Wie Champagner in den Adern
Rostam mitbringen."
Langsam tauchten die ersten Leute in festlicher Kleidung im Innenhof auf. Plötzlich merkte das eine der Frauen und sagte zu den anderen: „Wir müssen uns noch für die Feierlichkeiten umziehen."
Innerhalb von ein paar Minuten waren sie alle verschwunden.
Der Eintopf hing verlassen über dem Feuer. Rafi zögerte nicht. Er tauchte aus dem Schatten auf und huschte unter die Plane, die den Kessel vor der Sonne abschirmte. Ihre Strahlen waren nicht mehr so stark. Sie stand bereits tiefer am Himmel, und hier in der Ecke herrschte viel Schatten.
Wie ein neugieriger Mann beugte er sich kurz über den Kessel, rührte einen Moment wie geistesabwesend darin herum und verschwand.
Zara versuchte aus ihrem Stoff eine kleine Schlinge zu binden, um das Kätzchen mitnehmen zu können, wenn es so weit war. Als sie im Nebenraum gewesen und nach Jalal gesehen hatte, war sie auf die Reste ihres Kleides gestoßen und hatte sie mitgenommen. Sie riss das Oberteil ab und band die Ärmel zusammen. Hoffentlich würde das Kätzchen gut hineinpassen.
Aber wann sollte sie das ausprobieren? Wenn sie es zu früh versuchte, würde es sich heftig wehren.
Und wenn sie es zu spät tat, würde sie es vielleicht nicht mehr beruhigen können.
Aber das war nicht ihre einzige Sorge. Immer wieder musste sie nach Jalal sehen. Leider ließ sich schwer sagen, wie lange die Betäubung anhalten würde. Er hatte sich zwar nicht bewegt, aber sie hatte ihm noch einen neuen Betäubungsschuss verpasst.
Auf jeden Fall sollte der Angriff heute Abend stattfinden. Eine bessere Gelegenheit würden sie nicht bekommen, selbst wenn das Mittel im Eintopf nicht wie erwartet wirken sollte. Allerdings mussten sie sich dann auf einiges Blutvergießen gefasst machen.
Rafi hatte ihr berichtet, dass er den Tunnel gefunden hatte und dass er sie hineinschleusen würde, sobald das möglich war. Er musste jedoch zuerst eine geeignete Verkleidung für Zara finden.
Zwar konnte er sie ein gutes Stück durch die verlassenen Räume der Festung führen, aber ungefähr zwanzig Meter oder mehr mussten sie durchs Freie.
Während Rafi darauf wartete, dass der Eintopf ausgeteilt und gegessen wurde, schaute er sich nach einer möglichen Verkleidung um. Alle Frauen trugen ihr perlenbesetztes Kopftuch und ihre bestickten Tuniken zur Feier des Tages. Die meisten Frauen besaßen nur wenig Kleidung zum Wechseln und waren leicht an dem zu erkennen, was sie trugen. Er ärgerte sich, dass er daran nicht eher gedacht hatte.
Die Sonne stand bereits tief am Horizont, als Zara überlegte, ob sie jetzt das Kätzchen in die provisorische Schlinge setzen sollte? Sicher würde Rafi jeden Moment kommen.
Da hörte sie ein Geräusch hinter sich und wollte ihn begrüßen. Statt in seine Augen blickte sie jedoch in den Lauf einer automa tischen Pistole. „Stehen Sie auf!", befahl Jalal leise. „Machen Sie keinen Lärm. Ich werde nicht zögern, Sie zu erschießen."
Sie fallen um wie die Fliegen, stellte Rafi zufrieden fest. Nachdem die Menschen unter den Zeltplanen Platz genommen hatten, stellte einer nach dem anderen seine Schüssel beiseite, gähnte und streckte sich zum Schlaf aus. Sogar die Wachen.
Er sah es vom Dach aus. Als er überzeugt war, dass die Wirkung weiterhin um sich greifen würde, gab er seinen Brüdern das vereinbarte Signal. Es ging rasch, und ebenso rasch erhielt er die Antwort.
Jetzt musste er nur noch zu Zara auf der anderen Seite des Innenhofs. Er nahm den schnellsten Weg, um das Dach herum zu einer Treppe. Zwar war die Treppe stark zerfallen und der Abstieg gefährlich, aber es war der kürzeste Weg.
Im selben Moment sah er sie unter sich aus dem Gang kommen. Zara Hände waren auf den Rücken gebunden. Jalal zwang sie zu rennen, und er riss sie grob an den Fesseln hoch, wenn sie stolperte. Im Zickzack liefen sie zwischen den Bögen der Vordächer hindurch, die zum Tunnel führten.
Von seinem Platz auf dem Dach aus feuerte Rafi in die Luft. „Jalal!", schrie er.
Hinter einer Säule wandte der Bandit sich um und entdeckte seinen Feind hoch über sich. Er schob Zara in die Schusslinie und zog sie mit sich. Wie zum Gruß tippte er sich den Lauf der Waffe an die Stirn und antwortete: „Ein anderes Mal! Ich habe es eilig."
Es hatte keinen Sinn zu schießen. Fluchend steckte Rafi die Waffe weg und machte sich auf den gefährlichen Weg nach unten. Als er jedoch den Boden erreichte, waren sie nirgends mehr zu sehen.
Er stürmte über den Innenhof zum
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