Wie Blüten im Wind: Roman (German Edition)
günstige Angebote.«
»Dann müsste ich mir zehntausend Dollar pro Jahr leihen und trotzdem noch während des gesamten Studiums gleichzeitig arbeiten. Und nach dem Abschluss wäre ich hoch verschuldet.«
»Viele Menschen nehmen Studiendarlehen auf, Lexi. Man investiert damit in seine eigene Zukunft.«
Lexi seufzte. »Wahrscheinlich ist das staatliche College auch nicht schlecht. Ich könnte auch in zwei Jahren noch zur UW gehen.«
Mrs Morford nickte. »Das wäre eine gute Möglichkeit, bis dahin Geld zu sparen. Die zwei Jahre werden im Nu vergehen, und dann bist schon wieder mit deinen Freunden zusammen.«
Nicht mit denen, die wirklich wichtig waren .
Lexi dankte der Studienberaterin und ging zum Bus. Auf dem Heimweg rechnete sie alles immer wieder durch, um wie durch ein Wunder doch noch eine Lösung zu finden.
Aber es gab keine Lösung. Wenn sie sich nicht haushoch verschuldete, würde sie nicht vier Jahre studieren können.
Als sie zu Hause ankam, war sie am Boden zerstört. Noch nie hatte sie sich hier auf Pine Island derartig wie eine Außenseiterin gefühlt. Sie hätte fast alles für die Chancen gegeben, die die meisten Jugendlichen hier für selbstverständlich hielten.
Sie ging direkt in ihr Zimmer und warf sich aufs Bett.
Das Telefon klingelte.
Sie meldete sich. »Hallo?«
»Lexi! Zach und ich sind an der USC angenommen. Beide! Und Tyler kommt auf die UCLA . Ist das nicht phantastisch? Kannst du heute Abend mit uns essen gehen? Wir wollen feiern!«
»Ist ja großartig«, sagte Lexi und schlug mit dem Kopf gegen das Kopfende des Bettes. Sie hätte sich einfach eine Kugel durch den Kopf jagen sollen. Normalerweise neigte sie nicht zu Selbstmitleid, aber warum konnte es im Leben nicht EINMAL so laufen, wie sie wollte? »Natürlich feiere ich mit euch.«
Als Mia daraufhin mit einer weiteren College-Geschichte anfing, hielt Lexi es nicht mehr aus. Sie murmelte eine Entschuldigung und würgte ihre beste Freundin einfach ab.
Ein paar Minuten später klopfte es überraschend an ihrer Tür. »H … herein«, rief sie und setzte sich auf.
Eva betrat das kleine vollgestopfte Zimmer. Die Wände waren zugepflastert mit Fotografien: Fotos von Zach beim Footballspielen, von Mia beim Wasserskifahren und von ihnen dreien beim Schulball. »Die Wände hier sind dünn. Ich hab dich weinen hören.«
Lexi wischte sich über die Augen. »Tut mir leid.«
Eva setzte sich zu ihr aufs Bett. »Möchtest du mir erzählen, was los ist?«
Lexi wusste, dass sie schrecklich aussah. Vom Weinen waren ihre Augen rot und geschwollen. »Zach und Mia sind an der USC angenommen worden.«
»Und wolltest du das nicht?«
»Nein.« Schon als sie es aussprach, fühlte sie sich elend und mies. »Ich hab Angst, wenn er erst mal weg ist …«
»Weißt du, dass ich erst sechzehn war, als ich Oscar kennenlernte? Und er war schon achtundzwanzig. Ich kann dir sagen, das war vielleicht ein Theater! Schließlich erwartet man von einer Sechzehnjährigen nicht, dass sie weiß, was sie will. Und ein Mann in seinem Alter sollte nichts von einer Sechzehnjährigen wollen.« Sie seufzte, dann lächelte sie. »Mein Daddy hätte Oscar glatt erschossen, wenn er bei uns zu Hause aufgetaucht wäre. Also warteten wir. Oscar war damals bei der Armee und musste für ein paar Jahre weg. Wir schrieben uns. Doch an dem Tag, als ich achtzehn wurde, heirateten wir. Während des Vietnamkriegs waren wir dann wieder getrennt.«
»Wie hast du das nur ausgehalten?«
»Es ist ganz egal, ob man zur selben Uni geht, in derselben Stadt lebt oder im selben Zimmer ist, Lexi. Es geht nur darum, zusammen zu sein. Liebe ist eine Sache der Entscheidung. Ich weiß, dass du noch jung bist, aber das ist bedeutungslos. Wichtig ist nur, ob du an das glaubst, was du fühlst.«
»Ich möchte daran glauben.«
»Ist das dasselbe? Denk mal darüber nach.« Eva tätschelte ihre Hand und stand auf. »So, wenn ich mich jetzt nicht beeile, komme ich zu spät zur Arbeit. Was hast du heute Abend vor?«
»Die Farradays wollen feiern und haben mich zum Essen eingeladen.«
»Bist du sicher, dass das klug ist? Kommst du damit klar?«
»Muss ich wohl«, erwiderte Lexi. »Danke«, fügte sie hinzu, als ihre Tante zur Tür ging.
Eva hob abwehrend die Hand und verschwand.
Als Lexi wieder allein war, betrachtete sie die Fotos und Zeitungsausschnitte an der Wand. Dann seufzte sie ergeben, stand auf, machte ihr Bett und ging den Flur hinunter.
Eine Dreiviertelstunde später – pünktlich
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