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Wie Blueten Am Fluss

Wie Blueten Am Fluss

Titel: Wie Blueten Am Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
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daß sie auch ihn würde teilen müssen.
    »Ich glaube, mein Kind, wir brauchen noch mehr Stühle«, informierte Camille ihre Tochter. »Habt ihr
    irgendwo noch welche?«
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    »Natürlich, Mama«, erwiderte Shemaine. Normalerweise hätte sie Nola gebeten, zwei von oben zu
    holen, aber als sie Bess sah, die von der Küche aus versuchte, ihre Aufmerksamkeit zu erregen,
    entschuldigte sie sich augenblicklich, um sich der Köchin zu widmen, die nicht recht wußte, welche
    Art von Soße sie zu dem Wildbret machen sollte.
    »Ich hole die Stühle«, erbot sich der Marquis zuvorkommend; er hatte auf der Veranda mehrere stehen
    sehen. Als die Stühle hereingebracht wurden, legten die Damen ihre Hüte ab. Maurice, der Garland
    einen Stuhl zurechtrückte, bemerkte nicht, daß dieser schon recht wackelig war, denn er konnte
    unmöglich den Blick von ihrem Nacken abwenden, in dem sich das schwarze Haar zu einem
    raffinierten Knoten zusammenfügte. Unter der dichten Mähne schimmerte hell ihre Haut.
    Garland machte es sich gerade auf dem Stuhl bequem, als die Sitzfläche sich löste und die ganze
    Konstruktion zusammenbrach, so daß sie rückwärts zu Boden zu stürzen drohte. Die Folge war ein
    allgemeiner Aufschrei und erschrockene Blicke, aber Maurice' Reflexe waren hervorragend. Mit
    ausgestreckten Armen machte er einen Satz nach vorn, fing das fallende Mädchen auf und wurde
    augenblicklich von einem verlockend köstlichen Duft belohnt, einer süßen Mischung von Lilien und
    Seife, die wie ein frischer Wein seinen Kopf benebelte. Als sie das Gesicht kurz an seiner Brust barg, erhaschte er einen Blick auf sanftgerundete Brüste, die von malvenfarbenem Stoff eingehüllt wurden, sowie einer Kaskade cremefarbener Spitze, die sich vom Kragen ihres Mieders ergoß. Einen
    Augenblick später schlang er sicherheitshalber die Arme um ihre schmale Taille.
    »Gütiger Himmel!« stieß Garland hervor und staunte gleichzeitig darüber, wie herrlich sicher sie sich
    in seinen Armen fühlte.
    Maurice stellte sie wieder auf die Füße und beugte sich zu ihr, um sich mit ernster Miene zu
    erkundigen: »Ist alles in Ordnung mit Ihnen?«
    Als Garland aufblickte und in seine leuchtend schwarzen Augen sah, schlug eine unerwartete Woge
    der Erregung über ihr zusammen. Sie hatte immer geglaubt, ihr Bruder sei zu attraktiv, als daß
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    er in puncto gutes Aussehen einen ernsthaften Konkurrenten haben könnte, aber nun würde sie ihre
    Meinung noch einmal überdenken müssen. »Oh, gewiß doch, Mylord«, beeilte sie sich, dem Marquis
    nervös zu versichern. »Ich habe mich nur erschreckt, das ist alles.«
    »Maurice«, erinnerte er sie flüsternd.
    Jetzt endlich wurde dem Paar die Tatsache bewußt, daß die anderen Leute im Raum still geworden
    waren und sie beobachteten. Eine tiefe Röte überzog Garlands Wangen, aber Maurice, der solch
    eingehende Musterungen gewöhnt war, wurde spielend mit der Situation fertig, während er sich
    bückte, um den Stuhl aufzuheben.
    »Also wirklich, Shemaine, für einen Möbeltischler läßt dein Mann einiges zu wünschen übrig.« Mit
    diesem bewußten Seitenhieb wollte Maurice seiner ehemaligen Verlobten deutlich vor Augen führen,
    daß der Mann, dem sie sich geschenkt hatte, nicht ohne Fehl war.
    Shemaine jedoch stellte die Situation sofort richtig. »Der Fehler liegt bei mir, Marquis«, erwiderte sie gespreizt. »Ich hätte darauf achten müssen, daß der Stuhl, den Sie von der Veranda hereingeholt haben, einer von denen war, die ein Kunde zur Reparatur hiergelassen hat. Es ist kein Stuhl, den Gage
    gemacht hat.« Sie deutete auf die übrigen Möbelstücke, die den Raum füllten. »Das ist die Art Möbel,
    die er herstellt.«
    Plötzlich hörte man von draußen einen verängstigten Aufschrei, und Shemaine, die Andrews Stimme
    sofort erkannt hatte, rannte auf die Veranda. Andrew stolperte, so schnell er konnte, auf die Hütte zu, und Gillian folgte ihm in einiger Entfernung. Shemaine lief die Treppe hinunter und hastete dem Jungen entgegen, der sich in ihre geöffneten Arme warf, als sei ihm ein Rudel wilder Hunde auf den
    Fersen. Schluchzend ließ er sich von ihr in die Arme nehmen, barg sein Gesicht an ihrer Schulter und
    weigerte sich, noch einmal den Kopf zu heben. Gillian, der ganz außer Atem war, hatte sie endlich
    erreicht.
    »Was ist passiert?« wollte Shemaine wissen. »Was hat ihn so erschreckt.«
    »Cain«, stieß Gillian keuchend hervor. »Der Bucklige hockte in
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    einem verrotteten

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