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Wie Blueten Am Fluss

Wie Blueten Am Fluss

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betrachten.«
    Der mißgestaltete Mann wußte nicht, was er antworten sollte, und legte nur den Kopf schief, um zu
    Gage aufzublicken, als erhoffe er sich von dem anderen Mann ein wenig Aufklärung darüber, wer
    dieses Geschöpf mit dem gütigen Herzen war. Gage konnte dem buckligen Mann jedoch keine
    Erklärung bieten, denn ihr Mitleid setzte ihn genauso in Erstaunen wie den, dem es galt.
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    Verwirrt und dennoch erfüllt von einem seltenen Gefühl der Ehrfurcht verabschiedete Cain sich und
    schlurfte davon, nicht in die Richtung, in der das kleine Kind mit vor Angst weit aufgerissenen Augen
    wie angewurzelt dastand, sondern in die entgegengesetzte Richtung.
    Gage hatte Mitleid mit seinem erschreckten Sohn, trat auf ihn zu und nahm ihn schwungvoll auf die
    Arme. Andrew umklammerte den Hals seines Vaters und war überaus erleichtert, daß er in Sicherheit
    und der Monstermann nirgends mehr zu sehen war.
    »Hast du immer noch Hunger?« fragte Gage leise. Er mußte den Kopf in den Nacken legen, um
    seinem Sohn ins Gesicht sehen zu können. Das Kind nickte eifrig und schlang dann mit unerwartetem
    Strahlen die Arme noch fester um den Vater. Gage lächelte und erwiderte seine Umarmung. Dann
    warf er einen Blick auf Shemaine, die immer noch geistesabwesend die Blumen betrachtete, so daß
    Gage seinem Sohn ins Ohr flüsterte: »Was ist mit Shemaine?«
    »Kommen... Shiam auch kommen«, rief Andrew und streckte einen Arm nach ihr aus. »Papa...
    Hunger.«
    Lachend blickte Shemaine zu den beiden feixenden Thorntons hin. Während sie der unwiderstehlichen
    Aufforderung nachkam und auf die beiden zuging, bemächtigte sich unversehens das vertraut muntere
    Lied, das aus der Taverne klang, ihres irischen Erbes, und mit einem leisen Kickser verfiel sie in einen flinken Tanzschritt, was Andrew ein entzücktes Kichern und Gage ein belustigtes Lächeln entlockte.
    Als sie wieder neben ihm lief, legte Gage abermals die Hand um ihre Taille. Es schien ihm dies ein
    schöner und behaglicher Platz für seine Hand zu sein, und es war ihm von Herzen egal, zu welch
    lüsternen Schlußfolgerungen die Leute im Dorf kamen, wenn sie in Zukunft über die Motive
    spekulierten, aus denen er sie gekauft haben mochte. Er genoß es, sie zu berühren, und das war für ihn Rechtfertigung genug.
    »Ich bringe dich wohl besser bald nach Hause«, bemerkte er, und seine Lippen zuckten amüsiert.
    »Sonst muß ich mich möglicherweise ganzer Heerscharen von Junggesellen erwehren. Und eines
    versichere ich dir, mein Mädchen, daß diese Männer nicht von der
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    Sehnsucht getrieben würden, dich zu töten, wie Potts es versucht hat. Wahrhaftig! Sie würden
    versuchen, dich mir zu stehlen!«
    Shemaine konnte sich die stolze, elegante Edith du Mercer gut vorstellen, wie sie vor Entsetzen
    ohnmächtig zusammensackte, wenn sie ihr würdeloses Benehmen miterlebt hätte. In gekonnter
    Nachahmung des herablassenden Gehabes der älteren Frau streckte sie die Hand aus, als lege sie sie
    auf den geschwungenen Silberknauf des hohen Gehstocks, ohne den die Frau niemals das Haus
    verließ. Dann hob sie das Kinn und schritt mit herrischer Miene aus. »Ich nehme an, Sie zögen es vor,
    mich kultivierter und erhabener zu sehen, Sir.«
    Mit blitzenden Augen beobachtete Gage das bezaubernde Schauspiel. »Andrew und mir gefällst du
    genau so, wie du bist.«
    Daraufhin erhob sich Shemaine auf die Zehenspitzen, dann fuhr sie zu ihm herum und versank in
    einen tiefen, anmutigen Knicks, ähnlich jenen, wie sie sie einst bei prachtvollen Bällen ausgeführt
    hatte. Als die beiden begeistert applaudierten, lachte sie und warf mit mädchenhaftem Schwung die
    Arme hoch. »Sie können dem irischen Blut die Schuld geben, Mr. Thornton. Es ist ziemlich hartnäckig
    und gewinnt für gewöhnlich die Oberhand, auch wenn ich mich noch so sehr bemühe, es unter
    Kontrolle zu halten. Aber meistens lockt es mich zu Spaßen und Possen.«
    Ihre verspielten Mätzchen fesselten Gage. »Du bringst eine Leichtigkeit in unsere Herzen, die wir
    schon lange nicht mehr erlebt haben, Shemaine«, bemerkte er mit einem schiefen Grinsen. »So
    ausgelassen waren wir selten.«
    Sein entspanntes Lächeln erfüllte Shemaine mit unerklärlicher Freude. Strahlend versank sie in einen
    neuerlichen Knicks. »Ich bin entzückt, daß Sie entzückt sind, Sir!«
    Als Gage daraufhin laut lachte, patschte Andrew in seine kleinen Hände, um auf diese Weise ebenfalls
    sein Vergnügen kundzutun.
    »Shiam komisch,

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