Wie deutsch ist das denn?!
Griebel hatten ihr Handwerk gemeinsam im selben Betrieb gelernt– wobei nicht gesichert ist, wer von den beiden zuerst auf die Zwergenfigur kam. Interessanterweise wirkten die ersten Exemplare (die noch nicht » Gartenzwerge «, sondern » Gnome « hießen) bereits so amerikanisch wie später Walt Disneys Schneewittchenzwerge, und sie waren es vielleicht auch. Man nimmt an, dass sich zumindest Philipp Griebel bei seinen Entwürfen von Kobold-Darstellungen auf amerikanischen Weihnachtsbildern inspirieren ließ. Also von wegen » typisch deutsch « !
Die noch immer existierende Firma August Heissner hat sich übrigens schon seit Längerem von den Gartenzwergen verabschiedet, während man bei Griebel der Tradition des Hauses treu geblieben ist. Nach der Wende wagte Reinhard Griebel, der Urenkel des Gründers, im Jahr 1990 einen Neuanfang auf dem ursprünglichen Firmengelände. Das Unternehmen nennt sich stolz » Gartenzwergmanufaktur « und betreibt inzwischen sogar ein Gartenzwergmuseum.
Weit eher als Gräfenroda verdient heute allerdings die westpolnische Stadt Nowa Sol (Neusalz) den Titel » Gartenzwerg-Welthauptstadt « : Hier gab es Anfang der Neunzigerjahre über dreihundert Hersteller, heute sind es immerhin noch vierzig. Und auch die intensivste Zuwendung erfährt der Gartenzwerg keineswegs in Deutschland, sondern– wer hätte das gedacht?– in Frankreich, Italien und der Schweiz. Schon 1980 gründete in Basel der selbst ernannte » Nanologe « (Zwergenkundler) FritzFriedmann die » Internationale Vereinigung zum Schutz der Gartenzwerge « . Als Vereinszweck nennt die Homepage www.zipfelauf.com den Schutz der hilflosen Wichtel gegen » Gewalt, Zerstörung, Geiselnahme, Verschleppung, Misshandlung, Diebstahl, Pulverisierung usw. « , gegen » üble Nachrede « und » Missbrauch in der Werbung « . Was nicht unpopulär zu sein scheint, denn immerhin hat die IVZSG nach eigenen Angaben Mitglieder in sage und schreibe vier Kontinenten.
Ganz andere Ziele verfolgt eine französische Organisation, die Front de Libération des Nains de Jardin ( » Front zur Befreiung der Gartenzwerge « ): Seit Ende der Neunzigerjahre ahmen ihre Mitglieder und Anhänger auf grotesk-anarchische Art militante Tierschutzorganisationen nach, indem sie domestizierte Gartenzwerge aus Vorgärten befreien– sprich: klauen– und anschließend » auswildern « . Der Gartenzwerg als Waldzwerg? Irgendwie scheinen unsere linksrheinischen Nachbarn da etwas durcheinanderzubringen. Doch die Schnapsidee vom natürlichen Lebensraum hat offensichtlich ihren Reiz: Nach französischem Vorbild entstand wenig später auch in Italien eine vergleichbare Organisation, Movimento Autonomo per la Liberazione delle Anime da Giardino ( » Autonome Bewegung für die Befreiung der Gartenseelen « ) . Sieh mal an! Ausgerechnet die Italiener trauen dem Gartenzwerg also eine Seele zu und bemächtigen sich damit eines Wortes, das so unnachahmlich sehnsuchtsvoll deutsch klingt. Ebenfalls in Italien– und nicht etwa in Deutschland– würdigt man die Wichtel auch mit einer eigenen Facebook-Seite (Fronte Di Liberazione Dei Nani Da Giardino). Und die Befreiungswelle ist mittlerweile sogar bis ins ferne Australien geschwappt. Dort heißt die entsprechende Organisation kurz und knapp Free the Gnomes ( » Befreit die Zwerge « ).
Die deutsche Gartenzwergpopulation (derzeit noch geschätzte 25 Millionen) ist überdies seit Jahrzehnten bedenklich im Schrumpfen begriffen. Nachdem sich Mief und Muff der Nachkriegszeit weitgehend verzogen haben, scheint das Großklima der Republik unseren kleinen Freunden nicht mehr recht zu bekommen. Der moderne Gartenfreund wendet sich zunehmend von ihnen ab– oft zugunsten schräger Designobjekte oder modischen Schnickschnacks, wobei sich der Gewinn an Ästhetik zumindest bezweifeln lässt.
So weit ist es also gekommen: der deutsche Gartenzwerg als Kandidat für die rote Liste aussterbender Arten. Müssen wir ihn ausgerechnet von Schweizern, Italienern oder Franzosen retten lassen? Es sieht fast danach aus.
Goethe
Hinten, weit in der Türkei
Achtung, jetzt geht es gegen die Ungläubigen:
Närrisch, dass jeder in seinem Falle
Seine besondere Meinung preist!
Wenn Islam » Gott ergeben « heißt,
In Islam leben und sterben wir alle.
Wer könnte so etwas geschrieben haben? Steckt ein religiöser Eiferer dahinter? Hat der Verfassungsschutz diese Verse auf einer islamistischen Website entdeckt? Weit gefehlt. Tatsächlich stammen sie
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