Wie Blueten Am Fluss
sich, als
sie sich vorstellte, wie Maurice dem Mädchen edelmütig einen Heiratsantrag machte, obwohl die
Wahrscheinlichkeit bestand, daß sie das Kind eines anderen Mannes unterm Herzen trug.
»Ich fürchte, ihre verlorene Unschuld wird nichts ändern. Sie hat meinen Enkel total verhext. Die
kleine Schlampe hat ihre Krallen in sein Herz gesenkt und mag nicht loslassen.«
»Nun, ich denk' mir, daß Sh'maine sich da zwischen den beiden entscheiden muß, denn Mr. Thornton
wird seine Ehefrau nicht kampflos mit einem anderen Mann davonspazieren lassen. Er hat seine erste
Frau getötet, jedenfalls habe ich das gehört. Wenn er Sh'maine dabei erwischt, wie sie Ihrem Enkel
schöne Augen macht, bringt er sie vielleicht auch um.«
»Shemaine ist also verheiratet?« fragte Edith und erhielt ein knappes Nicken zur Antwort. »Vielleicht
könnte diese Tatsache Maurice von weiteren Schritten abhalten.«
»Pah! Wenn Ihr Enkel der ist, wo Sh'maine und Mr. Thornton gestern abend gleich hier vor der
Taverne zur Rede gestellt hat, glaube ich nicht, daß er sie so ohne weiteres aufgeben wird, selbst wenn er weiß, daß sie mit dem Siedler verheiratet ist.«
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»Wie sehr ich mich danach gesehnt habe, dieses Frauenzimmer tot zu sehen«, klagte Edith. »Wenn ich
nur endlich die richtige Person fände, die das zuwegebrächte! Der Betreffende könnte ein Vermögen
verdienen.«
Morrisa kaute einen Augenblick lang nachdenklich an einem Fingernagel und überlegte, ob sie der
Frau vertrauen konnte. Wenn die alte Dame versuchte, sie in die Falle zu locken, dann wäre es überaus
töricht von ihr, vorzuschlagen, sie selbst könne dafür sorgen, daß Shemaine etwas Schreckliches
zustieß. Andererseits warum sollte Edith du Mercer den ganzen Weg von England in die Kolonien
zurücklegen, nur um eine Hure in eine Falle zu locken? Der Gedanke war derart weit hergeholt, das er
geradezu lächerlich wirkte.
Vom ersten Augenblick ihrer Begegnung an unten in der Taverne war Morrisa klar gewesen, daß diese
vornehme Dame sehr energisch war und ein klares Ziel vor Augen hatte. Und je länger sie sich
unterhielten, um so mehr war sie davon überzeugt, daß sie hier keinem unschuldigen Engel
Gesellschaft leistete. »Also ich kann Ihnen klipp und klar sagen, daß dieser Potts nur darauf brennt,
Sh'maine die Kehle durchzuschneiden.«
»Wenn du ihn dazu überreden kannst, Shemaine umzubringen, dann ist auch für dich eine
beträchtliche Belohnung drin. Wenn du an Bord der London Pride hierhergekommen bist, dann nehme ich an, daß deine Papiere sich im Besitz von...«
»Von Freida befinden, unserer Madam...«
»Mit dem Geld, das ich dir zu geben bereit wäre, Morrisa, könntest du dir deine Freiheit erkaufen und
deine eigenen Mädchen für dich arbeiten lassen, wo immer es dir gefällt. Aber wenn man dich
erwischt, darfst du von unserer Vereinbarung nichts verlauten lassen. Es wäre ja ohnehin kaum
denkbar, daß irgend jemand dir Glauben schenkte, aber solltest du mich in die Sache hineinziehen,
würdest du in Kürze die Bekanntschaft der Hölle machen. Dein Schweigen jedoch würde dir eine noch
größere Belohnung eintragen, und da du nicht direkt mit der Sache zu tun hättest, könnte ich
wahrscheinlich veranlassen, daß du deine Freiheit wiedergewinnst.«
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»Ich weiß, wann ich den Mund halten muß, Mylady. Machen Sie sich da mal keine Sorgen.«
»Ich habe gleich, als ich dich sah, gedacht, daß wir beide uns verstehen würden.«
»Es wird nicht schwer für mich sein, Potts zu überreden, Sh'maine zu töten. Er tut alles, was ich von
ihm verlange. Er wird jedoch auch Mr. Thornton umbringen müssen, um unser beider Haut zu retten,
nachdem er Sh'maine abgemurkst hat. Danach wird Potts etwas Bares brauchen, damit er über die
Runden kommt, solange er sich verstecken muß. Er selber ist im Augenblick nämlich blank.«
»Ich bin bereit, auch ihn zu bezahlen - eine kleine Summe vorher, um ihn zu ermutigen, und eine
große Belohnung nachher, wenn die Tat getan ist.«
»Nur für den Fall, daß er nicht mitmacht, wüßte ich wohl noch jemanden, der sich dafür gewinnen
ließe. Die Frau, die ich meine, würde Sh'maine schon zu ihrem eigenen Vergnügen töten. Sie hat keine
Ahnung, was ich gesehen hab' oder wieviel ich erraten hab', was sie und einen gewissen widerlichen
Kümmerling betrifft, der ihretwegen ins Gras beißen mußte. Die Dame ist viel zu hochnäsig, um mit
mir zu reden. Mit Ihnen aber würde sie sicher
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