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Wie Blüten im Wind: Roman (German Edition)

Wie Blüten im Wind: Roman (German Edition)

Titel: Wie Blüten im Wind: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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immer noch betete Lexi jede Nacht zu Mia. Jeden Morgen, wenn sie aufwachte, war sie für den Bruchteil einer Sekunde zufrieden, dann dämmerte ihr wieder die niederschmetternde Wahrheit. Wegen dieses unerträglichen Verlusts hatte sie ein paar Jahre Valium genommen, aber letzten Endes hatte sie erkannt, dass man zwar vor seinem Schmerz fliehen, sich aber nie wirklich verstecken konnte. Dabei hätte sie das doch eigentlich wissen müssen, schließlich hatte sie diese Lektion bereits von ihrer Mutter gelernt. Als sie sich der hässlichen Wahrheit stellte, dass sie wie ihre eigene Mutter wurde, nahm sie kein Valium mehr. Mittlerweile war sie so clean, dass sie sogar Aspirin nur noch in Ausnahmefällen nahm. Die einzig wirkliche Lösung lag darin, den Mut aufzubringen, die Dinge klar zu sehen und zu versuchen, es besser zu machen. Besser zu werden.
    Lange kniete sie auf der kalten, harten Straße, obwohl sie wusste, dass es gefährlich war, hier in der Kurve zu bleiben. Aber das war ihr gleich. Wenn jemand sie hier sah …
    Schließlich stieg sie wieder aufs Rad und fuhr weiter. Fast wäre sie am Haus der Farradays vorbeigerast, aber in der letzten Sekunde bremste sie. Selbst in der Dämmerung sah sie, wie anders alles aussah. Der Garten war zugewuchert, die Blumenkübel leer.
    Sie entdeckte den Briefkasten; ihr Name stand noch darauf.
    Als Scheinwerfer sie blendeten, sprang sie wieder aufs Rad und fuhr davon. Aus sicherer Entfernung beobachtete sie, wie ein silberner Porsche in die Auffahrt hinter ihr einbog.
    Miles.
    Seufzend radelte sie in die Stadt zurück und aß in einem Schnellimbiss. Dann fuhr sie zu Scots Kanzlei, schloss das Fahrrad ein und ging durch die Hintertür ins Haus. Im Konferenzraum entdeckte sie, dass auf der rot geblümten Couch ein ordentlicher Stapel Bettwäsche lag. Daneben sah sie einen Briefumschlag.
    Sie nahm ihn und bemerkte, dass darunter ein rosafarbener Post-it-Zettel klebte.
    Lexi, sie geht in die Vorschule. Nur vormittags.
    Alles Liebe
    S
    Sie öffnete den Umschlag und fand ein einzelnes Foto darin. Darauf lächelte ein Mädchen mit elfengleich hellen Haaren und rosafarbener Bluse sie an.
    Ihre Tochter.
    Der Mensch plant, und Gott lacht.
    Jetzt verstand Lexi diesen Spruch zum ersten Mal.
    Sie hatte ihre Entlassung und die Zeit danach bis ins letzte Detail geplant. Sie hatte in der Gruppentherapie ihre Pläne dargelegt und Tamica alles erzählt. Sie hatte vorgehabt, nach Florida zu Eva und Barbara zu ziehen und sich dort einen Job zu suchen. Sie hatte sogar davon geträumt zu studieren. Sie würde eine gute Sozialarbeiterin werden, vielleicht konnte sie Mädchen helfen, die in Schwierigkeiten geraten waren. Nicht ein einziges Mal war ihr in den Sinn gekommen, dass sie aus dem Gefängnis in eine Welt zurückkommen würde, in der Unerwartetes geschah.
    Wer hätte gedacht, dass sie ausgerechnet auf Pine Island landen würde? An dem einzigen Ort auf der Welt, wo sie nicht sein wollte.
    Sie machte sich ihr Bett und kroch dann hinein. Die Laken waren unglaublich weich. Durch das Fenster drang das fahle Licht einer Straßenlaterne und erhellte den Raum. Sie schloss die Augen und versuchte einzuschlafen, aber es war so still, und sie hätte schwören können, dass Grace’ Foto atmete.
    Jahrelang hatte sie jeden Gedanken an ihre Tochter entschlossen verdrängt. Wenn Tamica sie nur erwähnte, ging sie weg, und wenn im Fernseher kleine Mädchen gezeigt wurden, die ihrer Mutter in die Arme rannten, wandte sie sich ab. Sie hatte entschieden, dass Grace ein Leben verdiente, das sie ihr niemals bieten konnte.
    Aber als sie jetzt in der Dunkelheit lag und das Foto neben sich spürte, merkte sie, dass ihre Entschlossenheit schwand.
    Sie schlief unruhig und hatte Träume, die man am besten gleich wieder vergaß. Um sechs Uhr schließlich warf sie die Decke zurück. Als sie barfuß auf die Toilette tappte, entdeckte sie zu ihrer Überraschung eine Dusche. Daraufhin duschte sie zum ersten Mal seit Jahren ganz allein und trocknete sich mit einem weichen weißen Handtuch ab.
    Ihr Gesicht im Spiegel war mager und spitz, wie das einer ertrunkenen Ratte, umrahmt von spröden schwarzen Locken. Sie rieb sich mit dem Handtuch die Haare trocken, zog ihre alten Sachen wieder an, weil sie keine anderen hatte, und machte sich auf die Suche nach einem Frühstück, bis sie in einem Diner landete.
    Aber das Foto in ihrer Tasche atmete immer noch. Manchmal hörte sie ein Kichern und dachte irrationalerweise, es käme aus

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