Wie deutsch ist das denn?!
ihn, Herr, mit starker Hand!
Daß ein Guter und ein Weiser,
er ein Strahl von deinem Blick:
Gott erhalte unsern Kaiser,
Unsre Liebe, unser Glück!
So muss es sich Franz Joseph zunächst wohl oder übel gefallen lassen, überhaupt nicht besungen zu werden. Zwar gibt es zahlreiche Vorschläge für eine neue Volkshymne, aber keiner findet allerhöchste Gnaden. Fast sechs Jahre bleibt Österreich hymnenlos, dann aber beginnt die Zeit zu drängen: Für den 24.April 1854 ist die Traumhochzeit Franz Josephs mit der bayerischen Herzogin Elisabeth ( » Sisi « ) terminiert, und zu diesem Festtag soll unbedingt eine neue Volkshymne gefunden werden. Als gebranntes Kind erbittet sich Kaiser Franz Joseph dazu einen Text, der beim nächsten Herrscherwechsel nicht schon wieder vollständig umgebaut werden muss. Am 27. März, gerade einen Monat vor dem großen Tag, segnet er schließlich die folgenden Zeilen von Johann Gabriel Seidl ab:
Gott erhalte, Gott beschütze
Unsern Kaiser, unser Land!
Mächtig durch des Glaubens Stütze
Führt er uns mit weiser Hand!
Laßt uns seiner Väter Krone
Schirmen wider jeden Feind:
Innig bleibt mit Habsburgs Throne
Österreichs Geschick vereint.
Das heutige Deutschlandlied ist derweil von einer Hymne noch weit entfernt– als ein patriotisches Lied unter vielen genießt es nicht einmal besondere Popularität. In Bayern setzt man ihm schon 1860 ein entschlossenes » Mir san mir « entgegen und besingt lieber die eigene Identität mit der soeben geschaffenen Bayernhymne ( » Gott mit dir, du Land der Bayern « ) . Erst dreißig Jahre später, 1890, erlebt Hoffmanns Lied überhaupt seine erste offizielle Aufführung. Anlass ist eine Feier in Hamburg zum Tausch des britisch besetzten Helgolands gegen die deutsche Inselkolonie Sansibar. Es vergehen weitere 32 Jahre, bis Reichspräsident Friedrich Ebert das » Lied der Deutschen « schließlich in der Weimarer Republik zur Nationalhymne erklärt.
Die Melodie wird damit offiziell zweistaatlich, denn auch das österreichische Kaiserlied besteht parallel dazu weiter. Zwar gibt es in der gewesenen und im Ersten Weltkrieg stark geschrumpften Donaumonarchie diverse Anläufe zu einer neuen Nationalhymne, aber keiner davon kann sich wirklich durchsetzen. So singt man weiter die alte Melodie, jedoch mit einem neuen Text des steirischen Pfarrers und Hobbydichters Ottokar Kernstock, bis das Deutschlandlied 1938 zwangsweise auch in Österreich eingeführt wird. Den Anschluss an das Dritte Reich scheint Kernstocks Version schon prophetisch anzudeuten:
Sei gesegnet ohne Ende,
Heimaterde wunderhold!
Freundlich schmücken dein Gelände
Tannengrün und Ährengold.
Deutsche (!) Arbeit ernst und ehrlich,
Deutsche (!) Liebe zart und weich –
Vaterland, wie bist du herrlich,
Gott mit dir, mein Österreich!
Nach dem Zweiten Weltkrieg stellt sich die Frage nach einer passenden Hymne abermals. Österreich beantwortet sie 1946 mit dem sogenannten Bundeslied ( » Land der Berge « ), nördlich der Alpen tun sich die Politiker wesentlich schwerer. Zwar heben die alliierten Militärregierungen das zunächst verhängte Verbot des Deutschlandliedes 1949 wieder auf– aber kann man wirklich noch guten Gewissens » Deutschland, Deutschland über alles « singen, ganz zu schweigen von Etsch, Maas und Memel?
Die Regierung der DDR sagt kurzerhand Nein und lässt eine völlig neue Hymne komponieren. In der Bundesrepublik diskutieren Bundeskanzler Konrad Adenauer und Bundespräsident Theodor Heuss 1952 das Dilemma in einem Briefwechsel, wobei es durchaus ihr Ziel ist, an die Tradition der ersten deutschen Republik anzuknüpfen. Sie einigen sich schließlich darauf, das Deutschlandlied als Nationalhymne beizubehalten, aber bei offiziellen Anlässen nur Hoffmanns dritte Strophe singen zu lassen.
Im Jahr 1991, im wiedervereinigten Deutschland, werden die beiden anderen Strophen schließlich offiziell ganz gestrichen– seitdem besteht die deutsche Nationalhymne nur noch aus Strophe drei.
[11] Bricke oder Pricke = Neunauge, ein aalähnlicher Speisefisch.
Filterkaffee
Der Erzbischof war’s
Der typisch deutsche Kaffeespießer muss wohl so sein wie die längst verblichene Werbe-Kunstfigur Karin Sommer: betulich, hausbacken, provinziell und ohne den Hauch einer Ahnung von wahrer Lebensart. Denn was ist für ihn der Gipfel des Genusses? Eine fade braune Plörre mit Dosenmilch, ohne Crema und auch im Aroma bestenfalls Mittelmaß. Der deutsche Filterkaffee. Huch! So
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