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Wie Du Mir

Wie Du Mir

Titel: Wie Du Mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Dunne
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lag ein Gang von höchstens ein paar Schritten und eine Tür aus Holzplanken am Ende. Es roch nach Silo. Der Zugang zur Scheune. Sah ganz nach einem Fluchtweg aus.
    Der Stuhl knarzte wieder. Fergusons Arme und Knöchel verspannten sich im Bemühen, etwas gegen Rooneys Fesselungskünste auszurichten.
    So machte das keinen Spaß. Mit einem Ruck riss er Ferguson das Paketband vom Mund, grinste über dessen spontanen Fluch.
    „Und ich dachte, du freust dich.“ Er wischte die Klinge am Ärmel seiner Jeansjacke ab, betrachtete das Ergebnis. „Na was ist, willste nicht nach den Bullen rufen? Sind gleich da draußen.“
    Ferguson biss sich bloß auf die Lippen. Hatte er also doch etwas gelernt aus Rooneys Lektion. Erstaunlich, was so eine Zigarette an ein paar simplen Schürfwunden bewirken konnte – noch dazu fast unsichtbar. Hanlon musste schließlich nicht alles wissen.
    „Komm schon, schrei. Oder haste Angst, dass ich dir vorher deine vorlaute Zunge rausschneide?“
    „Ich hab dir nichts getan, Mann“, Fergusons falsche Unterwürfigkeit schien ihn alle Kraft zu kosten. „Warum hauste nicht einfach ab, bevor sie kommen? Ich werd’ nichts erzählen, das weißt du.“
    „Ach, und woher?“ Die heiße Quelle füllte Rooneys Magen inzwischen bis zum Rand. „Andere kannste vielleicht verarschen, aber mich nicht.“ Er fasste Ferguson an der Schulter. „Seit gestern machste nichts als Probleme. Meinste, ich warte noch, bis du zu deinen Freunden von der Zeitung läufst?“
    Auf halber Armlänge von Ferguson ließ er sich auf einem Stuhl nieder, rückte näher, betrachtete noch einmal sein Gesicht aus der Nähe. Eine farblose Angelegenheit. Kein Olivton mehr auf der Haut, kein Rosa auf den Lippen. Nur das seltsame Grün seiner Augen. Zum ersten Mal entdeckte Rooney in ihnen, was er bisher vermisst hatte. Angst, entblößt bis auf die Knochen. Warum denn nicht gleich?
    Seine rechte Hand schlüpfte unter Fergusons T-Shirt, legte sich um seine Hüfte, die linke packte ihn gleich unter dem Kinn. Fast, als würden sie sich küssen.
    „Fass mich nicht an“, flüsterte Ferguson und versuchte zurückzuweichen. Leider gab es da nichts zurückzuweichen. Nur die Stuhllehne und dahinter die Betonwanne und dazwischen Rooneys Hand. Der Griff des Microtech war angenehm kühl, vor allem im Kontrast zu Fergusons Haut. Egal, wie klamm sich jemand anfühlte, hier um die Nieren war es immer warm.
    „Fass mich nicht an.“ Das war schon bei Weitem kräftiger. „Nicht, du Scheißke-“ Rooney legte ihm die Hand auf den Mund. Nicht fest. Nur um sicherzugehen.
    „Nanana, sagt man so was? Wird mal Zeit für bessere Manieren.“
    Kurz sträubte Ferguson sich noch, versteifte den Rücken zu einem Bogen, gab ein paar Seufzer von sich, die vielleicht etwas sagen sollten, vielleicht auch nicht. Dann hielt er still und blinzelte an die Decke, als warte er auf das Ende einer unangenehmen Untersuchung.
     
    ***
     
    „Ich verblute! Jetzt hast du noch einen von uns auf dem Gewissen, du Verräter!“
    Dally betrachtete die Beretta, ihre vom Schuss glühende Spitze, dann Eoin, der sich vor ihm am Boden wälzte. Im dämmrigen Schlafzimmer strahlte ihn der Lichtschein aus dem Badezimmer an wie einen Star auf der Bühne. Das linke Bein hatte er zur Brust gezogen, und er hielt sich den Unterschenkel.
    „Hättest eben loslassen sollen“, keuchte Dally. Außer Atem nach einem Kampf von ein paar Sekunden. Seine Lunge schien nichts mehr mit Sauerstoff anfangen zu können. „Das Band mit dem Geständnis“, er zeigte mit der Beretta auf Eoins Brusttasche, „reiß es raus“, er rang noch einmal nach Luft, „und dann sagste mir, wo Seán ist.“
    Er sah zur Tür. Der Knauf bewegte sich nicht. Möglicherweise war ihm das Schicksal gnädig und der Fluglärm hatte den Knall geschluckt. Wenn nicht, würde ihm die versperrte Zimmertür auch nicht lange helfen.
    „Ich hab keine Ahnung, wovon du redest, ich –“
    „Soll ich diesmal zielen?“ Er nahm die Beretta wieder fester in die Hand und hoffte, dass die Dämmerung ihren vibrierenden Lauf verschleierte.
    Mit schmerzverzerrtem Gesicht brachte Eoin eine Kassette zum Vorschein.
    Dally warf wieder einen Blick zur Tür. Nichts.
    „Kannste dir vorstellen, was Brian mit dir macht, wenn du mir was tust?“ Umständlich fummelte er an der Hülle, klappte sie auf.
    Dally erkannte sein eigenes Lachen nicht wieder. Kalt, grausam und beinahe stimmlos.
    „Meinste, das macht noch ’nen Unterschied für mich?“

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