Wie ein Blütenblatt im Sturm
Verschwörung stecken.«
»Die üblichen Gründe, Miss Ashton: Macht und Geld.« Sein eisiger Blick glitt über sie. »Ich muß zugeben, daß Sie mich wirklich davon überzeugt hatten, Sie seien nur ein ungarisches Flittchen auf der Suche nach einem reichen Beschützer. Ich war überrascht, als ich erfuhr, wer und was Sie sind.«
»Ja, ich darf mich rühmen, voller Überraschungen zu sein«, bemerkte sie trocken.
Ohne auf ihren Kommentar einzugehen, fuhr er fort:
»Leider sind meine Informationen nicht besonders reichhaltig. Stimmt Miss Ashton noch, oder haben Sie inzwischen irgendwelche Ehemänner gehabt?«
»Nicht gesetzlich«, erwiderte sie knapp.
Der Comte lächelte wissend. »Ich bin sicher, daß Sie von der anderen Sorte einige hatten. Zum Beispiel Ihren schönen, blonden Freund.«
Maggies Puls beschleunigte sich. »Ich nehme an, Sie meinen Robert Anderson. Ist er auch hier?«
Zu ihrer unglaublichen Erleichterung nickte der Comte. »Ja, obwohl seine Unterkunft weniger komfortabel als die Ihre ist. Er hält sich fast direkt unter Ihnen auf, allerdings fünf Stockwerke tiefer. Schlösser mögen als Wohnhäuser einige Mängel haben, aber als Verliese sind sie stets gut zu gebrauchen.«
»Was haben Sie mit uns vor?«
Varenne lächelte schwach, aber eiskalt. »Einer meiner Verbündeten sehnt sich danach, mit Ihnen nähere Bekanntschaft zu schließen, also werde ich ihm diese Gelegenheit geben. Danach hängt alles davon ab, wie kooperativ Sie sich zeigen. Sie könnten von großem Wert sein, meine Liebe.«
Ihre Übelkeit kehrte zurück. Sie konnte nur versuchen, ihren Ekel nicht deutlich zu machen. »Was ist mit Robin?«
»Ich hatte gehofft, daß er uns nützlich sein könnte, aber er ist ein bemerkenswert sturer junger Mann. Es bringt nicht viel, ihn ewig hierzubehalten.« Der Comte schüttelte den Kopf in aufgesetztem Bedauern. »Aber ich möchte Sie nicht mit meinen Gedanken langweilen.
Wenn es irgend etwas gibt, das Sie gerne hätten, damit Sie sich bei uns wohl fühlen …«
Ganz sicher erwartete er nicht, daß sie seinen ironi-schen Kommentar ernst nehmen würde. Doch Maggie sagte: »Eine Bürste, ein Kamm und ein Spiegel wären nett. Ach ja, eine Waschschüssel, Seife, Wasser und etwas zu lesen.«
Er lächelte mit echtem Vergnügen. »Sie sind höchst anpassungsfähig, Miss Ashton. Möchten Sie sich für Ihren neuen Geliebten hübsch machen?«
Sie hätte ihn gerne angespuckt, lächelte aber nur süß zurück. »Selbstverständlich. Man muß aus allem das Beste machen, nicht wahr?«
Varenne blickte den anderen Mann an. »Sorg dafür, daß sie bekommt, was sie haben will.« Dann waren beide verschwunden.
Sobald sie den Schlüssel im Schloß hörte, fiel Maggie vornüber und vergrub das Gesicht in den Händen. Sie mußte heftig gegen den Brechreiz ankämpfen. Lieber Gott, sie hatte sich soviel Mühe gegeben, kein Opfer zu werden, und ein Dutzend Jahre war sie erfolgreich gewesen.
Jetzt aber war sie in einem Strom der Ereignisse gefangen, die ihr klarmachten, wie hilflos sie in Wirklichkeit war. Ein Fressen für den Mob, ein Preis für einen Verschwörer. Und dieses Mal waren weder Robin noch Rafe da, um ihr zu helfen.
Der erste kleine Sieg lag in der Bekämpfung ihrer Übelkeit. Als sie das geschafft hatte, kam sie zitternd auf die Füße und ging zum Fenster, wo sie die frische Luft tief einatmete. Weit unten sah sie schartige Felsen und erkannte mit Erleichterung, daß sie zur Not springen konnte.
Dann preßte sie die Lippen zusammen. Das war die Flucht für Feiglinge, und sie hatte zuviel überlebt, um ohne Kampf zu sterben. Nun, wenigstens war das Wissen, einen letzten Ausweg zu haben, ein Trost.
Sie wandte sich vom Fenster ab und trat zu dem Tablett. Ein appetitlicher Eintopf, eine kleine Flasche Wein, ein Stück Brot und Obst. Entschlossen ließ sie sich nieder und begann zu essen. Sie würde alle Kraft und Energie brauchen.
Ein sanftes Schnurren neben ihrem Stuhl sagte ihr, daß Rex gerne auch ein paar Happen haben wollte. Sie lächelte, als sie seinen buschigen Schwanz träge hin und her gleiten sah. Dann warf sie ihm ein paar Brok-ken Fleisch auf den Boden. Er war schließlich der einzige Verbündete, den sie hier finden konnte.
Hélène Sorel wartete schon, als Rafe von seinem Besuch bei Roussaye zurückkehrte. Wie er befürchtet hatte, gab es von Margot immer noch keine Nachricht.
Hélène hatte Cynthia bereits erschöpfend darüber ausgefragt, was sie gesehen hatte, wußte
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