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Wie ein Blütenblatt im Sturm

Wie ein Blütenblatt im Sturm

Titel: Wie ein Blütenblatt im Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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Diebstahl.«
    Der große Preuße war ungerührt. »Sie können sagen, was Sie wollen, ich bin jedenfalls auf Befehl meines Kö-
    nigs hier. Wir haben sowohl die Macht als auch das Recht auf unserer Seite, und wir dulden keine Einmischung.«
    Die Soldaten packten nun die Gemälde in die hölzer-nen Kisten, die sie mitgebracht hatten. Eine Menge feindselig blickender Franzosen hatten sich um sie ver-sammelt, und Maggie fürchtete einen Moment, sie würden sich auf die Soldaten stürzen. Doch die Zuschauer blieben passiv.
    Varennes zischende Stimme fuhr fort: »Seien Sie nicht so selbstgerecht, Oberst. Viele von den Werken, die die Alliierten so empört zurückfordern, waren ohnehin gestohlen. Die Bronzepferde vom Markusplatz zum Beispiel, die die Venezier in Konstantinopel erbeute-ten.«
    Von Fehrenbach meinte zynisch: »Das bestreite ich nicht. Aber es liegt im Wesen der Beute, und daher läßt es sich nicht leicht moralisieren.«
    Roussaye mischte sich ein. »Alle Nationen haben ge-plündert, aber nur Frankreich hat diese ganze Schönheit für alle zugänglich gemacht. Selbst die Ärmsten der Armen können sich hier im Glanz der Kunst sonnen.«
    »Das ist richtig. Die Franzosen sind die effektivsten Diebe in der ganzen Geschichte«, stimmte der Oberst kalt zu. »Ihr studiert Kunstbücher und schickt Experten los, damit euch ja keines der besten Stücke entgeht. Der Kaiser hat ja sogar den Vatikan dazu gebracht, die Kosten der Fracht für die Beutestücke nach Paris zu bezahlen. Aber vergessen Sie nicht, was Wellington gesagt hat: Beute ist das, was blutige Hände nehmen und behalten können.«
    Von Fehrenbach wandte sich zu seinen Männern um, sagte aber über seine Schulter: »Und Frankreich kann das hier nicht behalten.«
    Es war ein Glück für den Oberst, daß er so viele Soldaten dabeihatte, denn seine Worte verursachten ein lautes Grummein ohnmächtiger Wut bei den Schaulustigen.
    Nach einem Augenblick der Erstarrung wirbelte General Roussaye auf dem Absatz herum und kam zu seinen Begleitern zurück. »Ich denke, wir gehen jetzt besser.« Er nahm den Arm seiner Frau und führte sie den Gang hinab. Rafe, Maggie und Varenne folgten.
    Die Nachricht von dem Disput im Louvre hatte sich bereits verbreitet, und draußen sammelte sich eine Menschenmenge auf dem Place du Carousel. Im Schatten des gewaltigen Triumphbogens, der von den Bronzepferden von St. Markus gekrönt wurde, konnten Maggie und ihre Gefährten beobachten, wie die Venus de Medici mit den Füßen voran herausgetragen wurde. Ihr folgte der Apollo Belvedere.
    In der Nähe stieß ein junger Mann in einem farbver-schmierten Kittel einen gequälten Schrei aus. »Oh, wenn Wellington wenigstens befohlen hätte, es nachts zu machen! Dann hätten wir nicht zusehen müssen, wie sie uns berauben!«
    Zwar war der Kummer des Künstlers echt, aber Maggie konnte sich einfach des Gedankens nicht erwehren, daß die Venezier, die Preußen und die anderen Opfer von Napoleons Gier dasselbe hatten durchmachen müssen.
    Hinter ihr erklang Rafes weiche Stimme. »Leider Gottes wird Wellington dafür verantwortlich gemacht.

    Seine Beliebtheit bei den Franzosen wird nun schnell verfliegen.«
    Roussaye wandte sich zu ihnen um, seine Frau hielt sich, Kummer in ihren riesigen dunklen Augen, immer noch an seinem Arm fest. »Ich fürchte, ich werde in nächster Zeit kein besonders unterhaltsamer Begleiter sein«, sagte Roussaye mit bewundernswerter Haltung.
    »Bitte verzeihen Sie uns, wenn wir nun gehen.«
    Kultiviert wie immer erwiderte Rafe: »Selbstverständlich, General Roussaye, Cousine Filomena. Vielleicht verabreden wir uns einmal zu etwas, das weniger Kontroversen hervorruft.«
    Der General lächelte ohne Humor. »Nichts in Frankreich ist ohne Kontroverse.«
    Varenne mischte sich zum ersten Mal, seit sie den Louvre verlassen hatten, ein. »Ganz Frankreich teilt Ih-re Empörung, General.«
    Als Maggie sah, wie sich die zwei einflußreichen, fä-
    higen Franzosen einen verstehenden Blick zuwarfen, hatte sie das beunruhigende Gefühl, daß Frankreich einmal mehr das gefährlichste Land in Europa sein würde, wenn sich Royalisten und Bonapartisten jemals vereinen sollten. Gott sei Dank bestand zwischen diesen beiden Parteien noch zuviel Haß, als daß es bald geschehen konnte.
    Nachdem die Roussayes gegangen waren, wandte sich Varenne an Maggie und Rafe. »Es tut mir leid, daß Sie eine solche Szene miterleben mußten. Ich hatte Ge-rüchte gehört, daß die Preußen wegen der

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