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Wie ein Blütenblatt im Sturm

Wie ein Blütenblatt im Sturm

Titel: Wie ein Blütenblatt im Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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dachte schon, meine Zeit wäre endgültig gekommen. Ich bin Ihnen zu größtem Dank verpflichtet, Candover. Wie lange wußten Sie schon, wer ich bin? Und was das betrifft: Wie haben Sie mich den identifiziert? Mein Bruder und ich sehen uns nicht besonders ähnlich.«
    »Ich war mir nicht sicher. Als Varenne die Pistole auf Sie richtete, kam ich darauf.« Selbst ein wenig wackelig auf den Beinen, ließ Rafe sich neben den anderen aufs Stroh sinken. »Ihr Gesichtsausdruck erinnerte mich an die Miene Ihres Bruders Giles, als seine Frau gestorben war. Zwar hätte ich mich irren können, aber ich dachte, daß es den Versuch wert ist.«
    »Ich bin heilfroh, daß Ihr Verstand schneller arbeitet als meiner«, sagte Anderson - oder vielmehr Andreville
    - ernsthaft. »Mir wäre es nie in den Sinn gekommen, daß diese Verbindung etwas ausmachen könnte.«
    »Mein Vorteil war, zu wissen, daß Varenne mich wegen eines stattlichen Lösegeldes festhalten wollte, falls sein anderer Plan scheitern sollte. Übrigens willigte er auch ein, daß ich Margot ebenfalls freikaufen könnte.«

    Rafe musterte das Gesicht seines Gefährten. Nun, da er wußte, wer er war, fiel es ihm leichter, die Familienähnlichkeiten auszumachen. »Ich kenne Giles aus Eton.
    Wenn er auch nicht oft nach London kommt, so haben wir bei diesen Gelegenheiten doch immer versucht, uns an einem Abend zu treffen. Manchmal hat er auch seinen jüngeren Bruder, das schwarze Schaf der Familie, erwähnt.«
    »Das muß ja ein netter Stoff für eine Dinner-Unterhaltung gewesen sein«, bemerkte Andreville mit trockenem Humor.
    Rafe grinste. »Um es milde auszudrücken. Haben Sie es wirklich fertiggebracht, am ersten Tag schon von Eton relegiert zu werden?«
    Andreville lächelte reumütig. »Ja. Ich wollte nach Winchester, aber mein Vater bestand darauf, daß ich in die Fußstapfen zahlloser Andrevilles trat, die in Eton gewesen sind. Es war ein anstrengendes Jahr. Der alte Bursche wollte nicht von einem achtjährigen Jungen besiegt werden, also mußte ich mich erst aus drei Interna-ten werfen lassen, bis ich endlich hindurfte, wo ich hinwollte.«
    »Warum mußte es denn unbedingt Winchester sein?«
    »Ein Freund von mir ging dorthin, und mein Vater war dagegen. Beide Gründe reichten für mich aus«, sagte er.
    »Aber Sie haben etwas zu hoch gegriffen mit Ihrer Annahme, daß mein Bruder Lösegeld für mich zahlen wür-de. Bei meiner Vergangenheit wäre er wahrscheinlich froh, wenn ich spurlos verschwände, ohne meiner Familie noch mehr Schande zu machen.«
    »Ich glaube nicht, daß Giles Sie im Stich lassen wür-de.« Rafe dachte einen Moment nach. »Aber selbst, wenn er nicht dazu in der Lage wäre - ich dachte, Sie hätten ein beträchtliches Vermögen geerbt.«

    Andreville nickte. »Ja, von meinem Großonkel. Die Andrevilles produzieren praktisch in jeder Generation mindestens ein schwarzes Schaf. Onkel Rawson war das letzte vor mir, deswegen kamen wir natürlich hervorragend miteinander aus. Aber wenn ich ein gewöhnlicher Haus- und Hofspion wäre, dann könnte ich mich nicht selbst auslösen. Dies ist kein besonders lukrati-ver Beruf.«
    Rafe zuckte die Achseln. »Das Candover-Vermögen könnte auch noch weitere zwanzig- oder dreißigtausend Pfund verkraften, wenn nötig.«
    Andreville blickte ihn überrascht an. »Sie würden so etwas für jemanden tun, den Sie kaum kennen und auch nicht besonders mögen?«
    Peinlich berührt, daß sein Gefährte seine Abneigung gespürt hatte, sagte Rafe knapp: »Margot wäre ziemlich erschüttert, wenn Sie sterben müßten. Dennoch wäre es besser gewesen, wenn Sie nach Eton oder Oxford gegangen wären. Dann hätte ich Sie bereits gekannt, und Sie hätten mir eine beträchtliche Verwirrung erspart.«
    Andreville setzte eine schockierte Miene auf. »In diesen Löchern schmachten, wo ich die Vergnügungen von Winchester und Cambridge genießen konnte?«
    Rafe lachte. »Ich nehme an, daß Sie für Lord Strathmore arbeiten. Woher kennen Sie ihn?«
    »Es gibt irgendeine familiäre Verbindung zwischen den Andrevilles und den Fairchilds. Lucien und ich haben uns immer recht gut verstanden, aber da wir auf verschiedenen Schulen waren, sahen wir uns nicht oft«, antwortete Andreville. »Ich habe natürlich von den be-rühmten >Gefallenen Engeln< gehört. Ich habe sogar einmal Lord Michael Kenyon getroffen, als ich auf der Pyrenäenhalbinsel diente, obwohl ich ihm meinen richtigen Namen nicht verriet. Aber das ist eine andere

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