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Wie Blüten im Wind: Roman (German Edition)

Wie Blüten im Wind: Roman (German Edition)

Titel: Wie Blüten im Wind: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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auf die Minute – saß sie im Wohnzimmer und wartete. Sie hatte ihr bestes Kleid angezogen und sich extra viel Mühe bei ihrer Frisur und dem Make-up gegeben. Als sie fertig war, sah man ihr nichts mehr von ihrem Elend an.
    Draußen fuhr ein Wagen vor. Scheinwerferlicht huschte durchs Wohnzimmer und erlosch.
    Lexi wollte aufstehen, konnte sich aber nicht rühren.
    Als es an der Tür klopfte, erzitterte der ganze Wohnwagen.
    Endlich schaffte sie es, aufzustehen, zur Tür zu gehen und sie zu öffnen. Davor standen Zach und Mia.
    »Ist das zu fassen?«, rief Mia, stürzte sich auf Lexi und umarmte sie. Lexi bemühte sich, ihre Umarmung zu erwidern.
    Dann riskierte sie über Mias Schulter hinweg einen Blick zu Zach, der genauso am Boden zerstört wirkte wie sie.
    »Herzlichen Glückwunsch«, sagte sie steif.
    Er nickte.
    Lexi spürte, wie Mia ihre Hand nahm, und ließ sich von ihr die Holztreppe hinunter- und dann über das feuchte Gras zum wartenden Escalade führen. Alle drei stiegen auf den Rücksitz. Und wie üblich saß Lexi in der Mitte.
    »Hey, Lexi«, sagte Miles und sah über den Rückspiegel zu ihr. »Schön, dass du mit uns feierst.«
    »Das würde ich mir doch nicht entgehen lassen.« Lexi zwang sich zu einem Lächeln.
    »Wir alle haben einen Grund zum Feiern«, schaltete sich Mia ein. »Lexi hat Stipendien von der UW und der WWU bekommen. Dein Traum ist wahr geworden, nicht wahr, Lexi?«
    »Ja, mein Traum ist wahr geworden«, bestätigte Lexi ergeben.
    Nachdem sie Tyler abgeholt hatten, wurde die Unterhaltung lebhafter. Den ganzen Weg zum Restaurant redeten Mia und Jude über die USC und Los Angeles und wie es sein würde, die Strände von Südkalifornien heimzusuchen. Jeder Satz begann mit einer Variante von Das wird so cool …
    Zach hielt Lexis Hand und drückte sie ein klein wenig zu fest.
    Als sie vor dem Restaurant hielten, wagte Lexi es endlich, ihn anzusehen.
    Ich will nicht weg , sagte er lautlos. Doch er würde weggehen, und das wussten sie beide.
    Als der Mai mit Sonnenschein kam, begrüßten alle ihn wie einen Lieblingsverwandten. Verschwunden waren die ewigen grauen Wolken und der endlose Nieselregen. Es schien, als hätte die triste Landschaft über Nacht Farbe bekommen. Auf der ganzen Insel wurden Vorhänge aufgerissen, Grills aus ihrem Winterquartier in der Garage geholt, Terrassenmöbel von ihrer Abdeckung befreit und saubergeschrubbt. Es war immer ein geradezu prächtiger Monat, eine leuchtend helle Gnadenfrist bis zum üblicherweise verregneten Juni, und dieses Jahr ganz besonders. Strahlender Sonnenschein und überraschend hohe Temperaturen lockten die Jugendlichen an den Strand und in die Wälder.
    Am Samstag, dem Fünfzehnten, wachte Lexi früh auf. Sie hatte schlecht geschlafen und bedrohlich von Flugzeugen geträumt, die davonrasten und in den Wolken verschwanden. Sie tappte barfuß aus ihrem Zimmer und ging den Flur hinunter.
    Eva wartete schon in der Küche auf sie. Sie trug ihren alten weißen Bademantel und ein spitzes Glitzerhütchen. Neben ihr auf dem Tisch standen zwei gelbe Pappteller mit glasierten Donuts; auf einem steckte eine blaue Zierkerze. »Alles Gute zum Geburtstag«, sagte sie und blies in eine Papiertröte.
    Lexi wäre fast in Tränen ausgebrochen. Wegen des College-Dramas hatte sie ihren achtzehnten Geburtstag vergessen. Aber Eva hatte daran gedacht.
    »Ich habe dieses Jahr zwei Geschenke für dich.« Eva wies mit dem Kopf auf zwei schön verpackte Päckchen auf dem Tisch.
    Lexi musste unwillkürlich daran denken, wie ihre Geburtstage früher, ohne Eva, gewesen waren: lange Tage, an denen sie einsam und unglücklich auf ihre Mutter gewartet hatte, die nie auftauchte. Sie gab ihrer Tante einen Kuss auf die samtig weiche, faltige Wange und setzte sich dann an den Tisch.
    »Pack aus!«, befahl Eva und nahm ihr gegenüber Platz.
    Mit wachsender Begeisterung fing Lexi an, das Geschenkpapier zu öffnen. In dem Päckchen fand sie ein saphirblaues Baumwollsweatshirt mit winzigen silbernen Knöpfen. Bewundernd hielt sie es in die Höhe. »Es ist superschön.«
    »Wenn es nicht passt, können wir es umtauschen.«
    Lexi hätte es niemals umgetauscht, selbst wenn es zwei Nummern zu klein gewesen wäre. Es würde für immer in ihrer obersten Schublade bleiben, zusammen mit dem pinkfarbenen Sweatshirt mit dem Glitzerschmetterling, das ihr mittlerweile zu klein war. »Es ist perfekt, Eva. Danke.«
    Eva nickte. »Pack jetzt das andere aus.«
    Das andere Geschenk hatte die Größe

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