Wie die Welt endet: Roman (German Edition)
der historischen Wohnhäuser an der Gaston Street, mit hohen Decken und einem großen alten Kronleuchter. Dass sie mit der Randale angefangen hatte, versetzte Deirdre so einen Kick, dass sie mich ohne langes Gefackel in ihr sexuelles Universum einführte.
Sie mochte es gern schnell, wild und gewaltsam, so wie ihre Musik, so wie ihr ganzes Leben. Schmutziger Sex, und ich war hingerissen, weil Deirdre begeistert war und weil ich eine Rocksängerin bumste, auf die Hunderte von Männern scharf waren. Das war einfach geil.
Ja, sie hatte den Krawall ausgelöst, und ja, dabei waren Menschen umgekommen. Aber, beruhigte ich mein Gewissen, während meine Hände über ihren Körper strichen, sie hatte nur mit Äpfeln geworfen, eigentlich eher spielerisch. Andere hatten dann Gewalt angewandt.
Danach lag ich keuchend neben ihr, einen Arm um ihre mit hellen Sommersprossen übersäten Schultern geschlungen.
» Geh nach Hause«, murmelte sie in ihr Kopfkissen. » Ich krieg zuviel, wenn jemand bei mir im Bett schläft.« Der Schweiß auf ihrem blassen Hals war noch nicht getrocknet.
Ich suchte meine Klamotten zusammen und zog mich an– nur die Socken nicht, denn ich konnte nur einen finden und traute mich nicht, in den Decken herumzuwühlen. Dann warf ich einen letzten langen Blick auf Deirdre. Sie hatte ein Bein ausgestreckt, das andere angewinkelt, und ihr Rücken hob und senkte sich gleichmäßig unter ihren ruhigen Atemzügen. Ich ging nach Hause.
» Steck bloß das verdammte Handy weg«, rief Colin vom Dach. » Das wird wieder das gleiche Theater wie mit Sophia.«
» Aber Deirdre ist nicht verheiratet«, rief ich zu ihm hinauf, schob jedoch trotzdem gehorsam das Handy in meine Jeanstasche und nahm die Schaufel zur Hand.
Sie hatte nicht zurückgerufen. Ich konnte die Erde vor mir kaum sehen, so eindrücklich tanzten mir die Bilder der letzten Nacht vor den Augen herum.
Ich hörte, wie Jeannie Colin etwas zurief.
Er gab es an mich weiter. » Jeannie hat gehört, dass der Wal-Mart erst in ein paar Wochen wieder aufmacht. Die Plünderer halten das Gebäude besetzt, und die Firma muss Sicherheitskräfte einfliegen, damit sie den Laden überhaupt wieder übernehmen können, bevor sie ihn dann neu mit Waren auffüllen.«
» Vielleicht kommen dadurch mehr Kunden in den Mini-Markt«, sagte ich. » Kann ja sein, dass wir von Deirdres Zirkusnummer profitieren.« Ich schaufelte den großen Plastikeimer voll und machte Colin ein Zeichen. Ächzend vor Anstrengung zog er den Eimer hoch, der am Ende des Seils schaukelte und tanzte.
Es wurde dunkel; noch ein paar Eimer, und wir würden Schluss machen müssen.
» Na, das ist ja toll. Und ich dachte immer, die Jumpy-Jumps hätten die vielen Löcher gebuddelt, in die ich dauernd reinstolpere.«
Deirdre lehnte an einem Laternenpfahl. Mit ihrem Outfit erinnerte sie an eine Domina: schwarz und rot, jede Menge Leder und Strapse. Keine Maske. Deirdre trug nie eine Maske. Sie stolzierte auf ihren hohen Absätzen zu uns herüber, stemmte die Hände in die Hüften und betrachtete unsere Grabungsarbeiten.
Auf einmal fühlte ich mich schmutzig und verschwitzt. Ich bin nicht Macho genug, um bei körperlicher Arbeit männlich zu wirken. Sauber und geschrubbt steht mir wesentlich besser.
» Du musst Deirdre sein«, rief Colin von oben.
Deirdre legte schützend die Hand über die Augen und schaute hoch. » Und du musst jemand sein, den ich nicht kenne.«
Colin lachte.
» Was machst du denn da oben?«
» Wir legen einen Gemüsegarten an«, erklärte Colin. » Ein paar junge Rowdys haben den Wal-Mart verwüstet, deswegen müssen wir unser Gemüse jetzt selbst ziehen, hier oben, wo niemand ran kann.« Auch wenn das bedeutete, dass wir unsere Solardecken nicht mehr auf dem Dach ausbreiten konnten, um die Stromrechnungen niedrig zu halten.
Deirdre drückte den Zeigefinger auf die Lippen und grinste. Dann wandte sie sich an mich. » Kommst du mit raus zum Spielen, oder willst du hier in deinem Sandkasten bleiben?«
» Gib mir fünf Minuten.« Ich lehnte die Schaufel an das Verandageländer.
» Dann viel Spaß, Kinder, aber lasst es nicht zu spät werden«, rief Colin hinter mir her, als ich ins Haus trabte.
Ich riss mir die Klamotten vom Leib und sprang unter die Dusche. Das eisige Wasser verschlug mir den Atem. Ich platzte vor Stolz. Deirdre war zu mir gekommen! Ich ödete sie nicht an!
Innerhalb weniger Augenblicke war ich abgetrocknet und angezogen. Warten war vermutlich nicht gerade
Weitere Kostenlose Bücher