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Wie Blueten Am Fluss

Wie Blueten Am Fluss

Titel: Wie Blueten Am Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
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antwortete Morrisa bereitwillig. »Ich hab' schon mal welche gehört. Ich seh' sogar
    manchmal welche. Aber die Damen aus dem Dorf kommen selten hierher, es sei denn, in Begleitung
    eines Mannes. Ansonsten würde man ihnen vielleicht eine Arbeit zuweisen.«
    »Ein Bett, meinst du wohl«, entgegnete Edith spitz. Wenn die Hure sie für schwachsinnig hielt, dann
    war sie einem ernsten Irrtum aufgesessen. Sie hatte nicht vierundsiebzig Jahre auf Erden geweilt, ohne zu lernen. »Ich bin viel zu alt, um für deine Freunde von Interesse zu sein, also denke ich, daß mir keine Gefahr droht. Alles, was ich brauche, ist ein Privatzimmer, wo ich die Nacht verbringen kann,
    ein heißes Bad und eine erträgliche Mahlzeit. Ist das zuviel verlangt?«
    Der Mut der alten Lady beeindruckte Morrisa. »Ich denke nicht, jedenfalls, wenn Sie dafür bezahlen
    können.«
    »Das laß nur meine Sorge sein«, erwiderte Edith schroff. »Und wenn du die notwendigen
    Vorkehrungen triffst, damit mein Gepäck von der Moonracer hierhergeholt wird, werde ich dich bezahlen. Oder möchtest du dich lieber den Männern widmen?«
    Morrisa quittierte die Frage mit einem anzüglichen Lachen. »Ich kann das für Sie erledigen, aber Sie
    müssen mir genug bezahlen, um auch meine Brötchengeberin zufriedenzustellen.«
    »Du wirst schon genug bekommen«, versprach Edith. »Aber ich dulde keinen Aufschub. Ich habe, seit
    ich England verließ, keine einzige Nacht mehr ordentlich geschlafen, und ich will das, worum ich
    gebeten habe, unverzüglich haben. Hast du verstanden?
    Morrisa überlegte, daß es wohl kaum unter ihrer Würde war, einmal in ihrem Leben als Zofe zu
    dienen. Außerdem war sie neugierig. Es kam tatsächlich selten vor, daß eine wohlhabende Dame allein
    reiste, und sie konnte nicht umhin, sich zu fragen, was diese Frau vorhaben mochte. Welche Notlage
    hatte sie gezwungen, ohne die Unterstützung von Dienern oder einem männlichen Begleiter eine so
    anstrengende Seereise auf sich zu nehmen?
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    Mit einem Nicken akzeptierte Morrisa die Bedingungen der Dame, verlangte dafür aber das Doppelte
    ihres gewöhnlichen Lohns, und nahm sich vor, Freida über den zusätzlichen Verdienst im dunkeln zu
    lassen. Nachdem sie die Summe entgegengenommen hatte, eilte sie davon, um mit der
    Tavernenbesitzerin zu reden; im Nu war sie wieder zurück. »Sie können das letzte Zimmer rechts im
    ersten Stock haben. Die Schankmädchen werden Ihnen oben ein Bad bereiten, während ich jemanden
    zum Schiff runterschicke, der Ihr Gepäck holt. Obwohl der Kapitän Sie wohl kaum verwechseln wird,
    geben Sie mir doch besser Ihren Namen, damit er sicher sein kann, daß Sie den Mann wirklich
    geschickt haben, Ihre Sachen zu holen.«
    »Lady Edith du Mercer.«
    Morrisa runzelte nachdenklich die Stirn. »Dachte ich mir doch, daß Sie aus 'ner guten Familie
    kommen und einen Titel haben.«
    »Ich fühle mich geehrt, daß dir das aufgefallen ist«, versetzte Edith spöttisch.
    Morrisa hatte bereits den Mund zu einer scharfen Antwort geöffnet, entschied sich dann aber doch
    dagegen. Dieser alte Drachen würde eine Abfuhr gewiß nicht allzugut aufnehmen, schoß es Morrisa
    durch den Kopf, und wenn sie der Fremden mit schnippischen Bemerkungen kam, würde sie vielleicht
    verlieren, was sie gewinnen konnte, wenn sie den Mund hielt.
    »Und dein Name?« fragte die Dame.
    »Morrisa. Morrisa Hatcher.«
    »Ist Hatcher dein richtiger Name oder einer, den du im Laufe der Jahre angenommen hast?«
    Morrisa wand sich unbehaglich unter den Blicken der Frau. Wer immer diese alte Vettel war, eine
    Närrin war sie nicht. »Meine Ma hat mich zur Welt gebracht, ohne vorher zu heiraten, wenn es das ist,
    was Sie wissen wollen.«
    »Nun, Morrisa Hatcher, wie wäre es jetzt mit etwas zu essen?«
    »Ich hole Ihnen sofort was, wenn Sie gebadet haben«, sagte Morrisa. »Brauchen Sie vielleicht Hilfe,
    um Ihre Kleider auszupacken oder sich auszuziehen?«
    Edith de Mercer war so raffiniert, wie Morrisa in ihrem Leben zu
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    sein gehofft hatte, und spürte das vorsichtige Abwägen, das hinter diesen dunklen Augen, die sie so
    genau musterten, vorging. »Jegliche Hilfe, die du mir leistet, wird ihren gerechten Lohn finden, aber
    nur, wenn ich dieses Haus mit nicht weniger Besitztümern verlasse, als ich es betreten habe.«
    Morrisa sah in Ediths kalte Augen und begriff, welche Chance sie hatte, wenn sie sich bereit fand, der Frau zu helfen. »Ich werd' Sie nicht beklauen, wenn es das ist, was Sie

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