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Wie die Welt endet: Roman (German Edition)

Wie die Welt endet: Roman (German Edition)

Titel: Wie die Welt endet: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will McIntosh
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eine Geschichte erzählen«, sagte ich.
    » Ja?« Colin rückte mit seinem Gartenstuhl herum, bis wir übereck saßen. » Eine spannende Geschichte kann ich gerade gut gebrauchen. Der Fernseher geht schon seit drei Tagen nicht mehr.«
    Ich erzählte ihm den Teil meines Abenteuers, wo ich der Gute gewesen war und ein Menschenleben gerettet hatte.
    » Und glaubst du jetzt, dass eine halbwilde, minderjährige Analphabetin mit Mundgeruch die richtige Frau für dich ist?«, fragte Colin, als ich geendet hatte.
    Ich schüttelte den Kopf und atmete tief aus. » Ich habe einfach ein bisschen Zuneigung gebraucht. Bird hat sie mir angeboten, und ich habe angenommen.« Ich schaute zum anderen Ende der Veranda hinüber, wo immer noch die alte Hantelbank stand. Aus dem verrottenden Plastiküberzug quoll die Füllung heraus. Wir sollten das verdammte Ding wirklich mal wegschmeißen.
    Andererseits verlieh es der Veranda ein wenig Charakter. Plötzlich überkam mich eine Welle der Zuneigung für unsere heruntergekommene kleine Wohnung und für die Menschen, mit denen ich sie teilte. Es war gut, wieder zu Hause zu sein.

7
    InSchutt undAsche
    Fr ‹ hling 2033
    (SechsMonatesp ‰ ter)
    Von unseren Plätzen auf der oberen Tribüne aus gesehen wirkten die Spieler wie ins Gras geworfene Papiertücher, und es war so still, dass ich hören konnte, wie der Shortstop auf dem Infield mit dem Fuß scharrte und eine unsichtbare Grassode wieder festtrat.
    Ich fischte mir eine Erdnuss aus der Tüte. Selbst das Knistern des Cellophans erschien so laut, als befänden wir uns in einem Kino. Fast rechnete ich damit, dass jemand mich ermahnen würde, als ich die Erdnuss aufbrach. Ich pulte die obere Hälfte der Schale ab, steckte mir eine Erdnuss mitsamt ihrem rötlichen Häutchen in den Mund und schob die zweite dann Ange zwischen die Lippen. Sie schloss die Lippen über meinen Fingern und lächelte mir zu, als ich sie anschaute. In letzter Zeit war Ange zärtlicher gewesen als je zuvor. Wir hatten so viele Höhen und Tiefen hinter uns. Manchmal war ich mir sicher gewesen, dass wir zu weit auseinandergedriftet waren und nur noch gute Bekannte sein konnten, die sich einmal nahe gewesen waren, aber immer waren wir wieder in unser nicht richtig definiertes Verhältnis zurückgerutscht. Den Gedanken an eine Liebesbeziehung mit Ange hatte ich längst aufgegeben, und alle Verliebtheitsgefühle hatte ich unterdrückt. Inzwischen bestanden meine Empfindungen für sie aus einer Mischung von Lust und brüderlicher Zuneigung, und damit konnte ich einigermaßen umgehen.
    Der Pitcher holte aus und warf einen hohen Fastball. Der schlaksige Batter schwang sein Schlagholz, traf aber nicht, und das Inning war vorbei. Niemand klatschte. Die Macon Mets übernahmen das Feld, und der Pitcher machte ein paar Würfe zum Aufwärmen.
    » Was immer das für ein Mist da oben in der Atmosphäre ist«, sagte Ange, » es macht die Sonnenuntergänge wirklich schön.«
    » Mmmm«, erwiderte ich. Links von uns würde irgendwann die Sonne hinter dem hohen Spielfeldzaun untergehen, und die Wolken boten schon jetzt ein prächtiges Farbenspiel aus Rosa, Pfirsichgelb, Indigo und Violett.
    Beim ersten Wurf schlug der Batter der Sand Gnats den Ball in die rechte Ecke des Feldes. Der rechte Außenfeldspieler lief lustlos ein paar Schritte hinterher und gab dann auf. Er hockte sich hin und schaute dem rollenden Ball nach. Als der Ball auf dem Warnstreifen liegen blieb, schlug der Mann die Hände vors Gesicht. Der mittlere Außenfeldspieler lief zu ihm hinüber, legte ihm die Hand auf die Schulter und sagte etwas, woraufhin der hockende Spieler den Kopf schüttelte.
    Der Batter rannte zur zweiten Base und blieb stehen. Wahrscheinlich dachte er sich, dass er dort angelangt wäre, wenn das Spiel normal weitergegangen wäre. In einer Zeit, wo die Menschen starben wie die Fliegen, war Gewinnen nicht mehr so wichtig.
    » Seine Familie war in Washington. Alle tot«, sagte ein Mann in der Reihe hinter uns. Ich drehte mich zu ihm um. Sein Gesicht und sein Hals waren von einem Wirbel aus Brandnarben überzogen, und sein rechter Arm bestand nur noch aus einem knotigen Stumpf. Wahrscheinlich ein China-Veteran.
    » Schlimm. Bin erstaunt, dass er überhaupt spielt«, sagte ein älterer Mann neben dem Kriegsveteran.
    Hätten sie doch bloß den Mund gehalten. Ich wollte nicht an Washington denken, deswegen war ich extra zu diesem Baseballspiel gekommen, statt mich vor den Fernseher zu hocken.
    » Ich

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