Wie Blueten Am Fluss
in der Hütte gewesen waren, jetzt von der Veranda aus zusahen. Mit einem leisen Seufzer ging sie auf ihre Gäste zu.
William war überaus besorgt und fragte, als sie näherkam: »Was ist passiert, Shemaine?«
»Nichts Ernstes, Mylord. Andrew hat sich nur erschreckt, das ist alles. Irgendwo zwischen unserem
Land hier und Newportes Newes lebt ein furchtbar entstellter Mann. Andy hat ihn im Wald gesehen,
und Sie wissen ja, wie sehr er sich vor Fremden fürchtet. Er war zu Tode erschrocken, als er Cain
sah...«
»Cain?« wiederholte ihre Mutter. »Was für ein seltsamer Name.«
»Da bin ich ganz deiner Meinung, Mama, aber wenn du den armen Mann sehen würdest, könntest du
gewiß verstehen, wie passend der Name ist.«
»Belästigt er euch?« fragte Maurice.
»Nein, überhaupt nicht«, erwiderte Shemaine, der aufgefallen war, daß ihr ehemaliger Verlobter sich
einen Platz neben Garland am Rand der Veranda gesucht hatte. Die beiden gaben tatsächlich ein
schönes Paar ab, und sie hoffte, daß sich aus dieser ersten Begegnung mehr ergeben und Edith du
Mercer das Mädchen vielleicht für eine passende Gefährtin für ihren Enkelsohn halten würde. »Im
Gegenteil - wenn Gillian den Mann richtig verstanden hat, hat er nur über mich wachen wollen.«
Camille blickte mit jäher Sorge auf und preßte sich eine Hand auf die Kehle. »Warum sollte er so
etwas tun? Hat er den Verdacht, daß dir irgend jemand etwas Böses will?«
Shemaine wußte, wen ihre Mutter in Verdacht hatte, und versuchte, möglichst sorglos mit den Achseln
zu zucken. »An Bord der London Pride war ein Matrose, der mir drohte, mich zu töten...«
»Ist der Mann immer noch hier?« unterbrach Shemus sie, der die Besorgnis seiner Frau teilte.
»Ja, Papa. Jacob Potts scheint ziemlich fest entschlossen zu sein, seinen Schwur zu halten.«
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»Aber warum sollte Cain sich zu deinem Wächter berufen fühlen?« Camille war äußerst besorgt über
die merkwürdige Umgebung ihrer Tochter. Was hatte Shemaine ihnen alles nicht erzählt?
Es widerstrebte Shemaine, die Sache zu erklären, denn sie wußte, daß ihre Mutter zutiefst schockiert
sein würde, wenn sie alles erfuhr. »Ich habe Cain einmal geholfen...«
»Auf welche Weise?« hakte ihr Vater nach.
Sie zuckte nur abermals lahm mit den Schultern. »Potts verprügelte den Mann, und ich habe mich
eingemischt...«
»Wie?« Shemus wurde immer hellhöriger. Er kannte seine Tochter gut genug, um zu spüren, wann sie
etwas vor ihm zu verbergen suchte. »Was genau hast du getan?«
»Ich habe Potts geschlagen«, antwortete Shemaine mit nervöser Hast.«
»Du hast was?« brüllte Shemus.
Camille taumelte beinahe vor Schreck. »Ich wage es nicht, mir das länger anzuhören!«
Ihr Mann jedoch ließ nicht locker. »Ich verlange, daß du uns alles erzählst!«
Shemaine stieß einen tiefen Seufzer aus, denn sie rechnete vollauf damit, daß ihr ein Zornesausbruch
von Seiten ihrer Eltern bevorstand. Es war offensichtlich, daß ihr Vater die ganze Wahrheit hören
wollte. »Die Sache ist im Grunde ganz einfach. Potts hat auf Cain eingeschlagen, und ich habe mir
einen Knüppel genommen und damit ein paarmal auf den Kopf des Matrosen eingedroschen. Das ist
alles.«
Camille stöhnte gepeinigt. »Oh, nein, das hat sie nicht getan! Shemus, sag mir, daß sie so etwas nicht tun würde!«
»Oh, und ob sie das getan hat!« erklärte Mary Margaret fröhlich; sie zumindest fand das Verhör
äußerst amüsant. »Ich habe es mit eigenen Augen gesehen!«
Maurice erstickte beinahe, während er sich bemühte, sein Lachen zu bezähmen, aber dieser Versuch
mißlang ihm gründlich. Einige Sekunden später begann er, sehr zum Entzücken der Zwillinge und
zum Kummer Camilles, schallend zu lachen. Schließlich gelang es ihm, sich wieder ein wenig zu
fassen, aber nicht, bevor er She—
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maine verschwörerisch zugeblinzelt hatte. »Das ist mein Mädchen.«
»Wie mutig Sie sind!« rief Gabrielle mit unverhohlener Begeisterung. »Ich wünschte, ich wäre auch
so tapfer.«
»Du fängst doch schon an zu kreischen, wenn du nur eine kleine Maus siehst«, zog ihre
Zwillingsschwester sie auf.
Gabrielle warf ihren schönen Kopf in den Nacken und tat die Fopperei ihrer Schwester mit einem
Achselzucken ab. »Na, das ist immer noch besser, als zu versuchen, jedes kleine Tier zu füttern, das
einem über den Weg läuft!«
Shemus sprach eine vorsichtige Vermutung aus. »Ich muß wohl davon ausgehen, daß dieser
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