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Wie Blueten Am Fluss

Wie Blueten Am Fluss

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sehen.«
    Shemaine küßte ihre Mutter sanft, ging dann durch den Raum und zog die Schlafzimmertür hinter sich
    zu. William war der erste, dem ihr verändertes Aussehen und ihre kunstvoll arrangierte Frisur
    auffielen, und das Lob, das er für sie hatte, hätte es mit dem eines höfischen Verehrers aufnehmen
    können.
    »Nach dem Glanz, der plötzlich diesen Raum erfüllt, hätte ich schwören können, daß die Sonne heute
    ein zweites Mal aufgegangen ist. Aber jetzt sehe ich mit eigenen Augen, daß es allein das Leuchten
    deiner Schönheit ist, das den Raum erfüllt.«
    »Sie sind überaus galant, Mylord«, antwortete Shemaine mit einem strahlenden Lächeln, bevor sie in
    einen tiefen Knicks versank.
    Als sie an der Haustür stand, verharrte sie kurz, um sich nach Andrew umzudrehen, der sich einen
    Platz auf dem Schoß seines Großvaters ergattert hatte. »Ich gehe nur kurz hinaus zu deinem Vater,
    Andy. Möchtest du mitkommen?«
    »Au ja, zu Papa!« gluckste er freudestrahlend und sprang schnell zu Boden.
    Shemaine nahm seine kleine Hand in die ihre, sah kurz in die besorgten Augen ihres Vaters und
    brachte ein flüchtiges Lächeln zustande, bevor die beiden die Hütte verließen.
    Während sie sich dem Schiff näherten, stockten Gage und Maurice in ihrem verbalen Schlagabtausch.
    Beide Männer waren stumm vor Ehrfurcht über ihre Schönheit. Als Gage aber dann die Arme um
    Shemaine legte und sie zu einem innigen Kuß an sich zog, durchzuckte Maurice ein solch quälender
    Schmerz, daß er ihm die Eingeweide zu verbrennen schien. Der Zwang, sich von dem glücklichen
    Paar zu entfernen, war plötzlich wichtiger als alles andere. Mit geballten Fäusten und steifem Rücken
    ging er über das Deck
    5*5
    und sah sich nicht ein einziges Mal um, während er auf die Helling hinunterstieg.
    In Abwesenheit seiner Tochter eilte Shemus in das Schlafzimmer, wo er seine Frau lautlos in ihr
    Taschentuch weinend vorfand.
    »Hattest du Gelegenheit, mit ihr zu reden?« fragte er gespannt.
    »Ja, aber aus unserem Gespräch ist nichts Gutes erwachsen. Shemaine ist fest entschlossen, bei Gage
    zu bleiben. Sie sagt, sie liebe ihn und wolle keinen anderen.«
    »Zum Teufel mit der irischen Sturheit!«
    »Shemus! Schäm dich! Sie ist unsere Tochter!«
    »Ja, aber ich bin es, mein eigenes verstocktes Wesen, das ich in ihr sehe!«
    »Vielleicht hat sie ja recht, Shemus«, meinte Camille schniefend. »Welches Recht haben wir, den
    Mann zu verdammen, obwohl wir nur so wenig von der Wahrheit wissen? Shemaine schwört, daß
    hinter einem Teil der Gerüchte bloßer Neid steckt. Eine unverheiratete Frau, die Gage zum Mann
    wollte...«
    »Wir werden sehen, was Maurice ausrichten kann«, murmelte Shemus, der seiner Frau kaum zuhörte.
    »Vielleicht kann er sie ja dazu überreden, mit uns zurückzukommen. Sie hat doch früher einmal
    behauptet, ihn zu lieben, und ich weiß, daß er sie liebt.«
    »Ich glaube nicht, daß Shemaine mit uns nach Hause kommen wird, Shemus, nicht ohne ihren Mann.
    Und wenn wir sie dazu zwingen, wird sie uns beide für immer hassen.«
    »Haben wir sie verloren... ?«
    »Ja, Shemus, genau das befürchte ich. Wir haben unseren kleinen Liebling verloren. Sie ist zur Frau
    herangewachsen und hat einen eigenen, sturen Kopf.«
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    22. Kapitel
    »Da kommen sie«, rief Flannery, kurz nachdem Gillian Andrew mit in den Wald genommen hatte, um
    nach Niederwild Ausschau zu halten. Gage und Shemaine stellten sich zu dem Schiffsbauer an die
    Reling, während dieser mit einem schwieligen Finger auf ein großes Ruderboot zeigte, das sich dem
    Landesteg näherte. Ein hochgewachsener Mann, der einen Dreispitz trug, sprang heraus und wickelte
    die Vorleine um einen Pfosten, während sein männlicher Gefährte die Ruder ins Boot zog.
    Der erste Gentleman geleitete zwei der jungen Damen die Helling hinauf, während der Mann, der die
    Ruder bedient hatte, der dritten half. Als die beiden Männer Shemaine erblickten, zogen sie höflich
    ihre Dreispitze. Sie waren genauso groß wie Gage, aber der ältere hatte dichtes
    dunkelkastanienbraunes Haar, das er in einem Zopf hinter dem hohen, steifen Kragen seines Gehrocks
    trug. Sein Gesicht war eckig, und seine Augen waren braun. Die winzigen Linien um seinen Mund,
    hinter dem wohlgepflegte weiße Zähne aufblitzten, verrieten einen erfrischenden Humor.
    Flannery stellte den Mann als einen ehemaligen Kapitän vor. »Kapitän Thornton«, sagte er an Gage
    gewandt. »Das hier ist Kapitän

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