Wie ein Blütenblatt im Sturm
gehört hat.
Hast du noch andere Hinweise?«
»Nein, leider. Aber ich frage mich …« Robins Stimme verebbte, als er sie geschickt von einem betrunkenen russischen Offizier fortschwenkte, dessen Walzerbegeiste-rung sein mangelndes Talent wettmachte.
Als sie wieder frei tanzten, fuhr Robin fort. »Könnte es sein, daß ein solcher Name von einem Familienwappen ab-geleitet worden ist? Der Mann, den wir suchen, besitzt bestimmt Macht und Titel. Ein Familienwappen wäre nur lo-gisch.«
Sie spürte, wie sich ihre Haare aufrichteten. In vieler Hinsicht war Robin genauso intuitiv wie sie, und es wäre nicht das erste Mal, daß ein kleines Detail im Geist einen Sprung zu einer ganz anderen Sache auslöste. Wenn er ei-ne Eingebung hatte, dann stimmte diese meistens.
»Ja, du hast recht«, stimmte sie zu. »Ich erkundige mich, in wessen Wappen eine Schlange oder etwas in der Art enthalten ist. So viele kann es nicht geben. Und es wird guttun, endlich etwas Konkretes zum Nachforschen zu haben. Zu viele Tage haben nichts erbracht.«
Dann erzählte sie ihm von ihrem Gespräch mit General Roussaye und von ihren Vermutungen.
Robin hörte aufmerksam zu. »Ich werde herausbekommen, ob es in seinem Vorleben irgendeine Schlange gibt.
Ich denke, wir stehen kurz vor einem Durchbruch. Aber ich bitte dich, Maggie, sei vorsichtig. Mein Informant scheint Le Serpent für einen direkten Nachfahren des Teufels zu halten. Wer immer es sein mag, er ist gefährlich!«
Die Musik endete. Robin hatte sie beide so manövriert, daß die letzten Takte sie zum Duke of Candover brachten.
Mit formvollendeter Geste übergab er sie wieder Rafes Obhut, verabschiedete sich und verschwand.
Maggies besorgter Blick folgte ihm. Robin mußte so erschöpft sein wie sie, aber wie sie ihn kannte, würde er die halbe Nacht in den Pariser Spielhöllen und Spelunken her-umstromern, um eine Spur dieser mysteriösen Schlange zu finden. Und er hatte ihr gesagt, sie solle vorsichtig sein!
Besorgt, wie sie war, entging ihr Rafes finsterer Gesichtsausdruck, als er sie schweigend musterte.
Kapitel 10
M NÄCHSTEN MORGEN kümmerte Maggie sich als er-A stes um Schlangen und verwandte heraldische Wesen, indem sie eine zerbrechliche alte Dame in Faubourg-St. Germain aufsuchte. Madame Daudet hatte alle männlichen Nachkommen in Napoleons Kriegen verloren, und sie sehnte sich nach Frieden. Zudem kannte sie Geschichte, Eheverbindungen und Wappen jeder bedeutenden Familie in Frankreich. Nachdem Maggie ihr Anliegen vorgetragen hatte, versprach sie, innerhalb achtundvier-zig Stunden eine detaillierte Liste aller Möglichkeiten aus sowohl altem als auch neuem Adel zu erstellen. Mit Glück würden sie dann eine Spur haben.
Gegen Mittag kam eine Nachricht von Rafe, in der stand, daß sie am folgenden Tag zum Lunch bei den Castlereaghs eingeladen waren. Maggie nickte zufrieden und machte sich dann fertig, um eine geschwätzige Frau zu besuchen, die sich auf den unteren Ebenen der Bonapartisten auskannte. Vielleicht wußte sie auch über Schlangen Bescheid.
Maggie wurde aufgehalten, als der Butler ihr die Karte eines unerwarteten Besuchers brachte: Mrs. Oliver Northwood.
Neugierig, was Cynthia Northwood wohl zu sagen hatte, bat sie den Butler, den Gast hereinzuführen. Die junge Frau wirkte angespannt, und ihr Gesicht schien, im Kontrast zu den dunklen Locken, noch blasser als sonst.
»Ich bin froh, daß Sie zu Hause sind, Gräfin«, sagte sie in mühsamem Französisch. »Ich muß dringend mit Ihnen reden.«
Auf englisch antwortete Maggie: »Aber natürlich, meine Liebe. Möchten Sie vielleicht einen Kaffee?«
Auf ein Nicken ihres Gastes gab sie dem Butler Anwei-sungen und setzte sich dann, wobei sie Cynthia das Sofa am Fenster anbot, wo es hell genug war, daß sie das Mie-nenspiel der jungen Frau erkennen konnte. Maggie plauderte recht unbefangen und erhielt einsilbige Antworten, bis der Kaffee und köstliche kleine Süßigkeiten gebracht wurden. Als sie wieder allein waren, sagte Maggie: »Wenn Sie mich um etwas bitten möchten, dann sollten Sie vielleicht einfach damit herausrücken.«
Cynthias große braune Augen blickten zur Seite. »Es ist schwerer auszusprechen, als ich dachte. Sie kennen mich kaum und haben keinerlei Grund, sich meine Probleme anzuhören, aber… aber ich brauche eine Frau, mit der ich reden kann.«
»Und Sie haben mich ausgesucht, weil der Duke of Candover uns beiden gut bekannt ist?«
Cynthia blickte sie verdutzt an, dann lächelte sie
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