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Wie Du Mir

Wie Du Mir

Titel: Wie Du Mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Dunne
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und zog ihn mit sich.
    „Aidan hat Ärger mit den Bullen. Wir sollten ihn rausholen, bevor Dads letzte Kranzader explodiert.“
    „Was macht der Blödmann auch so ’ne Scheiße?“
    „Mann, isser dein Bruder oder nicht?“
    „Trotzdem ist er ein Blödmann.“
    „Genau wie du.“
    Seán lachte.
    „Das ist ’n Argument.“
    Der Menschenverkehr verdichtete sich zusehends, je näher sie dem Nordrand des Friedhofes kamen. Für manche war es Tradition, sich an Zusammenstößen mit der Polizei zu beteiligen. Luckys Beerdigung mit ihrem Märtyrer-Pathos hatte diese Lust offenbar noch angeheizt. Mehrere Dutzend junger Männer ballten sich zu einem Knäuel und ging vorne auf die Polizisten los. Zumindest vermutete Dally das. Er konnte nichts sehen, nur hören. Das Donnern von Schlagstöcken an Kunststoffschilden. Das Singen von fliegenden Grab-Kieselsteinen.
    „Trennen wir uns lieber“, rief Seán ihm zu, dann tauchte er im vor- und zurückwogenden Pulk unter.
    Dally versuchte, sich weiter vorzudrängen, doch die Menge wurde immer undurchdringlicher. Wahllos rammte er seinen Ellenbogen in die Menschenmauer. Er musste weiter. Wenn Aidan was passierte, würde Ma einen Nervenzusammenbruch kriegen – genau wie damals bei ihrem ersten Besuch im Gefängnis, als sie die frisch verheilten Wunden in Dallys Gesicht entdeckt hatte.
    Jemand packte ihn beim Arm und zog ihn weiter zurück, weg von Aidan.
    „Was soll das, verschwinde!“ Er fuhr herum.
    „Ruhig Blut, Dallas.“ Es war Brian Hanlon, die rechte Hand von Chief Doherty.
    „Später, ich muss zuerst Aidan –“
    „Du musst dich beruhigen, sonst gar nichts“, entgegnete Hanlon. „Lass deinen Bruder das machen.“
    „Warum lässt du’s dann mir ausrichten und nicht ihm?“
    „Werd’ bitte nicht kindisch. Du weißt, was für Aidan auf dem Spiel steht. Noch so ein Vorfall und wir müssen leider handeln.“
    Handeln hieß, dass Aidan nur noch ein schmaler Grat vom Krüppel trennte.
    „Brian, bitte. Das sind nur harmlose Flausen, okay? Rooney soll warten. Ich versuche mit ihm zu reden.“
    „Sei lieber erfolgreich mit dem Versuch, euch beiden zuliebe.“
    „Was hat das mit mir zu tun?“
    „Es war nicht dein Jahr, Dallas, oder willst du mir da widersprechen?“, sagte Hanlon, schon wieder halb abgewandt. Er hatte eine schmatzende Aussprache, als hätte er eine schlecht sitzende Prothese im Mund. „Du solltest dich nicht auch noch mit Aidan belasten.“
    Dallys Herz übersprang zwei Takte.
    Nicht schon wieder Florida Drive. Die Operation war ein Boomerang von einer Katastrophe. Und es gab nur noch ihn selbst, um die Folgen auszubaden.
    „Wiedersehen Dallas. Kümmer dich um deinen kleinen Bruder, wir haben hier schon genug Tragisches erlebt.“
    Hanlon spazierte gemächlich davon. Sein Leibwächter, ein junger Typ in Muskelshirt und Jeansjacke, folgte ihm in einem Abstand, der wohl unauffällig sein sollte.
    Dally konnte nur den Kopf schütteln. Hanlon würde Aidan bestrafen lassen, wofür auch immer. Und hatte Dally in einem Atemzug aufgezeigt, wie es um sein Ansehen in der Bewegung stand. Fünf Jahre hatte er im Gefängnis gesessen für die, und jetzt stellte man ihm die Rute ins Fenster. Auf Luckys Beerdigung. Er hatte keine Worte dafür, was dieser Hanlon ihn konnte. Sobald er Aidan gefunden hatte, würde er darüber nachdenken.
    Gerade, als er sich umdrehte, lösten sich zwei schlingernde Figuren aus der Masse der aufgebrachten Trauergäste.
    Aidans Rattenschwanz hatte sich aufgelöst und entließ seine blonden Strähnen in den Westwind. Er hielt sich den linken Unterarm und jammerte vor sich hin, wie voll von Schweinen und Bastarden doch der RUC sei.
    Seán sah derangiert, aber entschlossen aus. Sein Hemd war an der Schulter zerrissen.
    „Mission beendet. Auch ohne deine Hilfe.“
    Dally hatte keine Energie mehr, sich zu verteidigen. Nach Luckys Beerdigung, so hatte er gehofft, würde er sich in Ruhe Gedanken über seine Zukunft machen. Sein Leben wieder in richtige Bahnen lenken. Als er seinen jüngsten Bruder betrachtete, wie er trotzig dem unabwendbaren Hagel an Vorwürfen ihres Vaters entgegenstapfte, wurde ihm klar, dass er weiter denn je davon entfernt war.

Killerinstinkte
     
    Der Crown Saloon hüllte sich in einen Schleier aus Zigarettenrauch. Wenn Will die Augen zusammenkniff, sahen Hugh und Oliver aus wie weichgezeichnet. Sie schlugen einander mit der Faust gegen die Schulter und bäumten sich auf vor Lachen, stießen mit dem Rücken gegen die

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