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Wie Blueten Am Fluss

Wie Blueten Am Fluss

Titel: Wie Blueten Am Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
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glaube mir«, sagte sie ernst.
    »Das mag für den Augenblick so sein, aber ich mache mir Sorgen um die Zukunft, Shemaine, und ich
    werde nicht rasten, bevor ich, was das betrifft, Gewißheit habe. Wenn Gage kein unbescholtener
    Gemahl für dich ist, dann möchte ich es um jeden Preis sein.«

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    23. Kapitel
    Nur wenige Tage, nachdem Edith du Mercer die Nachricht bekommen hatte, daß ihr Enkelsohn mit
    den O'Hearns zu den Kolonien aufgebrochen war, um Shemaine O'Hearn zu finden, hatte sie ebenfalls
    in aller Eile England in Richtung Amerika verlassen. Obwohl Edith eine beträchtliche Summe für eine
    private Kabine auf der Moonracer bezahlt und weder eine Dienerin noch eine Zofe mitgenommen
    hatte, mußte sie, kurz nachdem sie an Bord gegangen war, feststellen, daß sie gezwungen sein würde,
    ihr Quartier mit einer anderen Frau von beträchtlichem Reichtum zu teilen. Es war eine durch und
    durch qualvolle Überfahrt gewesen. Daß ihr Schlaf gnadenlos von lautem, durchdringendem
    Schnarchen gestört wurde, bis sie einem Nervenzusammenbruch nahe war, hatte ihre Zähigkeit auf
    eine harte Probe gestellt, ein Erlebnis, mit dem sie auf ihrem Weg in die Kolonien gewiß nicht
    gerechnet hatte. Selbst eine Dame von mildem Wesen wäre verständlicherweise verärgert gewesen.
    Doch Edith du Mercer hatte in ihrem ganzen Leben nichts anderes gekannt als Reichtum und Macht.
    Ein Großvater, der ihr immer wieder eingetrichtert hatte, wie wichtig aristokratische Herkunft sei und welch herausragende Stellung ihre Familie gegenüber dem niederen Adel einnehme, hatte ihre herrische Veranlagung zusätzlich geprägt.
    Wenn sie die Situation zu ihren Gunsten hätte beeinflussen können, ohne Verdacht zu erregen, hätte
    sie jemanden bestochen, die Dame unauffällig über Bord zu werfen. Aber sie hatte versucht, an dieser
    Stelle nicht an ihre eigene Behaglichkeit zu denken, sondern nur an ihr eigentliches Ziel: ihren
    Enkelsohn mit einer Frau von Rang und Adel zu verheiraten, die ihn schon aufgrund ihrer eigenen
    Referenzen dem Thron näherbringen konnte. Niemand konnte abstreiten, daß Maurice Charakter,
    Charme, Würde und Recht—
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    schaffenheit besaß. Aber wenn es eines gab, woran es ihrem Enkel mangelte, dann der unbezähmbare
    Ehrgeiz, zu einem engen Vertrauten Seiner Königlichen Hoheit König Georg II. zu werden und
    vielleicht der Erzeuger der Nachkommen, die eines Tages England regieren könnten.
    In seinem Verlangen, diese irische Närrin für sich zu gewinnen, hatte Maurice einfach nicht begriffen, daß er alle Hoffnung, seine höheren Ziele jemals zu erreichen, aufgab, wenn er sie zur Frau nahm.
    Wäre er damit zufrieden gewesen, Shemaine einfach zu seiner Geliebten zu machen, hätte er sich eine
    Frau mit einem hohen Titel nehmen können und seine Chancen auf eine Stellung von Rang nicht
    aufgeben müssen. Aber er war zu fasziniert von Shemaine gewesen und vollauf zufrieden damit, an
    sein eigenes Glück zu denken, statt an die hohe Position, die ihm als Marquis offengestanden hätte.
    Zweifellos hätte es ihm genügt, eine Brut halbirischer Bälger großzuziehen, die nichts anderes getan
    hätten, als den Namen du Mercer zu ruinieren und es bestenfalls zu nomineller Anerkennung und
    Position zu bringen. Mit den vielen Argumenten, mit denen Maurice sie von Shemaines Vorzügen zu
    überzeugen versucht hatte, hatte er ihr in Wirklichkeit nur eines klargemacht: daß ihren Enkel nämlich nichts von seiner Wahl würde abbringen können. Damit seine Heirat mit diesem Geschöpf überhaupt vereitelt werden konnte, hatte sie, Edith, heimlichere Wege beschreiten müssen, um eine Alternative
    zu finden. In diesem Bemühen hatte sie Erfolg gehabt, ohne daß Maurice etwas davon erfuhr. Er war
    viel zu ehrenhaft, als daß er sich hätte vorstellen können, wie weit eine Großmutter gehen würde, um
    sicherzustellen, daß die Nachfahren der du Mercers zu Ruhm und Größe gelangen konnten.
    Jetzt hockte sie hier in diesem schmutzigen, kleinen Weiler namens Newportes Newes und versuchte,
    ein privates Zimmer für sich zu finden. Als der Gastwirt ihr erzählte, daß es absolut kein freies
    Zimmer in seinem Haus mehr gebe, war sie verärgert gewesen und hatte versucht, ihn mit dem
    Angebot, das Doppelte des normalen Preises zu zahlen, zu ködern. Daraufhin hatte er darüber geklagt,
    daß bereits drei Leute in jedem Bett schliefen und daß ein
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    jeder ihn bestochen habe, nur um überhaupt einen Platz zum Schlafen zu finden. Er

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