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Wie ein Blütenblatt im Sturm

Wie ein Blütenblatt im Sturm

Titel: Wie ein Blütenblatt im Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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Sie Engländerin ist, und dies ohne einen adeligen Knochen in ihrem appetitlichen Körper?«
    Im Glauben, Rafes steinernes Gesicht wäre auf seinen Schock zurückzuführen, lachte der Comte leise und bösartig. »Machen Sie sich keine Vorwürfe, Candover. Ich habe es auch nicht gewußt. Aber nun genug von dem kleinen Flittchen - ich bin mehr an Ihnen interessiert.
    Weiß irgend jemand, daß Sie hier sind?«
    Rafe überlegte, ob er lügen und ja sagen sollte, aber er zögerte zu lange. Varenne interpretierte die Pause richtig. »Gut, Sie haben also niemandem etwas gesagt.
    So kurz vor dem bedeutenden Ereignis wäre es auch ei-ne Schande gewesen, Männer zu vergeuden, um die aus-zuschalten, denen Sie etwas erzählt haben.«
    Also sollte das Attentat sehr bald stattfinden, und Rafe und Margot konnten nichts, aber auch gar nichts dagegen tun. »Befriedigen Sie meine Neugier, Varenne.
    Was haben Sie vor? Wenn ich sterben soll, dann würde ich gerne wissen, warum.«
    Der Graf setzte ein schockiertes Gesicht auf. »Sterben? Was bringt Sie denn auf die Idee, daß ich unsinni-gerweise einen Mann Ihres Vermögens vernichten will?
    Das wäre reine Verschwendung, und ich wäre nicht da, wo ich jetzt bin, wenn ich mir eine derartige Gelegenheit entgehen lassen würde. Aber das bringt mich auf ein anderes Thema. Man sagt, Sie sind etwa achtzigtausend Pfund pro Jahr wert. Ist das richtig?«
    Rafe zuckte die Schulter. »In etwa. Das variiert gemäß der Wirtschaftslage.«
    »Wunderbar!« Der Comte strahlte förmlich, und seine schwarzen Augen funkelten wie Achate. »Da ich ein wenig Zeit habe, will ich Ihre Neugier denn befriedigen -
    wenigstens einen Teil davon. Möchten Sie ein Glas Burgunder? Ein ziemlich feines Tröpfchen.«
    Rafe fühlte sich wie in einem schlechten Roman, aber er nickte. Er konnte etwas zu trinken gebrauchen.
    Nachdem er ein Glas bekommen hatte, nippte er daran und konnte nur bestätigen, daß der Jahrgang sehr gut war.
    Auch der Comte trank und dachte einen Moment nach. »Sie fragen sich, was ich vorhabe. Es ist recht simpel. Frankreich braucht eine starke Führung, und diese kann kaum von dem dekadenten Abschaum aus dem Haus der Bourbonen kommen. Wenn mein Plan ausgeführt ist, wird ein Chaos entstehen, innerhalb dessen ich die Karten neu ordnen kann. Ich habe kö-
    nigliches Blut in meinen Adern, sogar zum Teil ganz legitimes. Die Royalisten werden mich mit offenen Armen willkommen heißen. Immerhin habe ich im Exil mein Teil getan und bin einer von ihnen.«
    »Bei der Qualität des Bourbonenhauses sollte es möglich sein, die Royalisten zu überzeugen«, gab Rafe mit widerwilligem Interesse zu. »Aber was ist mit den Bonapartisten? Sie werden wohl kaum einen Anhänger der alten Ordnung akzeptieren, der die Uhr zurückdrehen will.«
    »Aber ich will die Uhr nicht zurückdrehen, mein lieber Duke, das macht mich ja so einzigartig«, antwortete Varenne selbstgefällig. »Ich bin flexibel, und ich kann von den Menschenrechten, von >Freiheit, Gleich-heit und Brüderlichkeit« genauso schwafeln wie jeder andere auch. Es arbeiten bereits viele Bonapartisten für mich. Vergessen Sie nicht: Napoleon sprach von Freiheit und schuf die größte Tyrannei, die Europa jemals erfahren hat. Wenn man eine gewaltige Lüge nur dreist genug von sich gibt, kann man praktisch alles tun.«
    »Sehr gerissen, Comte.« Rafe hob die Flasche und schenkte sich und Varenne Wein nach. Er konnte nicht entscheiden, ob Varenne krank oder genial war; vielleicht gab es keine Unterschied dabei. »Aber ich könnte mir vorstellen, daß es schwer sein wird, die verschiedenen Parteien unter einen Hut zu bringen.«
    Der Comte schüttelte den Kopf. »Unter Napoleon war Frankreich die größte Macht seit Rom. Kein echter Franzose möchte das aufgeben, selbst die Royalisten nicht.«
    »Also wollen Sie die Nation einmal mehr pour la gloire aufhetzen«, schloß Rafe. »Aber es gibt da eine Gruppe, die sie vergessen haben. Was ist mit den Menschen, die des Kämpfens müde sind, die nichts als in Frieden leben möchten?«
    »Der Wolf wird immer das Lamm fressen, Candover.«
    Es stand felsenfest, daß Varenne seine eigenen Worte glaubte. Doch als Rafe an Margot und ihre Armee von Frauen, an Hélène Sorel und an das unkomplizierte, praktische Handeln eines Michel Roussaye dachte, der genug vom Krieg gesehen hatte, war er nicht sicher, ob er der These zustimmen konnte. Genug brave Lämmer konnten durchaus auch die grausamsten Wölfe überwältigen.
    Wie auch

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