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Wie Blueten Am Fluss

Wie Blueten Am Fluss

Titel: Wie Blueten Am Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
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Strafe in Newgate ein wenig verkürzen können.
    Obwohl ich damals erst knapp über zwanzig war, hat mein Vater mich auf einem Schiff mit doppelter
    Mannschaft ausgesandt, um Turnbull wenn nötig bis ans Ende der Welt zu verfolgen. Wir fanden sein
    Schiff denn auch in der Nähe von Portsmouth. Ihr Vater nahm dort Vorräte an Bord, und wir warteten
    bis zum Vorabend des Tages, an dem er wieder in See stechen wollte. Während sich die meisten seiner
    Männer ein letztes Mal in den Tavernen amüsierten, stahlen wir uns an Bord, warfen den Rest der
    Mannschaft über die Reling und segelten das Schiff wieder zurück zur Themse. Mein Vater hat die
    Fracht verkauft und den Profit als Zins und Zinseszins für das behalten, was Ihr Vater ihm zu stehlen
    versucht hatte. Turnbull war wütend und versuchte, meinen Vater des Diebstahls
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    zu bezichtigen, vergaß aber dabei unseren Mann in Newgate, der bereit war, zu unseren Gunsten
    auszusagen. Turnbull war reich genug, um sich seine Unschuld zu erkaufen. Er wurde freigesprochen
    und setzte sein Gewerbe fort. Überflüssig zu sagen, daß dies das letzte Mal war, daß wir je ein Schiff für Ihren Vater gebaut haben.«
    »Ich habe noch nie so etwas Unerhörtes gehört!« kreischte Gertrude empört. »Ich weiß nicht, was Sie
    bezwecken, Mr. Thornton, aber ich weiß, daß Ihre Geschichte nicht mehr ist als eine bösartige, verleumderische Lüge!«
    In ihren Augen blitzte maßloser Zorn, als sie sich nun auf Shemaine stürzte. »Du kleine Schlampe!
    Irgendwie hast du deinen Herrn dazu gebracht, diese Lügen über meinen Vater zu verbreiten.«
    Obwohl Shemaine ihren feuerroten Schopf heftig schüttelte, schleuderte Gertrude der jungen Frau ihre
    ganze Verachtung entgegen: »Was hat Mr. Thornton dafür von dir verlangt? Eine wilde Nacht in
    seinem Bett?«
    »Das genügt!« fuhr Gage scharf dazwischen. »Shemaine hatte nichts damit zu tun! Sie wollten es ja
    unbedingt hören, und ich habe Ihnen den Gefallen getan, Madam! Wenn Sie in dieser Angelegenheit
    jemanden beschuldigen wollen, dann reden Sie mit Ihrem Vater, wenn Sie ihn das nächste Mal sehen!
    Vielleicht wird er Ihnen ja die Wahrheit sagen. Aber lassen Sie das Mädchen aus dieser Sache raus!
    Sie hat nichts getan!«
    »Ha!« Gertrude lachte ungläubig auf. »Sie würde alles tun, um Schande über mich zu bringen!«
    »Sie bringen selbst Schande über sich, Madam«, versetzte Gage brüsk. »Sie vergehen sich aus Bosheit
    an anderen Menschen und beurteilen sie dann nach ihrem eigenen verabscheuenswerten Charakter. Ich
    versichere Ihnen, Madam, alles, was an Schande oder Schmähung Sie oder Ihr Vater in dieser Welt auf
    sich laden, haben Sie sich ganz allein selbst zu verdanken. Und nun wünsche ich Ihnen noch einen
    guten Tag.« Dann ließ er Shemaines Hand los, legte seine Finger unter ihren Ellbogen und führte sie
    sanft zur Tür. Da er ihr Zittern spürte, wäre er gern einen Augenblick stehengeblieben, um sie mit
    leisen Worten zu beruhigen, aber sie konnten hier nirgendwo ungestört sein, denn vor ihnen in seiner
    Werkstatt
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    erwartete sie bereits der Schuster, und hinter ihnen stand die noch immer wutschnaubende Mrs. Fitch.
    Andrew warf noch einen letzten verängstigten Blick auf die große Frau, während er hinter seinem
    Vater herzottelte. In den zwei Jahren, die er auf Erden zugebracht hatte, hatte er noch niemanden
    gesehen, der so böse wirkte oder in dessen Gesicht eine so häßliche Röte trat. Als er hastig hinter
    seinem Vater durch die Tür stolperte, zog er an dessen Hosen, um Gages augenblickliche
    Aufmerksamkeit zu erringen. Dann zeigte er furchtsam auf die Matrone, deren Gesicht mittlerweile
    lederfarben angelaufen war. »Dicke Hexe verrückt, Papa?«
    Die angstvolle Frage seines Sohnes trug sehr dazu bei, die Anspannung, die seit ihrer Ankunft im Dorf
    auf Gage lastete, zu lindern. Während er sich noch ein letztes Mal nach Gertrude Fitch umdrehte, hatte er alle Mühe, seine Heiterkeit zu unterdrücken, und als er die Tür hinter sich zuwarf, war er bereits in schallendes Gelächter ausgebrochen, so daß Shemaine ihn verwundert ansah.
    »Was ist denn in Sie gefahren, Mister Thornton?« fragte sie, da seine Heiterkeit sie überrascht hatte.
    So etwas sah dem Mann, dessen Lächeln viel zu selten zu sein schien, absolut nicht ähnlich.
    »Dicke Hexe verrückt«, machte Gage seinen Sohn nach und zeigte dabei mit dem Kopf auf Gertrude,
    die ihnen durch die kleinen, quadratischen Glasscheiben des großen

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