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Wie ein Blütenblatt im Sturm

Wie ein Blütenblatt im Sturm

Titel: Wie ein Blütenblatt im Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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schnellstens in eine Zelle neben Michel Ney befördern, wo er auf die Hinrichtung warten kann.«
    »Männer sind manchmal so dumm!« sagte Maggie verärgert. »Er hat eine wunderschöne Frau, die ihn innig liebt, er hat genug legitimes Vermögen angehäuft, um ein schönes Leben zu führen, und dennoch will er alles wegwerfen.«
    »Ich mag ihn auch. Bist du sicher, daß er unser Mann ist?«
    Sie schüttelte mit abwesendem Blick den Kopf. »Ich kann nicht sicher sein, aber ich spüre, daß bei dem General nicht alles einwandfrei ist. Vielleicht ist er nicht in unsere besondere Verschwörung verwickelt, aber irgend etwas stimmt da, fürchte ich, dennoch nicht.«
    In solchen Momenten haßte sie es, Spionin zu sein.
    Wenn sie sich irrte, war sie mit daran schuld, daß ein Unschuldiger ruiniert wurde. Alle wichtigen Bonapartisten bewegten sich auf gefährlich dünnem Eis, und ein winziger Verdacht konnte sie vernichten, vielleicht sogar vors Erschießungskommando bringen.
    Grimmig rief sie sich in Erinnerung, daß es um Wichtigeres ging als um ein einzelnes Leben; das erfolgreiche Attentat auf einen Führer der Alliierten konnte Europa in einen neuen Krieg stürzen. »Wir sollten unsere Informationen so bald wie möglich weitergeben. Vielleicht weiß Lord Strathmore irgend etwas, das bei der Auswer-tung hilfreich ist.«
    »Ich schicke noch heute nacht einen Kurier zu Lucien.
    Aber ich denke, wir sollten jetzt auch mit Lord Castlereagh reden.«

    Daran gewohnt, immer nur indirekt vorzugehen, war Maggie einen Augenblick vollkommen verdattert. Wie auch immer, der Außenminister wußte von ihrer Arbeit und hatte Gründe, ihren Spekulationen zu vertrauen.
    Wenn sie und Rafe ihn persönlich sprechen konnten, schafften sie es möglicherweise, ihn von der Dringlichkeit der Sache zu überzeugen. »Wir müssen ihn aber treffen, ohne irgendwelche Fragen zu provozieren.«
    »Kein Problem«, antwortete Rafe. »Lord und Lady Castlereagh empfangen oft höherrangige britische Besucher, und als einen solchen darf ich mich - bei aller Be-scheidenheit - bezeichnen. Als meine Begleitung und eine Lady, die ihnen bereits bekannt sein müßte, wirst du auch willkommen sein. Ich werde ihn bitten, für uns ein privates Frühstück oder einen Lunch zu arrangieren.«
    »Beeil dich damit«, sagte sie finster. »Ich spüre in den Knochen, daß bald etwas geschehen wird.«
    Die Musik hörte auf, und sie verließen die Tanzfläche.
    Sie wollte gerade vorschlagen, den Abend zu beenden, als das Orchester einen weiteren Walzer begann und Robin sich ihnen näherte. Er begrüßte Rafe freundlich und verbeugte sich dann vor Maggie.
    »Gräfin Janos, würden Sie mir die Ehre dieses Tanzes gewähren?«
    Trotz des eisigen Aufblitzens in Rafes Augen dachte Maggie nicht daran, abzulehnen. Für die Öffentlichkeit kannten Robin und sie sich nur sehr flüchtig, und er hätte sie nicht zum Tanzen aufgefordert, wenn er nicht dringend mit ihr sprechen mußte. So lächelte sie und reichte ihm die Hand. »Es ist mir ein Vergnügen, Mr. Anderson.«
    Sie warf Rafe einen Handkuß zu, als Robin sie schon in seine Arme zog und in schnellen Drehungen auf dem Parkett forttrug.
    Sie kannten sich schon so viele Jahre lang, und so nah, wie sie einander gewesen waren, hatten sie doch noch keinen Walzer zusammen getanzt. Es überraschte sie nicht, daß er ein exzellenter Tänzer war, auch nicht, daß sie einander so vertraut waren, daß Konzentration auf die Fußarbeit unnötig war. Mit einem unbekümmerten Lächeln auf den Lippen fragte sie: »Stimmt etwas nicht, Robin?«
    »Ich habe etwas erfahren, das ich dir unbedingt sofort weitersagen wollte. Ich hoffe, du kannst dir einen Reim darauf machen.« Seine ernsten blauen Augen kontrastierten mit seiner gelösten Miene. »Einer meiner Informanten hat mir einen Namen genannt, den wir uns für die Verschwörung merken sollten. Kein richtiger Name, aber immerhin ein Anfang. Der Mann wird Le Serpent genannt.«
    »Le Serpent?« Sie zog konzentriert die Brauen zusammen. »Habe ich noch nie gehört.«
    »Ich auch nicht. In der Pariser Unterwelt existiert niemand mit einem solchen Namen. Mein Informant konnte nicht einmal sagen, ob der Kerl Franzose oder Ausländer ist. Es scheint, daß Le Serpent Verbrecher rekrutiert, um ein Attentat auf einen der alliierten Führer zu verüben.«
    Sie dachte einen Moment darüber nach, aber die Worte ließen keine Glocke in ihrem Kopf klingen. »Ich frage nach, ob eine meiner Frauen von diesem Mann

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