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Wie Blüten im Wind: Roman (German Edition)

Wie Blüten im Wind: Roman (German Edition)

Titel: Wie Blüten im Wind: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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dem Tag ihrer Geburt. Von einer Tochter, die geliebt und umsorgt wurde, konnte sie sich fernhalten.
    Aber dieses kleine Mädchen, das mit hängenden Schultern zur Schule geschlurft war, wirkte nicht glücklich.
    »Aber sie ist es«, sagte Lexi laut. »Jeder hat mal einen schlechten Tag.«
    Dennoch schlenderte sie um die Schule herum, vorbei an den Pavillons zu dem großen Spielplatz hinter dem Gebäude. Hier war der eingezäunte Pausenhof der Grundschule: Basketballkörbe, Rasenflächen und asphaltierte Abschnitte und ein kleines Baseballfeld. Sie fand einen riesigen Nadelbaum auf einem Stück Rasen. Dort setzte sie sich und wartete.
    Während die Minuten verstrichen, redete sie sich ein, sie hätte die Zeichen falsch gedeutet und ihre eigene traurige Geschichte auf Grace projiziert. Ihre Tochter war ein glückliches Kind – anders konnte es nicht sein –, die Farradays waren die Brady-Familie der Neuzeit. Im Haus der Bradys war es einfach unmöglich, sich einsam oder ungeliebt zu fühlen. Sie würde sich nur vergewissern und dann aufbrechen.
    Gegen halb elf ertönte die Schulglocke. Die große Doppeltür sprang auf, und eine Schar kleiner Kinder stürmte in den Hof.
    Pause der Vorschule. Das war offensichtlich. Es waren nur etwa dreißig Kinder, und sie waren so unglaublich klein. Eine hübsche dunkelhaarige Frau in Jeans und roter Bluse hatte die Aufsicht.
    Lexi stand auf und ging am Zaun entlang.
    Grace kam als Letzte heraus. Sie blieb abseits und für sich. Es schien, als würde sie mit sich selbst reden – genauer gesagt, mit ihrem Handrücken. Die anderen Kinder lachten, spielten und rannten herum. Aber Grace stand einfach nur da und sprach mit ihrer Armbanduhr.
    Lächle , dachte Lexi, bitte.
    Aber in den ganzen zehn Minuten der Pause lächelte Grace nicht ein einziges Mal. Sie beteiligte sich an keinem der Spiele, und keines der Kinder sprach sie an.
    Niemand mag sie , dachte Lexi, und ihr war, als bohrte sich ein Messer in ihre Brust. »Gracie«, flüsterte sie und schüttelte den Kopf.
    Plötzlich hob Grace den Kopf und blickte sie quer über den Pausenhof an, obwohl sie unmöglich ihren Namen gehört haben konnte. Lexi spürte, wie ihr Blick sie durchbohrte. Ohne es zu wollen, winkte sie ihr zu.
    Grace blickte hinter sich. Da niemand dastand, drehte sie sich wieder zu Lexi. Zögernd lächelte sie und winkte zurück. Dann schrillte die Pausenglocke, und sie rannte wieder ins Schulgebäude.
    Jetzt hätte sich Lexi anlügen können, sie hätte sich etwas einreden und sich stärker um Distanz bemühen können, aber damit hielt sie sich gar nicht erst auf. Sie wollte nicht vorschnell urteilen, wollte kein zweites Mal einen schrecklichen Fehler begehen, aber sie konnte auch nicht ignorieren, was sie gesehen hatte.
    Grace war nicht glücklich.
    Nein.
    Möglicherweise war Grace nicht glücklich, und das änderte alles.
    Im Bus nach Florida würde heute ein Platz freibleiben.

Z WANZIG
    Grace setzte sich auf den Rücksitz und fühlte sich sehr klein.
    »Wie war es heute in der Vorschule?«, fragte Nana, ohne in den Rückspiegel zu blicken.
    »Ganz gut.«
    »Hast du neue Freunde gefunden?«
    Grace hasste die Frage. Ihre Großmutter fragte sie das ständig. »Ich bin die Königin der Vorschule. Allison Shunt macht mir eine Krone.«
    »Wirklich? Das ist ja toll.«
    »Ja, schon«, seufzte Grace. Es war auch toll, aber für Stephanie, die in Wahrheit Königin der Vorschule war. Sie starrte auf den kleinen Zauberspiegel an ihrem Handgelenk und wünschte, Ariel würde sie besuchen, doch der Spiegel blieb blank.
    Ariel , sagte sie lautlos, ich bin einsam.
    Nichts.
    Grace lehnte den Kopf gegen die weiche Sitzlehne und starrte aus dem Fenster, wo die riesigen grünen Bäume vorbeihuschten. Sie fuhren eine Straße hinauf, eine andere hinunter, dann um eine große Kurve und schließlich waren sie zu Hause.
    Vorsichtig fuhr Nana den Schotterweg zur Blockhütte hinunter.
    Grace wartete geduldig darauf, vom Kindersitz abgeschnallt zu werden, dann nahm sie ihren Rucksack und folgte Nana den Kiesweg hinauf zur Vordertür.
    Als sie drinnen waren, hörte sie, wie Nana murmelnd Sachen aufsammelte. Nana mochte es nicht, wenn Daddy Kleider herumliegen ließ, und sie hasste Gracies Spielzeug.
    Grace schaltete den Fernseher ein und kletterte aufs Sofa, um dort auf ihren Daddy zu warten. Wenn Nana nicht hinsah, lutschte sie am Daumen. Sie wusste, nur Babys lutschten am Daumen, aber Nana machte sie unruhig, und dann half ihr das

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