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Wie Blüten im Wind: Roman (German Edition)

Wie Blüten im Wind: Roman (German Edition)

Titel: Wie Blüten im Wind: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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der Tasche.
    Nach dem Frühstück ging sie die Main Street hinauf und fand eine Billigboutique, die gerade öffnete. Für sieben Dollar kaufte sie sich Secondhand-Bermudashorts, ein blaues T-Shirt mit einem Drachenaufdruck und eine türkisfarbene Kapuzenjacke. Ihre schwarzen Schuhe tauschte sie gegen Flipflops, und die Kniestrümpfe warf sie weg.
    Als sie den Laden verließ, lächelte sie, weil sie sich zum ersten Mal richtig frei fühlte. Sie hatte ein Busticket nach Florida in der Tasche. Schon bald – in gerade mal siebeneinhalb Stunden – wäre sie hier weg …
    In einer schwarzen Rauchwolke schoss etwas großes Gelbes an ihr vorbei. Ein Schulbus. Hinter den Scheiben kleine Gesichter.
    Lexi entschied sich nicht bewusst, dem Bus zu folgen; sie ging einfach nur weiter. Am Turnagin Way bog sie nach links ab und ging den Hügel hinauf. Als sie die vierspurige Haltestelle erreichte, wimmelte es von Kindern, die lachten, plauderten und absurd große Rucksäcke neben sich auf dem Bürgersteig stehen hatten. Außerdem waren überall Mütter, die das muntere Treiben überwachten.
    Vor der Grundschule stand eine Reihe Busse. Zwischen geparkten Autos fuhren langsam weitere Wagen. Das waren die Eltern, die ihre Kinder persönlich absetzten.
    Da fuhr ein schwarzer SUV an ihr vorbei und hielt.
    Lexi stockte der Atem. Von ihrem Platz neben dem Baum aus sah sie, wie Jude aus dem Wagen stieg, zur Beifahrertür ging und sie aufriss.
    Und da, auf dem großen Vordersitz, war eine Miniausgabe von Mia, mit seidig weichem hellen Haar und herzförmigem Gesicht.
    Lexi bewegte sich ein Stück zur Seite, um besser sehen zu können, achtete aber darauf, dass sie durch die Menge der Schulkinder verdeckt blieb.
    Jude half Grace aus dem Wagen und trat einen Schritt zurück.
    Grace lächelte nicht, und Jude küsste sie nicht, und dann ging Grace allein los.
    Lexi runzelte die Stirn. Sie musste daran denken, wie es früher gewesen war, wenn Jude sie und Mia zur Schule gebracht hatte. Küsse, Umarmungen, Winken, das volle Programm.
    Vielleicht hatte Jude einen schlechten Tag. Oder Grace war frech gewesen und hatte Ärger bekommen. Vielleicht hatte Grace auch darum gebeten, nicht in der Öffentlichkeit geküsst zu werden, und Jude hatte sie vor dem Aussteigen umarmt.
    Lexi bemerkte kaum, dass der SUV wieder losfuhr. Als sie den Fußgängerüberweg erreichte, reihte er sich schon in die Schlange der Wagen, die das Schulgelände verließen, aber Lexi sah gar nicht hin. Sie hatte ihre gesamte Aufmerksamkeit auf das kleine Mädchen mit dem gelben T-Shirt gerichtet, das ebenfalls einen lächerlich großen Hannah-Montana-Rucksack trug. Mit hängenden Schultern und schlurfenden Schritten ging es widerstrebend zur Schule.
    Als Grace das Gebäude betrat, sprach niemand sie an.
    Kurz darauf ertönte die Schulglocke, und die letzten Schüler rannten hinein.
    Lexi stand auf der Rasenfläche zwischen Busspur und Parkplatz und starrte hinüber zu dem nun stillen Backsteingebäude. Sie ist in der Vorschule. Nur vormittags.
    Sie selbst war schon zu oft in eine Schule gegangen, ohne dass ihr jemand nachwinkte oder sie abholte. Sie wusste noch, wie allein sie sich in der Mittagspause gefühlt hatte.
    Allein.
    Das war die eindrücklichste Erinnerung an ihre Kindheit. Sie hatte sich immer allein gefühlt, wie ein Fremdkörper in einer Familie, die nicht die ihre war. Wie ein Außenseiter auf einer neuen Schule. Selbst bei Eva hatte Lexi sich nie wirklich in einer Familie geborgen gefühlt … bis sie die Farradays kennengelernt hatte. Von jenem ersten Tag an, als sie Mia traf und von ihr eingeladen wurde, hatte sie sich wirklich willkommen gefühlt.
    Deshalb hatte sie ihnen das Sorgerecht für Grace übertragen. Ihre Tochter würde wissen, wie es sich anfühlte, geliebt zu werden.
    Lexi warf einen Blick auf ihre Uhr. Es war noch nicht mal neun. Wie lange dauerte ein Vormittag in der Vorschule? Zwei Stunden? Drei?
    Der Bus nach Florida fuhr erst um halb vier. Daher hatte sie noch mehrere Stunden Zeit.
    Sie konnte noch mal eine Radtour machen oder etwas essen. Oder sie ging in die Bibliothek und las. Doch noch während sie die verschiedenen Möglichkeiten überdachte, wusste sie, dass sie im Grunde nur eins wollte.
    Lass es. Du hast deine Entscheidung getroffen. Denk an Grace.
    Die Argumente bedrängten ihre mäandernden Gedanken, aber sie beachtete sie nicht. Dieses eine Mal konnte sie es nicht. Lexi hatte sich Grace glücklich und geborgen vorgestellt, und das seit

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