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Wie die Tiere

Wie die Tiere

Titel: Wie die Tiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Haas
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Mann im violetten Jogginganzug an dir vorbei. Und jetzt bist du der müde Mann auf der Holzbank. Das ist im Leben immer je nach Sichtweise.
    Zuerst hat der Brenner diesen Augarten-Pensionisten gleich wieder vergessen. Aber irgendwo ganz hinten muss er ihn doch beschäftigt haben, weil warum hätte er sich sonst im Weitergehen an die ding erinnert, die er genau in so einer Situation kennen gelernt hat, sprich abwechselndes Vorbeispazieren. Fünfzehn Jahre später ist die ihm sogar noch einmal untergekommen, weil sie in der Kronenzeitung bei «Mein Lieblingsrezept» ihr Lieblingsrezept eingeschickt hat. Aber die muss da ein altes Foto mitgeschickt haben, weil komplett unverändertes Aussehen. Und wenn der Brenner dann auch sein Lieblingsrezept eingeschickt hätte und sie hätte sein Foto gesehen, dann wäre das ganz ein ähnlicher Effekt gewesen wie mit dem frisch vergessenen Jogginganzug-Mann, der es sich schon wieder auf einer Parkbank gemütlich gemacht hat, wo jetzt wieder der Brenner an ihm vorbeispaziert ist.
    Natürlich, der Brenner kennt ja gar keine Kochrezepte, wie soll er da eines einschicken. Aber wie er sich jetzt, ein bisschen müde von den Erinnerungen an die Jugendzeit, wieder auf eine Bank gesetzt hat und bald darauf wieder der Jogginganzug an ihm vorbeispaziert ist, hat er sich gedacht: Das kommt mir ein bisschen auffällig vor. Richtig verdächtig war ihm der Glatzkopf mit dem Feuermal da noch nicht, auch nicht, wie der Brenner zum dritten Mal an ihm vorbeispaziert ist.
    Und das war eben mit der Grund, dass der Brenner sich so fürchterlich verirrt hat. Weil so groß ist der Augarten auch wieder nicht, dass man sich so ohne weiteres total verirrt. Aber ein beweglicher Orientierungspunkt kann dich natürlich völlig aus dem Konzept bringen. Da hat er sich in das Labyrinth aus Gängen und Wegen hineinlocken lassen, dass er am Ende richtig froh war, wie er planlos um eine Hecke gebogen ist, und der Glatzkopf sitzt da, quasi alter Bekannter. Der Brenner hat sich zu ihm gesetzt, und wie der sofort über die Hundekekse zu reden anfingt, war ihm das immer noch nicht verdächtig.
    Du darfst nicht vergessen, im Augarten hat es gewimmelt vor Frühpensionisten in ihren Jogginganzügen, die auf der Lauer gelegen sind, da hat jeder gehofft, dass er den Täter auf frischer Tat ertappt. Und der Glatzkopf eben auch Frühpensionist. Der Brenner hat behauptet, dass er auch Frühpensionist ist, da sind einmal zwei zusammengekommen. Der Brenner natürlich auch Jogginganzug, schön mit den Glanzstreifen, das gehört in so einem Fall schon ein bisschen zur Tarnung dazu.
    Ich muss ehrlich zugeben, am Anfang haben die beiden Frühpensionisten sogar ein sehr gutes Gespräch gehabt. Sie waren sich einig, wo die Polizei suchen müsste, wo da im Augarten eine gewisse Front verläuft: sprich Hundebesitzer gegen Kinderbesitzer. Der Glatzkopf hat es genau gleich gesehen wie der Brenner. Auf der einen Seite die Hunde-Abrichter. Auf der anderen Seite die Kinder-Abrichter. Und eben die seelische Problematik, da sind sie richtig ins Philosophieren gekommen. Weil Park immer Seele, und so eine Seele hat auf die Abrichter natürlich eine magische Anziehungskraft, die kommen busweise in die Seele getrampelt, und dann natürlich Kampf bis aufs Blut, wem steht das bisschen Seele zu.
    Da hat der Brenner schon geglaubt, er hat einen neuen Freund gefunden. Jetzt was hat ihn auf einmal so misstrauisch gemacht? Misstrauisch gemacht hat ihn, wie der andere das Hundekeks aus seiner Jogginganzugtasche gezogen hat. Er hat es gegen das Licht gehalten, sodass der Brenner durch die eigentliche Hundekeksmasse schön durchgesehen hat. Da war eine kleine weiße Plastikkappe in dem Hundekeks versenkt, und darin waren die Stecknadeln richtig kunstvoll montiert, dass sie in alle Richtungen gezeigt haben.
    «Das hab ich gefunden», hat der Glatzkopf gesagt. «Wenn ich das nicht aufhebe, haben wir noch einen Hundetoten mehr.»
    Und dann hat er angefangen, den Brenner auszufragen, ob er irgendwas Verdächtiges beobachtet hat.
    Jetzt musst du wissen, der Brenner hat in seiner Zeit bei der Kripo insgesamt dreimal mit Brandstiftern zu tun gehabt. Und jedes Mal war am Ende der Brandstifter einer von den Feuerwehrmännern. Und immer war es so, dass der Täter selber bei der Jagd auf den Brandstifter am eifrigsten mitgemacht hat. Die haben Spuren gefunden, Dinge angeschleppt, die der Brandstifter angeblich verloren hat, fürchterlich.
    Und auch ganz typisch, dass der

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