Wie Champagner in den Adern
dass sein Bruder die Gefahr bemerkt hatte.
14. KAPITEL
Die Brüder verständigten sich mit einem Blick. Ihnen war bewusst, dass die nächsten Minuten über Leben und Tod entschie den, Ihre Augen funkelten erwartungsvoll.
Karim hielt den Korb mit Früchten hoch. „Macht Euch keine Sorgen, Umm Jalal!", rief er. Mutter von Jalal. Es war Brauch bei den Wüstenstämmen, die Frauen mit dieser Ehrenbezeichnung anzusprechen, aber angenommen, er irrte sich ... „Gerade hat unser Anführer nach den besten Früchten gefragt, um sie dem kranken Gast zu bringen! Ich habe den herrlichsten Korb voll Trauben. Ihr Sohn kümmert sich um alle, die in seinem Schatten wandeln, nicht wahr?"
Mit einer großartigen Geste überreichte er Rafi den Korb. Der nahm ihn mit einem Kopfnicken entgegen und wandte sich zu dem Durchgang, der zu Zaras Zelle führte. „Sieh dir an, Mutter", hörte er Karim hinter sich rufen. „... was wir alles fürs Fest mitgebracht haben."
Rafi hastete durch den Flur. In dem Raum traf er Zara mit dem Kätzchen im Schoß an. Sie hatte die Waffe in der Hand. Jalal lag ausgestreckt auf dem Boden. Als Rafi im Türrahmen erschien, sprang sie auf. „Gott sei Dank, du es bist. Ist alles ..."
Er unterbrach sie sogleich und legte einen Finger an die Lip pen. „Wir müssen uns beeilen. Es kann sein, dass wir nur noch ein paar Minuten Zeit haben, und ich muss ihn noch verstecken."
Zara reagierte sofort. „Ich kann dir helfen, ihn zu tragen. Das Schloss ist durchgefeilt."
Er stellte den Korb hin. „Großartig. Fass ihn bei den Füßen."
Es dauerte ein paar Minuten. Nachdem sie Jalal in den Nebenraum geschafft hatten, kehrten sie in ihre Zelle zurück. Rafi hob die Trauben aus dem Korb, nahm die Plastiktüte an sich, die darunter lag und legte die Trauben wieder hinein.
„Es kann sein, dass die alte Frau kommt. In dem Fall solltest du sie möglichst lange hier festhalten", riet er ihr und ließ die Tüte mit dem weißen Pulver in seinem Hemd verschwinden. „Die Trauben hat Jalal dir gebracht, aber er ist sofort wieder gegangen. Hast du etwas, womit du deine Fessel zubinden kannst, damit man nicht merkt, dass sie offen ist?"
Zara hielt wortlos einen Streifen ihres weißen Kleides hoch, der stark verschmutzt war.
„Ich hoffe, dass ich bald wieder kommen kann. Versuch, sie möglichst lange festzuhalten. Das wird schwer sein, denn wahrscheinlich hat sie viel zu tun. Halt die Waffe in Reichweite. Schieß aber nicht auf sie, lass sie ruhig gehen, es sei denn, es gibt irgendein Problem. Sie ist Jalals Mutter. Alles klar?"
„Viel Glück", wünschte sie ihm und lächelte. Im Innern jedoch war sie erschrocken. Die alte Frau war Jalals Mutter? Wenn sie Rafi aus der Nähe sähe, würde sie sofort merken, wen sie vor sic h hatte. Jetzt hätte Zara die beiden Männer jederzeit unterscheiden können. Um wie viel mehr galt das für Jalals Mutter?
Er verschwand wieder durch den Spalt in der Mauer, und sie blieb allein zurück. Angstvoll band Zara sich das Schloss mit dem Streifen Stoff um. Dann stand sie auf und machte ein paar Aerobicübungen, damit ihr Puls ins Rasen kam. Den Türrahmen ließ sie dabei nicht aus den Augen. Als sie richtig verschwitzt war, legte sie sich hin.
So traf die alte Frau sie an.
„Wie geht es Euch, mein Kind? "
„Shokran", antwortete Zara, stützte sich auf den Ellenbogen und rang sich ein Lächeln ab. Sie wollte der Frau keinen zu großen Schrecken einjagen. Sonst würde sie auf der Stelle ihren Sohn suchen.
„Danke, ein bisschen besser."
Die alte Frau legte ihr eine Hand gegen die Stirn. Sie war noch feucht, aber nicht so sehr wie vorher, und heute war es heiß. Sie fasste nach Zaras Brust.
„Euer Herz schlägt schnell."
Zara lächelte. „Ich fühle mich aber besser. Seht, die Trauben, die Jalal mir gebracht hat. Setzt euch zu mir und esst mit, bitte. Ich bin so traurig."
Rafi benutzte die neuen Wege, die er entdeckt hatte, um zu der Ecke zu gelangen, wo der Bohneneintopf kochte. Dort setzte er sich in den Schatten und wartete ab, bis die Frauen den Kessel verließen. Er trug jetzt seine eigene weiße Keffieh und hatte sie sich gut um den Kopf gewickelt, um nicht erkannt zu werden.
Erleichtert bemerkte er, dass der Lieferwagen bereits verschwunden war. Schade, dass er nicht mit Karim gesprochen hatte. Aber wenigstens hatte er ihm den Lageplan mit sämtlichen Notizen zuspielen können. Zuunterst hatte er draufgeschrieben: „Der erste Mann, der hereinkommt, soll das Schwert von
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