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Wie Blueten Am Fluss

Wie Blueten Am Fluss

Titel: Wie Blueten Am Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
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Fensters, das sich über die
    Ladenfront erstreckte, immer noch Drohungen nachrief, auch wenn sie die jetzt nicht mehr hören
    konnten. »Meinst du, das ist eine Übertreibung?«
    Shemaine spürte, wie eine seltsame, sich von Sekunde zu Sekunde vertiefende Befriedigung in ihr
    aufstieg, als ihr Blick wieder zu der tobenden Frau draußen auf der Straße wanderte. Nach all dem
    Bösen, das sie unter Gertrudes Kommando erlitten hatte, fand sie es doch höchst erfreulich, Zeugin
    geworden zu sein, wie der aufgeblähte Stolz der alten Xanthippe eine schmerzhafte Schlappe erlitten
    hatte.
    Dafür werden sie bezahlen! Alle beide! schwor Gertrude sich im stillen.
    Ob nun ihr Unterbewußtsein einen bösen Zauber heraufbe—
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    schwor oder, was noch weiter hergeholt zu sein schien, ob das Schicksal tatsächlich nach ihrer Pfeife
    tanzte - aber genau in diesem Augenblick wurde hinter der Kapitänsfrau eine gurrende Stimme laut.
    »Was wollen Sie wegen diesen zwei da unternehmen, Mrs. Fitch? Sie werden es doch wohl Sh'maines
    Liebhaber nicht durchgehen lassen, daß er Ihren Pa einen Dieb genannt hat, oder?«
    Gertrude drehte sich mit ihrer ganzen Körperfülle steif um, um die Frau anzusehen, die eine solche
    Frage zu stellen wagte, und Morrisa Hatcher schlenderte mit zuversichtlichem Lächeln aus dem
    Eingang des Nebengebäudes, wo sie eigens zu dem Zwecke verweilt hatte, das ganze Gespräch mit
    anzuhören. Als Gertrude Morrisa das letzte Mal gesehen hatte, war die Hure mit der aufdringlich
    gekleideten älteren Frau, die sie gekauft hatte, von Bord des Schiffes gegangen. Morrisa war in
    allerbester Laune gewesen und hatte den Matrosen, die ihr nachpfiffen, Kußhände zugeworfen und sie
    eingeladen, sie in der Taverne zu besuchen.
    »Was geht das dich an, Morrisa?« fragte Gertrude hochmütig.
    »Sie haben recht, Mrs. Fitch, meine Sorge soll das nicht sein, aber ich denke doch, Sie sollten dafür
    sorgen, daß nicht noch mehr Lügen über Ihren Pa ausgestreut werden«, erwiderte Morrisa mit einem
    trägen Achselzucken. Potts jüngstes Versagen, ihrer Gegnerin endlich den Todesstoß zu versetzen,
    hatte sie zutiefst verärgert, denn nun sah sie sich vor die Notwendigkeit gestellt, ein neues Werkzeug für die Erfüllung ihrer Pläne suchen zu müssen. Gertrude Fitch hatte ihr auf dem Schiff gute Dienste geleistet, wenn auch nur durch die Vermittlung von Potts. Aber wenn man sie richtig behandelte,
    konnte die alte Krähe durchaus einen nützlichen Verbündeten abgeben. Nach den Lobliedern, die
    Gertrude an Bord des Schiffes von ihrem Vater gesungen hatte, mußte er wohl in nächster Zeit
    irgendwo nördlich von Virginia landen. »Wenn Lord Turnbull heute hier gewesen wäre, hätte er sich
    bestimmt etwas für diese zwei da überlegt, da wette ich mein letztes Hemd drauf.«
    Gegen die raffinierten Ränke einer geschickten Drahtzieherin war Gertrude machtlos; ohne weiteres
    fiel sie Morrisas wohlgewählten Worten zum Opfer. Die Hure hatte die Bedeutung ihres Vaters klug
    übertrieben, so daß der älteren Frau vor Stolz der
    Kamm schwoll und sie sich dazu herabließ, den Vorschlag Morrisas zu bedenken. Gertrude wußte, daß
    ihr Vater an Bord der Black Prince in zwei, höchstens vier Wochen den Hafen von New York
    anlaufen würde. Die Black Prince war nichts Geringeres als das größte und beste seiner
    Handelsschiffe. Wenn sie dafür sorgte, daß ihn bei seiner Ankunft in New York eine Botschaft
    erwartete, würde er vielleicht nach Süden segeln und sich um diesen Thornton kümmern. Wenn diese
    jämmerlichen Figuren sich erst einmal dem Zorn eines J. Horace Turnbull gegenübersahen, würden
    der Siedler und dieses Flittchen von einer Leibeigenen schnell begreifen, was für ein Wahnsinn es war, boshafte Lügen über ihn zu verbreiten!
    Gertrude brachte ihre Dankbarkeit mit einem knappen zynischen Lächeln zum Ausdruck, das
    Äußerste, was sie für die Dirne aufbringen konnte.
    »Du brauchst dir wegen solcher Dinge nicht den Kopf zu zerbrechen, Morrisa. Ich bin sicher, es wird
    nicht mehr lange dauern, bis sie beide ihren gerechten Lohn bekommen.«
    Morrisa heuchelte mit einem nachdenklichen Stirnrunzeln Besorgnis. »Wenn ich denk', wie bekannt
    Mr. Turnbull ist und wie sehr die Leute ihn bewundern, Mylady, scheint es mir so eine furchtbare
    Schande zu sein, daß ein hergelaufener Habenichts den guten Namen Ihres Pas in den Schmutz ziehen
    darf.« Sie lächelte und winkte Kapitän Fitch keck zu, woraufhin dieser vor

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