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Wie Champagner in den Adern

Wie Champagner in den Adern

Titel: Wie Champagner in den Adern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Sellers
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den Tunnel vermochten sie, sich alles zu besorgen."
    „Ich habe die Geschichte immer für einen Mythos gehalten", meinte Karim. „Jede Ruine öffentlicher Bauten wird Königin Halimah zugeschrieben."
    „Nur weil sie zur Legende geworden ist, bedeutet das nicht, dass die Geschichten erfunden sind. Zara ist nicht über eine Brücke gebracht worden. Sie befindet sich aber auf der anderen Seite des Flusses.
    Wie sonst hätte Jalal sie dorthin schaffen sollen?"
    Karim zuckte mit den Achseln. „Eine Frau, die gerade entführt wurde, ist nicht unbedingt in der besten Verfassung, was rationale Beobachtungen angeht."
    „Du sprichst sicherlich aus Erfahrung", entgegnete Omar. Karim errötete.
    „Zara ist guter Verfassung", wehrte sich Rafi hastig. „Sie hat gesagt, sie wäre nicht über eine Brücke gekommen, und ich glaube ihr das. Schließlich würde das nicht nur bedeuten, dass sie Halluzinationen gehabt hätte, sondern auch, dass unsere Soldaten an den Brücken versagt hätten. Die Alternative erscheint mir einleuchtender. Jalal muss den Tunnel gefunden haben."
    Omar reagierte gelassen. „Ich bin ganz deiner Meinung. Sieh dir nur die Ausgrabungsstätte an. Der Archäologe ist der erste, der die alten Geschichten über die Änderung des Flusslaufes ernst genommen hat. Dadurch hat er die untergegangene Stadt gefunden." Omar zündete sich eine schwarze Zigarre an und zog nachdenklich daran. „Seht mal, in den alten Geschichten hat es immer geheißen, Königin Halimah habe den Lauf des Flusses verändert, um den Tunnel darunter anzulegen und das Wasser darüber fließen zu lassen. Ist es nicht so?"
    Das hatte auch Gordon Prinz Rafi in aller Ausführlichkeit geschildert, bevor dieser ihm die Erlaubnis für die Ausgrabung ge geben hatte. „Ja, das stimmt."
    „Wir sollten noch einmal mit dem Archäologen darüber sprechen. Er hat bestimmt Luftaufnahmen von der Umgebung", fuhr Omar fort. „Vielleicht kann man darauf etwas erkennen."
    „Wir haben auch Zaras Hilfe", erklärte Rafi und berichtete ihnen von dem goldenen Gewand. „Ich will, dass die Männer nach diesem Gewand suchen."
    Seine Brüder starrten ihn entgeistert an. „Das ist längst im Sand vergraben", meinte Karim. „Es sind doch schon vier Tage vergangen."
    „Sie müssen es irgendwo finden", beharrte Rafi. „Gebt nicht eher auf, bis sie es haben."
    Omar runzelte die Stirn. „Was willst du in der Zwischenzeit tun?"
    „Ich kehre in Jalas Lager zurück."
    Zunächst herrschte verblüfftes Schweigen. Omar musterte ihn durch den Rauch. „Das kannst du nicht machen", wandte er ein.
    „Du bist verrückt, Rafi!", erklärte Karim. „Was hilft es uns, wenn du auch gefangen genommen wirst?"
    „Das wird nicht geschehen. Zara ist in einem entlegenen Teil der zerfallenen Festung untergebracht.
    Dort gibt es viele Möglichkeiten, sich zu verstecken."
    „Ich bin der Meinung, wir sollten einfach mit Panzern anrücken und durchs Haupttor eindringen", bemerkte Karim.
    „Zara ist an die Mauer gekettet. Artilleriefeuer könnte die Ruine zum Einsturz bringen", erwiderte Rafi. „Ich werde sie befreien, ehe wir den Versuch unternehmen, das Lager zu stürmen, und in dem Punkt lasse ich nicht mit mir reden."
    Karim wandte sich an Omar. „Er ist verrückt. Findest du nicht auch? Das können wir doch nicht zulassen."
    Omar warf die Zigarre in den Sand und trat sie mit dem Absatz aus. „Es geht um seine Auserwählte, Karim. Was würdest du tun, wenn es um Caroline ginge?"
    Karim wollte schon etwas erwidern, hielt dann jedoch inne und schüttelte schließlich den Kopf.
    „Wir haben keine Zeit, uns zu streiten. Wir müssen alles orga nisieren. Ich brauche noch ein paar Sachen, und wir müssen uns überlegen, wie ich wieder hineinkomme. Wir müssen mit unvorhersehbaren Ereignissen rechnen und ein Nachrichtensystem vereinbaren. Wenn ich erst einmal drinnen bin, komme ich vielleicht nicht wieder heraus", gab Rafi zu bedenken.
    Zara lebte in ständiger Dämmerung. Nur durch die Risse in den Mauern und durch die Türeingänge fiel das Licht. Die Stärke war abhängig von der Tageszeit. Zara lag da und beobachtete das schwindende Sonnenlicht. Bald würde es dunkel sein. Manchmal reichte noch ein schwacher Feuerschein bis zu ihr herüber.
    Sie wurde von Gefühlen erfasst, die sie offenbar nicht unter Kontrolle hatte. Plötzlich sehnte sie sich so sehr nach Rafi, dass es fast schmerzte. Dann vertraute sie ihm auch. Doch ebenso rasch wechselte ihre Stimmung ins Gegenteil, und

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