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Wie ein Blütenblatt im Sturm

Wie ein Blütenblatt im Sturm

Titel: Wie ein Blütenblatt im Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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herausfinde.«
    Sie stellte ihr Glas ab und öffnete die Tür, als er sagte: »Laß mich dir noch meine Adresse geben.«
    Sie lächelte ihn spitzbübisch an. »Nicht nötig. Ich weiß bereits, wo du wohnst, wie Kammerdiener und Stallbursche heißen und wieviel Gepäck du dabei hast.« Damit war es ihr endlich gelungen, ihn zu überraschen, und sie setzte zuckersüß hinzu: »Vergiß nicht: Informationsbeschaffung ist mein Geschäft.«
    Maggie war ziemlich zufrieden mit sich, als sie ging.
    Wenigstens hatte sie an diesem Abend das letzte Wort behalten.
    Sehr schade, daß es nicht überhaupt das letzte war, das sie mit ihm austauschen mußte.

    Kapitel 3
    ACHDEM MAGGIE AUS dem Zimmer gerauscht war, N stieß Rafe einen langen, erschöpften Seufzer aus.
    Jahrelang hatte er die romantischen Erinnerungen an das Mädchen, das er geliebt und verloren hatte, gehütet und manchmal spekuliert, was wohl hätte sein mögen. Es war hart, diese wehmütige Nostalgie dadurch vernichtet zu sehen, daß eben dieses Mädchen höchst lebendig, ziemlich unverschämt und zudem unangenehm fähig bei seiner Arbeit war.
    Er trank den Wein aus und stellte das Glas auf das Buffet. Wenn auch immer wieder Erinnerungen an Margot Ashton hervorblitzten, so war diese Frau hier doch eine Fremde - verhärtet, unberechenbar, unverständlich. Das Mädchen, das er geliebt hatte, existierte nicht mehr, und er war sich nicht sicher, ob er diese Maggie mit ihrer kühlen, glatten Fassade mochte. Sie tat so, als hätte er sie vor so vielen Jahren betrogen, nicht sie ihn.
    Er seufzte erneut und stand auf. Meistens hatte die Wahrheit mehr als eine Seite; vielleicht dachte sie über den Vorfall damals ganz anders als er. Aber nun zählte es ohnehin nicht mehr. Man muß jung sein, um die schrecklichen Gefahren bedingungsloser Liebe in Kauf zu nehmen, und Rafe wußte, er war dazu nicht mehr in der Lage.

    Doch in einem Punkt hatte er sich geirrt. Er hatte geglaubt, daß keine Frau so begehrenswert sein konnte wie die Margot aus seiner Erinnerung. Nun stellte sich heraus, daß sie noch verführerischer war, als er es in seinem Ge-dächtnis bewahrt hatte. Es war ihm schwergefallen, die Hände bei sich zu behalten, selbst als sie ihm Beleidigungen an den Kopf warf.
    Während er das Zimmer verließ, um zum Ball zurückzukehren, rief er sich in Erinnerung, daß er nicht in Paris war, um mit ihr zu turteln, in Erinnerungen zu schwelgen oder kindische Spielchen zu spielen, wie groß auch immer die Provokation sein mochte. Was zählte, war die Konferenz und das Leben von Männern, die versuchten, einen dauerhaften Frieden aufzubauen.

    Bevor Maggie zu ihrem nächsten Rendezvous schritt, floh sie einen Moment in einen dunklen Nebenflur, um sich wieder zu sammeln. Sie lehnte sich an die Wand, schloß die Augen und ging alle Flüche und Obszönitäten durch, die sie fließend in fünf Sprachen beherrschte.
    Verdammter Robin, der sie zu diesem Gespräch ge-drängt hatte, verdammter Rafe Whitbourne mit seiner unerschütterlichen Gelassenheit, verdammter Kuß, der bewiesen hatte, daß Margot nicht so tot war, wie Maggie es gehofft hatte. Und verdammt sollte vor allem sie selbst sein, da es ihr kaum gelang, die schwache Vorfreude auf ihr nächstes Treffen zu unterdrücken.
    Wütend erinnerte sie sich daran, daß ein Kuß für ihn gar nichts bedeutete. Davon hatte er bestimmt in den letzten Jahren Hunderte genossen. Ach, wahrscheinlich sogar Tausende.
    Und deswegen konnte er es ja auch so verflixt gut…
    Der Gedanke belebte ihre Wut neu. Sie mußte sich bis zu den slowakischen Flüchen hindurcharbeiten, ehe sie endlich über sich lachen und ihren Weg fortsetzen konnte.
    Ihr Ziel war ein anderes Empfangszimmer, das dem ähnelte, in dem sie sich mit Rafe getroffen hatte. Sie trat ohne anzuklopfen ein. Robin lag ausgestreckt auf dem Sofa. Er drehte in seiner Hand ein Glas Wein und wirkte ganz und gar wie ein Liebhaber, der auf seine Mätresse wartete.
    Was schließlich mehr oder weniger zutraf.
    Er wollte sich erheben, aber sie bedeutete ihm mit einer Geste, daß es nicht nötig war. »Du brauchst nicht aufzustehen.« Sie schob einfach seine Füße beiseite, damit sie sich neben ihn setzen konnte, denn sie brauchte dringend den Trost seiner vertrauten Nähe.
    Es fiel ihm nicht schwer, ihre Miene zu interpretieren, und der Ausdruck gelangweilter Leere, den er kultivierte, wich amüsierter Intelligenz. »Darf ich es wagen, dich nach dem Ausgang des Rendezvous’ mit dem Duke zu

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