Wie Blüten im Wind: Roman (German Edition)
für Grace dar.«
»Damit willst du also sagen, sie würde für immer ein Teil unseres Lebens«, bemerkte Jude.
»Das ist sie doch schon«, schaltete Miles sich ein. »Sie ist Grace’ …«
»Mit dir hab ich nicht gesprochen«, zischte Jude. Und an ihren Anwalt gewandt, fügte sie hinzu: »Aber sie ist ungeeignet. Sie hat Grace direkt nach der Geburt abgegeben und ihr nie auch nur zum Geburtstag geschrieben. Sie hat keinen Job und keine Familie hier. Ihre eigene Mutter war im Gefängnis und hat Drogen genommen. Wer weiß, was für Freunde sie im Gefängnis hatte? Wer würde Grace mit solchen Leuten in Verbindung bringen wollen?«
»Mom«, sagte Zach und richtete sich auf. »Komm schon. Sei nicht so ungerecht. Lexi ist ganz anders als ihre Mutter.«
»Du wirst gegen sie kämpfen müssen«, erklärte Bill und bedachte Zach mit stählernem Blick. »Schließlich bist du jetzt Vater. Deine Aufgabe ist es, Grace zu schützen, also musst du ihre Rechte wahren. Wenn Alexa das Sorgerecht bekommt, und sei es nur das geteilte, wer sagt uns, dass sie nicht einfach mit Grace wegziehen würde? Und soweit ich weiß, war die Aufgabe des Sorgerechts ursprünglich ihre Entscheidung. Sie hat sich nie mit Grace in Verbindung gesetzt. Nicht ein einziges Mal. Das hinterlässt bei mir Zweifel an der Ernsthaftigkeit ihrer Absichten. Wir müssen tun, was für deine Tochter das Beste ist. Zumindest im Moment müssen wir sie von Alexa fernhalten.«
»Ganz genau«, bestätigte Jude.
»Und das soll das Beste für Grace sein?«, protestierte Zach. »Schließlich ist Lexi ihre Mutter.«
Bill schlug eine Akte auf. »Ich sage dir, wieso das das Beste für Grace ist. Ich hab Alexas Gefängnisakte gelesen, Zach. Keine schöne Lektüre. Es gibt gute Gründe für ihre Haftverlängerung. Sie hat sich geprügelt. Die Regeln missachtet. Mehr als einmal wurden Drogen bei ihr gefunden. Unter anderem Valium, glaube ich. Du hast sie zwar gekannt, Zach, aber Menschen verändern sich im Gefängnis, und es sieht so aus, als hätte deine Alexa dort ein paar unkluge Entscheidungen getroffen. Jetzt kennst du sie nicht mehr. Glaubst du wirklich, Grace ist bei einem solchen Menschen sicher?«
»Drogen?«, fragte Zach stirnrunzelnd.
»Und das bei ihrer familiären Vorbelastung, Zach. Ich glaube, sie ist nicht mehr das Mädchen, das du in Erinnerung hast. Sie hat einige Zeit in Einzelhaft verbracht. Weil sie einer Frau die Nase gebrochen hat«, fügte Bill hinzu. »Sie könnte also durchaus gefährlich sein.«
Zach seufzte schwer und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. »Drogen«, wiederholte er kopfschüttelnd.
»Wir werden gegen sie kämpfen«, versicherte Jude. »Eine andere Wahl haben wir nicht.«
Bill nickte. »Gut. Ich reiche unseren Gegenantrag ein und sag euch Bescheid, wann die Anhörung stattfindet.«
»Ich tue ihnen schon wieder weh, Scot.«Lexi lief unruhig im Büro des Anwalts umher.
»Ja«, erwiderte Scot. »Ich kann mir vorstellen, dass sie nicht an das erinnert werden wollen, was … geschah.«
»Was ich getan habe.«
»Sie sind mehr als das, was Sie getan haben, Lexi. Außerdem geht’s hier überhaupt nicht um Sie, sondern um Ihre Tochter. Sie lieben sie, und sie braucht Sie. Darauf müssen Sie sich jetzt konzentrieren. Das allein können Sie kontrollieren. Die Trauer der Farradays ist nicht Ihr Problem.«
Sie war schon wieder am Boden zerstört, nur weil sie Zach gesehen hatte. Vor lauter Sehnsucht nach ihm wäre sie am liebsten wieder weggerannt und hätte sich versteckt. Wie lange würde sie ihn noch lieben?
»Ich hab gesehen, wie sehr Zach sie liebt«, sagte Lexi leise.
»Es geht nicht um ihn. Oder um Sie. Oder darum, was Sie getan haben. Es geht nur um Grace. Wie fühlt es sich an, Lexi, wenn einen die Mutter alleinlässt?«
Abrupt blieb Lexi stehen und sah ihren Anwalt an. »Danke. Das rückt alles ins rechte Licht.«
Seine Sprechanlage summte. Scot ging hin und nahm den Hörer auf. »Hey, Bea … ach, Bill Brein? Ist gut, danke.« Er legte auf, schlug seinen Tischkalender um und notierte etwas. Dann sah er Lexi an. »Sie müssen jetzt stark sein, Lexi.«
»Ich versuche es.«
»Wirklich stark. Denn sie fechten den Antrag an.«
Zwei Tage später stand Lexi wieder vor Gericht. Schon als sie den Saal betrat, bestürmten sie unzählige schmerzliche Erinnerungen. Aus diesem Grund hatte sie auch abgelehnt, als Scot sie bat, Schwarz zu tragen. Sie würde auf keinen Fall die Gerichtsverhandlung von einst wiederholen. Daher
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