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Wie ein Blütenblatt im Sturm

Wie ein Blütenblatt im Sturm

Titel: Wie ein Blütenblatt im Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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gutaussehenden britischen Infantriemajor vertieft. Selbst aus der Entfernung konnte Rafe erkennen, wie sehr sie sich aufeinander konzentrier-ten, so als wären sie allein, statt in einer Menge von Gä-
    sten.
    Rafe war klug genug, sich einen Kommentar zu sparen.
    Er beschloß statt dessen, mit dem Sammeln von Informationen zu beginnen. »Wie laufen die Verhandlungen?«
    Northwood zuckte die Schultern. »Schwer zu sagen.
    Castlereagh hat meist alles in der Hand und läßt Unterge-bene gerade mal Dokumente abschreiben. Aber Sie haben sicher gehört, daß das erste Problem - was geschieht mit Napoleon? - bereits gelöst ist. Sie wollten ihn zuerst nach Schottland ins Exil schicken, fanden aber dann, es läge zu nahe an Europa.«
    »Sankt Helena sollte weit genug entfernt sein, damit er nichts mehr anstellen kann. Aber irgendwie kommt einem immer wieder der Gedanke, ob es nicht besser gewesen wäre, wenn Blücher ihn geschnappt und direkt erschossen hätte, wie er es eigentlich wollte.«
    Northwood lachte. »Wäre wahrscheinlich besser gewesen, aber als sich der Kaiser erst einmal den Briten ergeben hatte, mußten wir ja nun sein verfluchtes Leben bewahren.«
    »Man muß die Frechheit dieses Mannes einfach bewundern, ganz zu schweigen von seiner Gerissenheit«, stimmte Rafe zu. »Nachdem er Britannien den mächtigsten, be-ständigsten und großmütigsten seiner Feinde genannt hat, hatte der Prinzregent keine Chance mehr, ihn den Wölfen vorzuwerfen, obwohl die meisten Engländer Boney wahrscheinlich liebend gern in die Hölle geschickt hätten.«
    »Statt dessen setzt er sich auf Britanniens Kosten auf einer Insel zur Ruhe, wo angeblich das beste Klima auf der ganzen Welt herrscht. Nun, wenn er auf Elba geblieben wäre, könnte ich jetzt nicht hier in Paris sein.« Northwood warf ihm einen vergnügten Blick >unter Männern< zu. »Auf jeden Fall stimmt es, was man sich immer über die Pariser Ladys erzählt, nicht wahr, Candover?«
    Rafe bedachte ihn mit einem eiskalten Blick. »Ich bin gerade erst angekommen, kann also dazu nichts sagen.«
    Ohne die Abfuhr zur Kenntnis zu nehmen, sah Northwood zur Tür hinüber, durch die soeben Maggie mit ihrem goldschimmernden Haar und dem provokanten grünen Kleid eintrat. Sie sah von Kopf bis Fuß wie die hochwohlgeborene Kokotte aus. Northwood starrte mit herunterge-sunkener Kinnlade hinüber. »He, sehen Sie sich mal die blonde Hexe an. Muß mit irgend ‘nem Glücklichen oben gewesen sein. Meinen Sie, ich könnte sie fragen, ob sie das noch einmal macht?«
    Rafe brauchte einen Moment, bis er begriff, daß Northwood Maggie meinte. Er hatte sie niemals als blond betrachtet, denn das beschwor das Bild von blassen, anämischen Mädchen in seinem Geist herauf. Maggies creme-und goldfarbene Präsenz war zu lebhaft für eine so platte Beschreibung. Doch als er endlich verstand, um wen es ging, mußte er mühsam den dringenden Wunsch bekämpfen, dem Mann neben ihm das schmierige Grinsen aus dem Gesicht zu boxen.
    Er hielt den Atem an, bis der Impuls vorüber war, und sagte dann: »Ich bezweifle es. Ich habe die Lady bereits kennengelernt. Sie ist in Geschmacksfragen höchst wählerisch.«
    Die verborgene Beleidigung prallte abermals von Northwoods dickem Fell ab. »Erzählen Sie mir von ihr.« Er runzelte die Stirn, als Maggie in einer Traube österreichischer Offiziere verschwand. »Wissen Sie, sie kommt mir irgendwie bekannt vor, aber ich kann sie nicht recht ein-ordnen …« Plötzlich schnippte er mit den Fingern. »Ich hab’s! Sie erinnert mich an ein englisches Mädchen, das ich mal vor Jahren kannte. Margaret, nein, Margot Sound-so.«
    Rafes Magen drehte sich um. »Meinen Sie Miss Margot Ashton?«
    »Ja, genau die. Sie waren selbst hinter der her, nicht wahr? War sie so gut, wie sie aussah?« Das heisere Lachen ließ keinen Zweifel daran, auf welche Art von Beziehung Northwood anspielte.
    Rafe mußte wieder tief einatmen. War Northwood immer schon so vulgär gewesen, oder war er mit den Jahren schlimmer geworden? Eisig antwortete er: »Ich habe keine Ahnung. Ich kann mich kaum noch an Miss Ashton erinnern. Ist sie nicht ein Jahr oder so nach ihrem Debüt gestorben?« Er tat so, als würde er Maggie intensiv mu-stern. »Ja, wahrscheinlich gibt es da eine Ähnlichkeit, aber die Dame, die sie bewundern, ist Ungarin - Magda, die Gräfin Janos.«
    »Ungarin, hm? Eine Ungarin hatte ich noch nie. Würden Sie mich ihr vorstellen?«
    Rafe wußte, daß er Northwood ernsthaften körperlichen

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