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Wie ein Blütenblatt im Sturm

Wie ein Blütenblatt im Sturm

Titel: Wie ein Blütenblatt im Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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Schaden zufügen würde, wenn er nicht in den nächsten zehn Sekunden verschwand. »Leider Gottes habe ich es sehr eilig, aber ich bin sicher, Sie finden noch einen anderen gemeinsamen Bekannten. Wenn Sie mich also jetzt entschuldigen würden …?« Er wollte gerade die Flucht ergreifen, als sich jemand an seinen rechten Arm hängte.
    Mit dem Gefühl tiefster Resignation blickte er müde in Cynthia Northwoods große braune Augen hinab.
    »Rafe!« rief sie. »Wie wunderbar, Sie hier zu sehen. Ich hoffe doch, Sie bleiben eine Weile in Paris?«
    Cynthia war eine attraktive junge Frau mit dunklen Locken, einem herzförmigen Gesicht und der irreführenden Ausstrahlung von Unschuld. Ihr fester Griff verhinderte Rafes Flucht. Außerdem war sie eine gewisse Zeit seine Mätresse gewesen, und sie hatten sich in freund-schaftlichem Einvernehmen getrennt, so daß er sie nun kaum vor den Kopf stoßen konnte.
    »Ja. Ich habe mir eine Wohnung genommen und beabsichtige, den Herbst über zu bleiben, vielleicht sogar länger.« Sanft löste er seinen Arm aus ihrem Griff. »Bitte nehmen Sie Rücksicht auf meinen Kammerdiener. Er be-hütet meine Röcke derart, daß ich mich wundere, daß er sie mich überhaupt tragen läßt.«
    »Oh, tut mir leid«, sagte sie reuig. »Das liegt an der Pariser Atmosphäre, wissen Sie. Die Leute hier sind viel offener. Ich fürchte, das ist ansteckend.«
    »Ist das deine Ausrede?« fragte ihr Gatte giftig.
    Rafe spürte die Spannung, als die beiden sich wütend anblickten. In dem Wissen, daß er unbedingt fliehen muß-
    te, bevor die beiden eine Szene in der Öffentlichkeit machten, wie er sie zutiefst verabscheute, verabschiedete er sich knapp, und verschwand rasch in der Menge. Diesmal ließ er nicht zu, daß ihn jemand daran hinderte.
    Draußen, in der warmen Nachtluft, stieß er einen Seufzer der Erleichterung aus. Da es noch früh war, entließ er die Kutsche und machte sich zu Fuß auf den Rückweg. Es würde interessant sein, zu sehen, was Napoleon mit dieser Stadt gemacht hatte. Aber noch wichtiger: Er brauchte Zeit, seine verwirrten Gedanken zu ordnen.
    Da war zuerst Margot - er fand es immer noch schwer, an sie als Maggie zu denken. Allein ihre Existenz war schon verwirrend genug, und sie rief ihm Dinge in Erinnerung, die am besten begraben blieben. Und als wäre das noch nicht genug, tauchten die Northwoods auf der Bild-fläche auf. Ebensogut hätte der Teufel in einer boshaften Laune den Abend als Posse inszeniert.
    Aber eine Posse konnte ihn kaum amüsieren, wenn er sich dabei fühlte, als hätte man ihn in den Magen getreten. Als er, ohne etwas wahrzunehmen, auf die Tuilerien zuging, strömten die Erinnerungen an die Ereignisse wieder auf ihn ein, als wären sie erst gestern und nicht vor dreizehn Jahren geschehen.
    Er hatte Margot Ashton mit unkritischer Bewunderung geliebt, zu erstaunt, zu selig, daß ein Mädchen, das unter allen Männern in London hätte wählen können, sich für ihn entschieden hatte. In der Öffentlichkeit hatten sie sich diskret verhalten, da ihre Verlobung noch nicht offiziell verkündet worden war, doch er hatte jeden möglichen Augenblick mit ihr verbracht. Und sie schien in seiner Gegenwart ebenso glücklich wie er in ihrer.
    Dann war die fatale Junggesellenparty gekommen. Er konnte sich noch an jeden der anwesenden jungen Männer erinnern, konnte sich in Einzelheiten daran erinnern, wie Oliver Northwood betrunken beschrieben hatte, wie er ein paar Tage zuvor auf einer anderen Party im Garten ein Mädchen von ihrer lästigen Jungfräulichkeit befreit hatte.
    Rafe hatte kaum zugehört, bis Northwood am Ende der Na-me des Mädchens entschlüpfte: Margot Ashton.
    Die meisten der jungen Männer bewunderten Margot, und nach einem Augenblick verdatterten Schweigens hatte einer von ihnen Northwood zugezischt, daß man so nicht von einer jungen Dame spräche. Doch die Katastrophe war geschehen.
    Keiner der Anwesenden wußte von der Verlobung, daher dachte sich keiner etwas, als Rafe sich kurz darauf entschuldigte. Die grünliche Färbung in seinem Gesicht wurde der Menge Alkohol zugeschrieben, die er konsumiert hatte, und er war vergessen, sobald er den Raum verließ.
    Draußen schaffte Rafe es gerade bis zur Straße, ehe er auf die Knie fiel und zu würgen begann, als wollte er seine Eingeweide ausspucken. Er stellte sich Margots Körper mit dem des widerlichen Dreckskerls vereint vor, ih-re vollen Lippen, die ihn küßten, ihre langen Beine, die sich um ihn schlangen

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