgestellt worden war, deutete Nathaniel auf die Frauen in seiner Gesellschaft.
»Das sind meine Zwillingsschwestern Gabrielle und Garland«, sagte er. Dann legte er einen Arm um
die etwas ältere, brünette Frau, die neben ihm stand. »Und das ist meine Frau Charlotte.«
Das Haar der Zwillinge war genauso schwarz wie die Mähne des jüngeren Mannes, der einer seiner
Zwillingsschwestern ähnlicher sah als diese sich untereinander. Beide hatten Augen so golden und
durchscheinend wie polierter Bernstein.
»Mein jüngerer Bruder Ruark«, erklärte Nathaniel und legte dem anderen Mann die Hand auf die
Schulter.
»Ihr Diener, Madam Thornton.« Ruark ließ eine Reihe blendendweißer Zähne sehen, bevor er sich mit
einem breiten Grinsen galant vor Shemaine verbeugte. »Ihre Schönheit zeigt mehr als nur eine Spur
dessen, was ich bei den irischen Mädchen auf der grünen Insel gesehen habe, Madam.«
Die grünen Augen erwiderten amüsiert seinen Blick. »Und Sie, Sir, müssen ebenfalls mit irischem
Blut gesegnet sein, wenn Sie eine so beredte Zunge haben.«
Ruark warf den Kopf in den Nacken und lachte vergnügt auf. »Ich habe jedenfalls eine Schwäche für
die Iren, soviel steht fest.«
»Dann möchte ich meinen, daß Sie einen hervorragenden Geschmack haben, Sir«, gab Shemaine
zurück, was die Männer mit einem belustigten Lachen honorierten.
Gabrielle trat mit einem schelmischen Funkeln in den Augen vor. »Ich glaube, ich sollte Sie vor
meinem Bruder warnen, Mrs. Thornton. Er scheint fest entschlossen zu sein, trotz seiner
fortgeschrittenen Jahre ungebunden zu bleiben. Dennoch behandelt er jedes hübsche Mädchen, das
ihm in die Quere kommt, als wäre sie die einzige, die jemals sein Herz stehlen könnte. In Wahrheit
wird er Ihr Herz stehlen, wenn er kann.«
»Schäm dich, du freche kleine Rübe«, schalt Ruark seine Schwester liebevoll. »Du bist mir gerade die
Rechte, so ein Urteil zu sprechen! Darf ich dich vielleicht darauf hinweisen, daß du jetzt zwanzig
Jahre alt bist und immer noch keinen Mann gefunden hast, der dir passend scheint?«
»Ihre Warnung ist überflüssig, Mistress Beauchamp«, antwortete Shemaine und schlang lächelnd
einen Arm um die Hüften ihres Mannes, woraufhin dieser sie sofort an sich zog. »Mein Herz ist bereits
vergeben.«
»Dann kann Ihnen ja nichts passieren! Das ist gut!« Gabrielle
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feixte ihren hübschen Bruder triumphierend an, der ihr wohlgelaunt mit dem Finger drohte, als
kündige er ihr ernsthafte Konsequenzen an. Sie warf den Kopf ungeachtet seiner wortlosen
Ermahnung kokett in den Nacken und suchte dann mit plötzlichem Kreischen das Weite, als er
bedrohlich auf sie zuging. »Ich sag's Mama, wenn du mir schon wieder weh tust!«
Kopfschüttelnd beobachtete Garland ihre ausgelassen herumhüpfenden Geschwister, bevor sie sich an
Shemaine wandte. »Wie Ihnen vielleicht schon aufgefallen ist, Madam, bin ich der einzig normale
Mensch in der Familie«, behauptete sie, was ihren grinsenden Brüdern nur freches Gelächter
abnötigte. Ohne ihnen auch nur die geringste Beachtung zu schenken, hob sie ihre schöne, gerade
Nase hochmütig in die Luft, aber ihre goldenen Augen leuchteten vor Vergnügen, als sie abermals das
Wort an Shemaine richtete. »Bitte, nennen Sie mich Garland, Mrs. Thornton, und ich gebe Ihnen auch
die Erlaubnis, meine Schwester beim Vornamen anzusprechen...« Sie warf einen neckenden Blick auf
Gabrielle, als wolle sie sie maßregeln, »da sie nicht die Manieren hatte, es Ihnen selbst anzubieten.«
»Und ich werde mich geehrt fühlen, wenn Sie mich Shemaine nennen.«
Gabrielle, die ihre schlanken Schultern hochzog, als könne sie kein Wässerchen trüben, kam nun
langsam zurückgeschlendert. »Garland denkt, sie sei bei weitem würdevoller und intelligenter als der
gesamte Rest der Familie. Na schön, sie hat den Lektionen unserer Hauslehrer aufmerksamer
gelauscht, als ich es jemals tun würde, aber ich wüßte noch andere Bezeichnungen, die besser zu ihr
passen würden..., langweilig, eingebildet, affektiert...«
Ein gedämpftes Stöhnen kam über die Lippen der Geschmähten, und wie ihr Bruder ging Garland nun
drohend auf ihre Zwillingsschwester zu, als sei sie auf Rache
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