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Wie Blueten Am Fluss

Wie Blueten Am Fluss

Titel: Wie Blueten Am Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
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sie von ihrer Sorge wegen Maurice' Zielen und seiner Zukunft als Edelmann
    befreien? Jede wahre Dame wäre den Härten der Gefangenschaft und einer Seereise an Bord eines
    Sträflingsschiffes erlegen. Es mußte dieses verderbte, irische Blut sein, das ihr die Zähigkeit zum
    Überleben gab!
    Edith malmte mit den Kiefern. Maurice hatte ja keine Ahnung, welche Last er seiner einzigen
    Verwandten aufbürdete, indem er diese Schlampe in das Schloß seiner Vorfahren brachte und
    unmißverständlich erklärte, daß er sie heiraten wolle. All dieses rote Haar hätte ihm, schon bevor man sie einander vorstellte, klarmachen müssen, daß sie keine Aristokratin war. Aber nein! Er hatte sich ja großzügig zeigen müssen in seiner liberalen Unparteilichkeit! Seine Toleranz konnte zu nichts Gutem führen, denn er hatte seine Großmutter zu Taten genötigt, daß ihr fast Blut an den Händen klebte.
    »Es wird mir noch gelingen«, knirschte Edith. »Ich muß lediglich dieses Flittchen finden und die
    Hunde auf ihre Fährte hetzen, damit sie ihren widerwärtigen Kadaver fressen.«
    Edith blieb auf dem Gehsteig stehen und betrachtete die Fassade der Taverne mit einer angewiderten
    Grimasse, und als sie aus dem Inneren brüllendes Gelächter hörte, schauderte sie vor Ekel. Der zotige
    Kommentar einer heiseren Frauenstimme sandte einen kalten Schauer durch ihren Leib. Zu welch
    erniedrigenden Dingen hatte ihr Enkelsohn sie getrieben? dachte sie voller Zorn. Zuerst die
    Bestechung eines korrupten Anwalts, der Shemaines Verhaftung und Verurteilung in die Wege leitete.
    Dann eine Vielzahl anderer Verbrechen, mit denen eine Aristokratin von zarterer Art sich niemals die
    Hände zu beschmutzen gewagt hätte. Und jetzt dieser letzte Affront gegen ihren Stolz! Wie ein
    Mitglied des gemeinen Volkes in der Höhle von Trunkenbolden und Huren wohnen zu müssen!
    Vielleicht versuchte sie ja, die falsche Person zu töten, dachte sie gereizt. All ihr Ärger und die Sorgen hätten gewiß ein Ende gefunden, wenn Maurice das Zeitliche segnete.
    Mit einem von Abscheu angefüllten Seufzer drückte Edith die Tavernentür auf und trat mit all ihrer
    gesamten hochmütigen Arroganz ein. Das laute Getöse hätte sie beinahe zurücktaumeln
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    lassen, aber nur beinahe. Denn nun verebbte der Lärm, und jeder Kopf wandte sich dem
    Neuankömmling zu.
    Morrisa Hatcher stützte einen Ellenbogen auf die Bretter eines Tisches ganz in der Nähe des Eingangs
    und starrte die Fremde ehrfürchtig an. Noch nie hatte sie ein Tuch von so edlem Glanz gesehen, und
    obwohl die Farbe des Gewandes so schwarz war wie ihr eigenes Haar, war dies gewiß das kostbarste
    und schönste Kleid, das sie in ihrem ganzen Leben gesehen hatte.
    »Und ausgerechnet so ein altes Weib darf das tragen«, grummelte sie neidvoll. Dann erhob sie sich
    und zwinkerte der Hure, die neben ihr saß, zu. »Vielleicht ist die Lady ja gekommen, um ein paar von
    den Jungs hier zu bedienen?«
    Die andere Dirne kicherte hinter vorgehaltener Hand und stachelte Morrisa zu weiteren
    Unverschämtheiten an. »Warum fragst du sie nicht, in welchem der Betten sie arbeiten will?«
    Morrisa lenkte die Aufmerksamkeit der Bordellwirtin auf sich und zeigte mit dem Daumen auf die
    Frau, die direkt hinter der Tür stehengeblieben war. »Wo hast du denn dein neues Mädchen her,
    Freida?«
    Freidas knallrote Lippen verzogen sich zu einem belustigten Grinsen. »Aus dem Buckingham-Palast.
    Ich erwarte eine ganze Ladung davon.«
    Morrisa, die beiläufig zum Eingang geschlendert war, ging nun mit einigem Abstand um die
    schwarzgewandete Dame herum und musterte sie von Kopf bis Fuß. Die Frau hatte nicht ein Fetzchen
    am Leibe, das nicht teuer ausgesehen hätte. »Haben Sie sich verirrt, Mylady?«
    »Meine schlimmste Befürchtung ist die, daß genau das nicht der Fall ist«, versetzte Edith hochmütig.
    Dann rümpfte sie die Nase und führte sich mit affektierter Gebärde ein Spitzentaschentuch an die
    Nase. Das Flittchen hatte offensichtlich in parfümiertem Toilettenwasser gebadet, denn sie stank
    abscheulich. »Ich nehme an, dies hier ist die Taverne, an die man mich verwiesen hat, damit ich mich
    hier nach einem Privatzimmer erkundige?«
    »Hoho!« Morrisa lachte hämisch über die elegante Ausdrucksweise der älteren Frau. »Sie sind ja eine
    ganz Vornehme.«
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    Edith musterte die Dirne mit dem rabenschwarzen Haar mit einem verächtlichen Blick. »Hast du noch
    nie zuvor eine Dame sprechen hören?«
    »Natürlich«,

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