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Wie Blueten Am Fluss

Wie Blueten Am Fluss

Titel: Wie Blueten Am Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
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Papa!«
    »Selber komisch!« beklagte sich Shemaine und drückte ihr Gesicht an das des Kindes. Dann giggelte
    sie ausgelassen und wackelte übertrieben mit dem Kopf. Als sie sich wieder aufrichtete, zwickte sie
    sanft in die kleine Nase, was Anlaß zu neuerlichem Glucksen gab.
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    Sobald sie durch die Tavernentür traten, schlug ihnen lautes Getöse entgegen. Andrew hielt sich
    klugerweise die Ohren zu. Shemaine zuckte zusammen und wünschte sich, sie könnte dasselbe tun.
    Gage wurde prompt von der Frage heimgesucht, wie es um seine Fähigkeit, dieses lärmende Irrenhaus
    zu ertragen, denn wirklich bestellt sei. In dem Lokal wimmelte es nur so von ausgelassenen zechenden
    Seeleuten und lockeren Frauenzimmern, die sich in prächtigen Gewändern darboten. Shemaine sah
    Morrisa Hatcher auf dem Schoß eines Mannes sitzen und gemächlich aus einem Krug Bier trinken,
    während sie ihn bei einem Glücksspiel beobachtete. Ihr Gehabe war so unverfroren, wie ihre
    Profession es verlangte, der sie offensichtlich in diesem fremden Land und unter der Leitung ihrer
    neuen Besitzerin weiter nachgehen würde. Bisher hatte die Frau sie nicht bemerkt, und Shemaine
    hoffte aus ganzem Herzen, daß sie eine abgeschiedene Nische fanden, bevor Morrisa auf sie
    aufmerksam wurde. Kaum jemand in der Taverne schenkte ihnen besondere Beachtung, denn die
    Kunden schienen nur allzu beschäftigt mit ihren eigenen Abenteuern und Plänen, um sich darum zu
    scheren, was sich außerhalb ihrer engen Welt abspielte. Während die Gäste für Essen und Trinken mit
    barer Münze zahlten, eilten erschöpfte Schankmädchen in tristen Kleidern mit großen Eßschüsseln
    oder Bierkrügen, die sie auf Tabletts balancierten, umher. Als eines der Dienstmädchen an der Tür
    vorbeikam, staunte Andrew mit weit aufgerissenen Augen über die schwerbeladenen Tranchierbretter,
    mit denen sie sich ihren Weg durch das allgemeine Gedränge bahnte.
    »Vielleicht finden wir weiter hinten ein ruhigeres Eckchen«, meinte Gage, nahm Shemaine bei der
    Hand und führte sie durch den Schankraum.
    James Harper hatte bereits ausgiebig dem Bier zugesprochen, als er den großen dunkelhaarigen Mann
    erblickte und in ihm den Siedler erkannte, der Shemaine gekauft hatte. Mit einem bösen Knurren und
    verzerrtem Gesicht zwängte der Bootsmann sich durch das Gedränge seiner Gefährten, um dem
    arroganten Kerl den Weg zu versperren. Als er schließlich vor Gage stand, stellte er sich auf die
    Zehenspitzen und beugte sich vor, um dem anderen eindringlich ins
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    Gesicht zu sehen. »Ich mag Sie nicht, Mr. Thornton«, grölte er trunken, während er gleichzeitig
    versuchte, seinen Blick zu schärfen. Dann taumelte er mehrere Schritte zurück, fing sich aber wieder,
    bevor er stürzte. Mit etwas würdevollerem Benehmen zog er sich seinen Mantel zurecht und kam
    taumelnd wieder einen Schritt näher. »Ja, wirklich, ich halte Sie für den halsstarrigsten, hinterlistigsten Lumpen, der je das Licht der Welt erblickt hat. Es dürfte wohl feststehen, daß Shemaine O'Hearn viel zu gut für Ihresgleichen ist.«
    »Ich bin hierhergekommen, um zu essen«, erwiderte Gage kühl. »Wenn Sie Streit suchen, stehe ich
    Ihnen ein andermal gern zur Verfügung. Heute habe ich meinen Sohn und Shemaine bei mir.«
    James Harper zog die Augenbrauen arrogant in die Höhe und versuchte hinter dem Siedler die junge
    Frau zu erspähen, in die er so vernarrt war. Seine trüben Augen schienen sie förmlich zu verschlingen, und er sog mit lüsterner Wonne ihre erfrischende Schönheit in sich auf. Plötzlich stürzte er mit ausgebreiteten Armen auf sie zu, als wolle er sie an seine Brust ziehen, fand sich aber jäh in seinem
    Vorhaben gehindert, als Gage mit einer Hand sein Revers packte und ihn herumriß.
    »Halten Sie sich von dieser Frau fern, Mr. Harper«, stieß er mit leiser, drohender Stimme hervor.
    Obwohl er seinen Sohn auf dem anderen Arm hielt, zog Gage den stämmigen Seemann bis auf die
    Zehenspitzen hoch und hielt ihn mit stählernem Griff fest. »Sie gehört jetzt mir, nicht Ihnen, und ich werde Ihnen Ihre verfluchten Hände brechen, wenn Sie noch einmal versuchen, sie zu berühren.
    Haben wir uns verstanden?«
    »Sie können mir keine Angst einjagen«, murmelte Harper über die Faust, die mit weiß hervortretenden
    Knöcheln seinen Mantel umklammerte. »Sie sind doch nicht mehr als ein ungehobelter Siedler... «
    Gage schüttelte den Bootsmann mit solch wütender Heftigkeit, daß Harpers Augen wie lose

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