Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wie Blueten Am Fluss

Wie Blueten Am Fluss

Titel: Wie Blueten Am Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
in der Hütte gewesen waren, jetzt von der Veranda aus zusahen. Mit einem leisen Seufzer ging sie auf ihre Gäste zu.
    William war überaus besorgt und fragte, als sie näherkam: »Was ist passiert, Shemaine?«
    »Nichts Ernstes, Mylord. Andrew hat sich nur erschreckt, das ist alles. Irgendwo zwischen unserem
    Land hier und Newportes Newes lebt ein furchtbar entstellter Mann. Andy hat ihn im Wald gesehen,
    und Sie wissen ja, wie sehr er sich vor Fremden fürchtet. Er war zu Tode erschrocken, als er Cain
    sah...«
    »Cain?« wiederholte ihre Mutter. »Was für ein seltsamer Name.«
    »Da bin ich ganz deiner Meinung, Mama, aber wenn du den armen Mann sehen würdest, könntest du
    gewiß verstehen, wie passend der Name ist.«
    »Belästigt er euch?« fragte Maurice.
    »Nein, überhaupt nicht«, erwiderte Shemaine, der aufgefallen war, daß ihr ehemaliger Verlobter sich
    einen Platz neben Garland am Rand der Veranda gesucht hatte. Die beiden gaben tatsächlich ein
    schönes Paar ab, und sie hoffte, daß sich aus dieser ersten Begegnung mehr ergeben und Edith du
    Mercer das Mädchen vielleicht für eine passende Gefährtin für ihren Enkelsohn halten würde. »Im
    Gegenteil - wenn Gillian den Mann richtig verstanden hat, hat er nur über mich wachen wollen.«
    Camille blickte mit jäher Sorge auf und preßte sich eine Hand auf die Kehle. »Warum sollte er so
    etwas tun? Hat er den Verdacht, daß dir irgend jemand etwas Böses will?«
    Shemaine wußte, wen ihre Mutter in Verdacht hatte, und versuchte, möglichst sorglos mit den Achseln
    zu zucken. »An Bord der London Pride war ein Matrose, der mir drohte, mich zu töten...«
    »Ist der Mann immer noch hier?« unterbrach Shemus sie, der die Besorgnis seiner Frau teilte.
    »Ja, Papa. Jacob Potts scheint ziemlich fest entschlossen zu sein, seinen Schwur zu halten.«
    526
    »Aber warum sollte Cain sich zu deinem Wächter berufen fühlen?« Camille war äußerst besorgt über
    die merkwürdige Umgebung ihrer Tochter. Was hatte Shemaine ihnen alles nicht erzählt?
    Es widerstrebte Shemaine, die Sache zu erklären, denn sie wußte, daß ihre Mutter zutiefst schockiert
    sein würde, wenn sie alles erfuhr. »Ich habe Cain einmal geholfen...«
    »Auf welche Weise?« hakte ihr Vater nach.
    Sie zuckte nur abermals lahm mit den Schultern. »Potts verprügelte den Mann, und ich habe mich
    eingemischt...«
    »Wie?« Shemus wurde immer hellhöriger. Er kannte seine Tochter gut genug, um zu spüren, wann sie
    etwas vor ihm zu verbergen suchte. »Was genau hast du getan?«
    »Ich habe Potts geschlagen«, antwortete Shemaine mit nervöser Hast.«
    »Du hast was?« brüllte Shemus.
    Camille taumelte beinahe vor Schreck. »Ich wage es nicht, mir das länger anzuhören!«
    Ihr Mann jedoch ließ nicht locker. »Ich verlange, daß du uns alles erzählst!«
    Shemaine stieß einen tiefen Seufzer aus, denn sie rechnete vollauf damit, daß ihr ein Zornesausbruch
    von Seiten ihrer Eltern bevorstand. Es war offensichtlich, daß ihr Vater die ganze Wahrheit hören
    wollte. »Die Sache ist im Grunde ganz einfach. Potts hat auf Cain eingeschlagen, und ich habe mir
    einen Knüppel genommen und damit ein paarmal auf den Kopf des Matrosen eingedroschen. Das ist
    alles.«
    Camille stöhnte gepeinigt. »Oh, nein, das hat sie nicht getan! Shemus, sag mir, daß sie so etwas nicht tun würde!«
    »Oh, und ob sie das getan hat!« erklärte Mary Margaret fröhlich; sie zumindest fand das Verhör
    äußerst amüsant. »Ich habe es mit eigenen Augen gesehen!«
    Maurice erstickte beinahe, während er sich bemühte, sein Lachen zu bezähmen, aber dieser Versuch
    mißlang ihm gründlich. Einige Sekunden später begann er, sehr zum Entzücken der Zwillinge und
    zum Kummer Camilles, schallend zu lachen. Schließlich gelang es ihm, sich wieder ein wenig zu
    fassen, aber nicht, bevor er She—
    527
    maine verschwörerisch zugeblinzelt hatte. »Das ist mein Mädchen.«
    »Wie mutig Sie sind!« rief Gabrielle mit unverhohlener Begeisterung. »Ich wünschte, ich wäre auch
    so tapfer.«
    »Du fängst doch schon an zu kreischen, wenn du nur eine kleine Maus siehst«, zog ihre
    Zwillingsschwester sie auf.
    Gabrielle warf ihren schönen Kopf in den Nacken und tat die Fopperei ihrer Schwester mit einem
    Achselzucken ab. »Na, das ist immer noch besser, als zu versuchen, jedes kleine Tier zu füttern, das
    einem über den Weg läuft!«
    Shemus sprach eine vorsichtige Vermutung aus. »Ich muß wohl davon ausgehen, daß dieser

Weitere Kostenlose Bücher