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Wie Blueten Am Fluss

Wie Blueten Am Fluss

Titel: Wie Blueten Am Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
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meinen.«
    »Du bist sehr klug, mein Kind. Wir verstehen einander bestens.«
    »Ich bin keine Diebin nicht«, erklärte Morrisa empört.
    »Nein?« Edith gestattete sich den Hauch eines Lächelns. In ihrer Stimme schwang eine gewisse
    Ungläubigkeit mit, als sie nun fragte: »Bekommst du wirklich soviel, wie du vor ein paar Minuten von
    mir verlangt hast? Oder bist du nur eine Lügnerin?«
    Morrisa wurde ganz heiß unter den Blicken dieser hellwachen Frau. »Ein Mädchen muß sich
    schließlich auf die eine oder andere Weise seinen Unterhalt verdienen.«
    »Natürlich, Morrisa«, gab Edith ihr recht. »Und solange du ehrlich bleibst, während du für mich
    arbeitest, kannst du bei mir vielleicht weit mehr verdienen als im Bett mit deinen Verehrern. Aber
    vergiß nicht, daß ich dir hier nicht mehr zahle, als ich zu geben bereit bin, und zwar nach meinem
    eigenen Gutdünken. Hast du mich verstanden?«
    »Ich höre, was Sie sagen«, erwiderte Morrisa.
    »Dann magst du mir alle Hilfe leisten, deren ich bedarf.«
    Von Neugier getrieben, begleitete Morrisa die Dame auf ihr Zimmer, überwachte dann selbst die
    Vorbereitung ihres Bades und legte ihr ein Untergewand und einen Morgenmantel zurecht, die beide
    so kostbar und schön waren, daß sie sich den Preis kaum vorstellen konnte. Mit einiger Ehrfurcht ließ
    sie eine Hand über die Kleider gleiten und fragte sich, wie sie wohl in ihnen aussehen würde. Aber den Gedanken, hinter dem Rücken dieses Drachens die Besitztümer zu durchstöbern, schlug sie sich schnell wieder aus dem Kopf. Sie würde ihren gesamten Monatslohn verwetten, daß die alte Schlange
    ihr die Hölle heiß machen würde, wenn sie sie verärgerte.
    »Ich hab' noch nie so feine Kleider gesehen wie die hier«, gestand die Hure, während sie sich
    vorsichtig umsah.
    Edith hatte sie beobachtet, um sich davon zu überzeugen, daß dieses Frauenzimmer klug genug war,
    nicht zu versuchen, irgend etwas unter seine Röcke zu stopfen. »Falls du mir gute Dienst geleistet hast, Morrisa, werde ich dir vielleicht einige davon überlassen, wenn ich wieder nach England segle. Ich habe zu Hause noch mehr als genug davon.«
    »Das war' richtig freundlich von Ihnen, Mylady«, erwiderte Morrisa beeindruckt.
    »Dann komm und hilf mir, mich auszukleiden«, drängte Edith, »und während ich mein Bad genieße,
    können wir uns weiter unterhalten.«
    Ediths Anweisungen wurden kommentarlos ausgeführt und zwei Laken über die niedrigen Balken vor
    der Wanne gehängt, damit die Matrone einigermaßen ungestört sein konnte. Während Morrisa auf der
    anderen Seite wartete, begann Edith ihre Fragen zu stellen.
    »Weißt du, ob hier in der Gegend eine junge Frau namens Shemaine O'Hearn lebt?«
    Morrisa schnaubte angewidert. Heutzutage schienen sich alle Leute, die mit den neuen Schiffen in den
    Hafen kamen, nach dem Aufenthaltsort des kleinen Irentrampels zu erkundigen. »Natürlich weiß ich
    das. Wir sind zusammen auf der London Pride hierhergesegelt.«
    »Hast du dich mit ihr angefreundet?«
    Die Hure lachte abschätzig. »Angefeindet käme der Sache wohl näher.«
    »Du haßt sie«, stellte Edith fest. »Warum?«
    Morrisa war wachsam, aber aufrichtig. Niemand konnte sie hängen, weil sie einen anderen nicht
    mochte. »Sh'maine hat ständig ihre Nase in Sachen gesteckt, die sie nichts angingen. Ich hatte die
    anderen Frauen gerade so richtig gut im Griff, als sie anfing, sie gegen mich aufzuhetzen. Wenn
    Sh'maine nicht gewesen wäre, wären die alle vor mir auf dem Bauch gekrochen!«
    »Du kannst sie also nicht leiden?«
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    »Ja, das können Sie wohl sagen.«
    »Ich bin sicher, daß du manchmal wütend genug gewesen sein mußt, um ihr sogar den Tod zu
    wünschen.« Edith formulierte ihre Vermutung sehr vorsichtig und wartete gespannt auf die Antwort.
    »Ich habe ihren Tod nicht nur gewünscht, sondern hatte auch allen Grund, dabei nachzuhelfen... nicht,
    daß ich das getan hätte«, stellte Morrisa vorsichtshalber sicher. »Sie müssen wissen, daß es noch
    andere gab, die ihren Tod wollten und bereit waren, dafür zu zahlen. Der Schließer in Newgate hat mir
    erzählt, daß in London jemand war', der es gar nicht erwarten könnte, für ihren Tod zu zahlen. Er
    sagte, er könnte mir wirklich sehr von Nutzen sein, wenn ich ihr das Lebenslicht ausblasen täte und
    ihm einen Beweis dafür schicken würde. Aber wo er doch in England sitzt und ich so weit weg in den
    Kolonien, schien es mir nicht wahrscheinlich, daß ich meine

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