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Wie ein Blütenblatt im Sturm

Wie ein Blütenblatt im Sturm

Titel: Wie ein Blütenblatt im Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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besorgt ist? Er vermutet das meiste bloß.« Seine langen Finger spielten mit dem Stiel des Kelches. »Natürlich ist er darin sehr begabt. Dennoch bist du näher am Puls des Geschehens. Was ist deine Meinung?«
    Maggie war froh, die belastete Gefühlsebene zu verlassen. »Ich habe nichts Besonderes gehört, aber erstaunlich ist das Schweigen der Radikalen. Es ist untypisch für sie, aufzugeben, solange es noch junge Männer gibt, die bereit sind, für ihre Ideale zu sterben.«
    Etwas anderes hatte ihre Neugier geweckt, und so fuhr sie fort: »Du sprichst von Lord Strathmore mit seinem Vornamen. Kennst du ihn so gut?«
    »Ja. Du hast mich früher immer geneckt, ein Mitglied einer Gruppe zu sein, die den Spitznamen >Gefallene Engel< hatte. Lucien gehörte ebenfalls dazu. Da ich etwas älter als die anderen war, schloß ich in Oxford ein Jahr früher ab und ging nach London. Luce und die anderen waren noch auf der Universität, als du in London deine erste Saison hattest.«
    Maggie hatte Lord Strathmore nur zweimal in der Zeit, die sie für ihn arbeitete, getroffen, aber er hatte einen großen Eindruck bei ihr hinterlassen. Es war seltsam, nun herauszufinden, daß er ein enger Freund Rafes war. Die Welt war tatsächlich klein. »Soweit ich mich erinnere, habt ihr vier euren Namen wegen eures engelhaften Aussehens und eurer diabolischen Taten erhalten.«
    Sie hatte Rafe damit ein wenig aus der Fassung bringen wollen, aber er lächelte nur leicht. »Beides war heftig übertrieben.«
    Ihre Hand krampfte sich um ihren Fächer zusammen.
    Was die Taten betraf, mochte es wohl angehen, nicht aber das Aussehen. Rafe war mit einundzwanzig schon umwerfend gewesen; nun hatte die Reife seiner großen Gestalt noch eine Aura von Macht, seinem Gesicht Charakter und seiner Präsenz Autorität verliehen. Obwohl sie sich erinnerte, daß sein dunkles Haar von seiner italienischen Mutter herrührte, war ihr entfallen, wie dramatisch der Kontrast zu seinen hellen grauen Augen wirkte.
    Sie wünschte, sie wäre gegen seine Ausstrahlung immun gewesen, doch das war nicht der Fall. Was die Sache noch schlimmer machte, war die Tatsache, daß sie kein junges Mädchen mehr war; sie war eine erwachsene Frau, und sie kannte sich mit Leidenschaft aus. Und mit Sehnsucht…
    Gott sei Dank würde sie Rafe nicht wiedersehen müssen. Er hatte einen vernichtenden Effekt auf ihre Kon-zentrationsfähigkeit. Sie erhob sich und sagte: »Ich fange sofort mit den Nachforschungen an. Wenn ich irgend etwas Wichtiges höre, benachrichtige ich meine Kontaktperson in der britischen Delegation. Wenn du mich jetzt bitte entschuldigen würdest - ich muß mit ein paar Leuten reden.«
    Er stand ebenfalls auf und sah sie wachsam an. »Da ist leider noch etwas. Lucien möchte, daß du in dieser Sache mit mir, nicht mit der Delegation zusammenarbei-test.«
    »Was?« rief sie aus. »Warum, zur Hölle, sollte ich meine Zeit mit einem Amateur verschwenden? Wenn eine Verschwörung geplant ist, ist der Zeitfaktor entscheidend.
    Auch auf das Risiko, Euer Hoheits Fähigkeiten abzuwer-ten: Du würdest wahrscheinlich nur im Weg sein.«
    Rafes Lippen preßten sich zusammen, aber er hielt seine Stimme ruhig. »Lucien vermutet, daß jemand in der britischen Delegation entweder unsauber arbeitet oder ein Verräter ist, und diese Sache ist zu wichtig, um ein Risiko einzugehen. Er will, daß du mir Bericht erstat-test. Wir haben einen Kurierdienst zwischen London und Paris errichtet, um Lucien auf dem laufenden zu halten.
    Wenn die Ereignisse es erfordern, werde ich direkt zu Castlereagh oder Wellington gehen.«
    »Wie nett zu hören, daß Strathmore ihnen vertraut«, sagte sie mit einer Stimme, die vor Sarkasmus triefte.
    »Wie auch immer, ich ziehe es vor, auf meine Art zu arbeiten.«
    »Ich bin nicht in der Position, dich zu zwingen«, erwiderte Rafe sanft, »aber um der Aufgabe willen könntest du vielleicht deine Abneigung überwinden und doch mit mir zusammenarbeiten. Es wird nicht lange dauern.«
    Maggie funkelte ihn wütend an und bekämpfte den Impuls, ihm den Rest Wein über den Kopf zu schütten.
    Vielleicht würde er dann endlich seine enervierende Gelassenheit aufgeben. Dummerweise hatte sie keinen vernünftigen Grund - außer dem ihrer persönlichen Antipathie - , die Zusammenarbeit mit ihm zurückzuweisen.
    Und ob es ihr gefiel oder nicht, sie schuldete ihm wirklich etwas. Leicht zähneknirschend sagte sie also: »Also gut. Ich lasse dich wissen, was immer ich

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