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Wie Blüten im Wind: Roman (German Edition)

Wie Blüten im Wind: Roman (German Edition)

Titel: Wie Blüten im Wind: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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weil es ihr ebenso erging.
    »Ich wollte, ich wäre blind«, erklärte Zach und klang zum ersten Mal wie ein Mann. Entschieden. »Ich will nicht nach Hause kommen und Mias Zimmer sehen. Oder ihr Foto.«
    In dem Moment kam Officer Avery zu ihnen ins Zimmer. Er trug eine zerknüllte Papiertüte und knetete mit seinen plumpen Fingern den zerknitterten Rand. »Dr. Farraday? Jude?«, sagte er und räusperte sich. »Es tut mir leid, Sie in dieser schwierigen Zeit zu stören.« Er räusperte sich noch einmal. »Aber ich muss Zach ein paar Fragen stellen.«
    »Natürlich«, war Miles einverstanden und trat näher zum Bett. »Zach? Fühlst du dich in der Lage, ein paar Fragen zu beantworten?«
    »Wenn’s sein muss«, antwortete Zach.
    Der Officer räusperte sich ein drittes Mal, ging verlegen zu Jude und reichte ihr die Papiertüre. »Hier. Tut mir leid.«
    Jude kam sich vor wie unter Wasser, als würde sie nach etwas greifen, das nah zu sein schien, in Wirklichkeit aber weit entfernt war. Als sie das grobe braune Papier spürte, war sie leicht überrascht. Sie öffnete die Tüte und sah verschwommen etwas Pink-Buntes – Mias Tasche –, worauf sie die Tüte schnell wieder zusammenknüllte und in ihren zitternden Händen hielt.
    Der Polizist trat respektvoll zurück und schlug ein kleines Notizbuch auf. »Du bist Zachary Farraday?«
    »Das wissen Sie doch. Sie waren in der vierten Klasse unser Verkehrspolizist.«
    Officer Avery lächelte kurz. »Und es war dein weißer Mustang, der letzte Nacht auf der Night Road einen Totalschaden hatte?«
    »Ja, das war mein Wagen.«
    »Und du warst, zusammen mit deiner Schwester und Alexa Baill, am Samstagabend auf der Party bei den Kastners?«
    »Mit noch ungefähr hundert anderen.«
    »Und du hast Alkohol getrunken.« Der Officer sah kurz auf ein Formular. »Ich hab hier die Ergebnisse deiner Blutuntersuchung. Der Alkoholgehalt in deinem Blut war fast viermal so hoch wie die erlaubte Höchstgrenze.«
    »Ja«, sagte Zach leise.
    Ich würde niemals was trinken und dann fahren, madre … du weißt doch, dass du mir vertrauen kannst. Wie oft hatte Jude das von ihm gehört?
    Sie schloss die Augen, als berge die Dunkelheit irgendeine Zuflucht.
    Der Officer schlug eine neue Seite auf. »Erinnerst du dich, wann ihr die Party verlassen habt?«
    »Ja, das war gegen zwei. Mia hatte Angst, weil wir zu spät waren.«
    »Also habt ihr beschlossen, einfach zu fahren«, stellte der Officer klar. Die Worte waren wie ein Rammbock. Jude spürte jedes einzelne Wort wie einen Schlag gegen ihr Rückgrat.
    »Lexi wollte zu Hause anrufen«, sagte Zach leise. »Aber ich sagte, sie solle nicht so blöd sein, schließlich hatten wir das einmal gemacht, und da war Mom ausgeflippt. Ich wollte keinen Hausarrest.«
    »O Zach«, sagte Miles kopfschüttelnd.
    Jude dachte, sie müsste sich wieder übergeben.
    Sie hatte schon vergessen, dass sie sie einmal beim Wort genommen und angerufen hatten. Und dass sie ihnen als Strafe dafür die nächste Party verboten hatte.
    O Gott.
    »Aber bis zur Night Road ging alles glatt?«, fuhr Officer Avery fort.
    »Es war sonst keiner auf der Straße. Mia war … hinten auf dem Rücksitz und sang den Song aus dem Radio mit. Den von Kelly Clarkson. Ich sagte, sie sollte den Mund halten, und da schlug sie mich auf den Hinterkopf, und dann …« Zach holte tief Luft. »Wir fuhren nicht mal so schnell, aber es war dunkel, und plötzlich war da die Kurve, wissen Sie? Die Haarnadelkurve direkt hinter dem Briefkasten der Smithsons. Wie aus dem Nichts. Ich hörte Mia schreien und brüllte Lexi an, sie sollte bremsen und versuchte, das Lenkrad zu packen … und dann …«
    Jude blickte abrupt auf. »Du hast Lexi gesagt, sie sollte bremsen?«
    »Sie fuhr«, sagte Zach. »Sie wollte nicht. Ich sollte fahren. Ich war der Fahrer. Es ist meine Schuld.«
    »Miss Baills Blutalkohol lag bei 0,9. Das Limit ist bei 0,8. Natürlich darf sie unter einundzwanzig überhaupt noch nicht trinken«, erklärte der Officer.
    Lexi war gefahren, nicht Zach.
    Zach hatte seine Schwester nicht umgebracht.
    Das war Lexi gewesen.
    »Ich muss Zach sehen.«
    »Ach, Lexi«, sagte ihre Tante mit besorgter Miene. »Sicher …«
    »Ich muss ihn sehen, Tante Eva.«
    Ihre Tante wollte etwas einwenden, aber Lexi hörte ihr nicht zu. Sie schob, ohne lange nachzudenken, ihre Tante beiseite und humpelte weinend den Gang hinunter.
    Am Ende des Flurs entdeckte sie ihn durch eine geöffnete Tür.
    Er war allein im Zimmer.
    »Zach«,

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