Wie ein Blütenblatt im Sturm
Luft ein. »Und nicht von Ihrem Mann.«
»Wir haben uns seit Jahren nicht mehr wie Mann und Frau benommen. Unglücklicherweise will er mich zwar nicht für sich selbst, akzeptiert aber ganz bestimmt keinen anderen.« Cynthia erschauerte leicht. »Ich habe Angst davor, was er wohl tun wird, wenn er bemerkt, daß ich zunehme.«
»Und das gehört nicht zu den Dingen, die man lange verbergen kann«, bemerkte Maggie. »Was sagt Ihr Major dazu?«
Cynthia verschränkte die Hände in verzweifelter Geste.
»Ich habe es ihm noch nicht gesagt. Ich weiß aber, daß er darauf bestehen würde, daß ich Oliver verlasse und zu ihm komme.«
»Es würde einen Skandal geben, aber so etwas kommt nicht selten vor. Vielleicht ist das die beste Lösung.«
Zum ersten Mal zitterte Cynthias Stimme. »Sie kennen meinen Mann nicht. Oliver ist schrecklich rachsüchtig, und er würde Michael vor Gericht belangen. Michael ist nicht reich, er wäre ruiniert. Seine militärische Karriere wäre vorbei, und unsere beiden Familien wären entehrt.«
Mit einem Flüstern endete sie. »Und es würde meinem Vater das Herz brechen.« Sie vergrub ihr Gesicht in ihren Händen und konnte die Schluchzer nicht mehr aufhalten.
Zwischen mühsamen Atemzügen preßte sie hervor: »Au-
ßerdem habe ich solche Angst, daß Michael mich hassen wird, weil ich sein Leben zerstört habe.«
Maggie eilte zu ihrem Gast auf das Sofa und legte Cynthia den Arm um die Schultern. Im stillen verfluchte sie die strengen Ehegesetze, die Mann und Frau aneinander-ketteten, egal wie verhaßt sie einander waren.
Als Cynthia sich etwas beruhigte, reichte Maggie ihr ein Taschentuch. »Ihre Wahlmöglichkeiten sind begrenzt.
Sie können bei Ihrem Mann bleiben oder gehen. Wenn Sie ihn verlassen, können Sie zu Ihrem Vater zurückkehren, mit Ihrem Major zusammenleben und sich vielleicht allein neu einrichten.«
Cynthia straffte die Schultern und wischte sich die Augen mit dem Taschentuch. »So wie Sie es sagen, hört es sich so einfach an. Ich will Oliver verlassen, aber es wird schwierig werden. Mein Mann wäre sowohl in seinem Stolz verletzt als auch in seinen Finanzen geschädigt, denn das Geld meines Vaters trägt uns. Natürlich ist meine Mitgift längst aufgebraucht, aber Papa schickt regelmäßig Beträge, die ich für den Haushalt verwende. Wenn ich gehe, hört das auf. Bei den Summen, die Oliver im Spiel verliert, wird er sich wahrscheinlich allein nicht erhalten können.« Nervös strich sie sich eine Strähne aus dem Gesicht. »Obwohl er es vielleicht doch schafft. Irgendwie hat er immer Geld.«
Eine Alarmglocke schrillte in Maggies Kopf. Northwood, ein unverbesserlicher Spieler, mit unerklärlichen Geldquellen? Sie hatten sich darauf konzentriert, etwas über das Komplott zu erfahren, denn das war am drin-gendsten, aber da gab es ja noch die Möglichkeit eines Spions innerhalb der britischen Delegation. Wenn es einen solchen Verräter gab, mochte Le Serpent ihn durchaus benutzen. Da Maggie Oliver Northwood zutiefst verabscheute, war sie gern bereit, ihn als Schurken in Betracht zu ziehen. Und wenn sie eine Verbindung zu dem Meister-verschwörer finden konnte …
Ihre Erregung unterdrückend, sagte sie beiläufig: »Sein Verdienst vom Außenministerium wird ihm helfen.«
»Ach, das ist eine milde Gabe - bloß zweihundert Pfund im Jahr.« Cynthia zuckte gleichgültig die Schultern.
»Vielleicht ist er einfach ein besserer Spieler geworden.
Wenn er seine Schulden nicht bezahlt, wird ja vermutlich keiner mehr mit ihm spielen wollen.«
»Könnte es sein, daß Ihr Mann in etwas verwickelt ist, was nicht ganz in Ordnung ist?«
»Was meinen Sie?«
Maggie machte ein unschuldiges Gesicht. »Es war nur eine Hoffnung. Wenn Ihr Mann ein Geheimnis hat, könnte man ihn vielleicht leichter überreden, Sie friedlich gehen zu lassen.« Sie lächelte hinterhältig. »Ich nehme an, daß ein Grund, mit mir zu sprechen, jener war, daß Sie gerne wissen möchten, wie eine Europäerin über die Sache denkt, die nicht mit dem englischen Sinn von Fairplay aufgewachsen ist.«
Cynthias kurzfristiger Schock verwandelte sich rasch in Verlegenheit. »Vielleicht ja, aber ohne daß es mir bewußt war.« Sie wirkte abwesend, als sie über Maggies Worte nachdachte. »Möglich, daß er wirklich etwas zu verbergen hat. Er hat sich irgendwie verändert, seit er ins Außenministerium gekommen ist, und das hat sich verstärkt, seit wir in Paris sind. Seitdem hat er auch mehr Geld. Ich meine, mehr
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